Bei der gestrigen Preisverleihung des 10. Sächsischen Förderpreises für Demokratie ist das Theater der Jungen Welt mit dem Sonderpreis ausgezeichnet worden. Anlass war die Produktion „Brennpunkt: X“. Die Jury stellte zudem das langjährige Engagement des Theaters für Demokratie heraus, das sich in zahlreichen Projekten und Inszenierungen niederschlägt.

In einer engagierten Dankesrede unterstrich Jürgen Zielinski seine Auffassung, dass es zur substanziellen Aufgabe der kommunalen Theater gehöre, sich für Demokratie, Toleranz und geflüchtete Menschen zu engagieren. Allerdings stoße das Theater der Jungen Welt an die Grenzen der strukturellen Machbarkeit, so dass „Brennpunkt: X“ leider abgespielt werden musste. Das „Konsortium der Stiftungen des Förderpreises“ sei beispielhaft, könne aber nicht die Politik aus der Verantwortung nehmen, notwendige Projekte der interkulturellen Verständigung und Demokratieförderung über einen längeren Zeitraum zu ermöglichen.

Das TdJW hat in den letzten Jahren kontinuierlich Projekte zu den Themen Demokratieförderung, Rechtsextremismus und Antisemitismus realisiert. Dabei gab es mehrfach Kooperationen mit dem Ariowitsch-Haus – Zentrum Jüdischer Kultur, etwa zum Sommertheater 2014. Ein besonderes Projekt war 2009 „Kinder des Holocaust“, mit dem das Theater auch nach Polen und Israel zu Gastspielen eingeladen wurde. 2005 lud es zu der vielbeachteten Installation „Hotel Babylon“, das als interkulturelles Projekt Menschen mit und ohne Migrationshintergrund persönliche Begegnungen über Sprachgrenzen hinweg ermöglichte. Auch gegen das mittlerweile geschlossene NPD-Zentrum in unmittelbarer Nachbarschaft hat sich das TdJW stets offensiv und kreativ positioniert.

„Brennpunkt: X“ hatte im Juni 2016 Premiere als internationales Sommertheater und wurde außerdem im Oktober 2016 noch einmal aufgeführt. 11 Geflüchtete aus Syrien, dem Irak, Pakistan, dem Libanon, Tunesien und Marokko und fünf Ensemblemitglieder entwickelten darin einen Theaterabend zum Thema Flucht und Ankommen in Deutschland in der Regie von Jörg Wesemüller, basierend auf dem gleichnamigen Stück von Nuran David Calis und eigenen Erfahrungen der Geflüchteten. Zur Wiederaufnahme im Oktober hatten bereits zwei Spieler Deutschland verlassen, da ihr Asylantrag abgelehnt worden war.

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