Daten werden in unserer digitalisierten Welt in nahezu jeder Branche gesammelt. Sie geben zum Beispiel Auskunft über die Boden- und Luftqualität oder über die Wetterlage. Wirtschaftsinformatiker der Universität Leipzig wollen in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen und Partnern aus der Wirtschaft Wege finden, diese sogenannten domänenübergreifenden Daten so aufzubereiten, dass sie von den verschiedensten Zielgruppen genutzt werden können.

Geliefert werden diese Daten unter anderem von Satelliten, stationären Messeinrichtungen oder Sensoren an Fahrrädern, Fitnessarmbändern und anderen Quellen. „Am Ende steht ein Service, der dem Konsumenten zur Verfügung gestellt wird“, sagt Prof Dr. Rainer Alt vom Institut für Wirtschaftsinformatik, der das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Bogdan Franczyk initiiert hat.

„Smart Sensor-based Digital Ecosystem Services“ (S2DES) heißt das vierjährige, von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) geförderte und dem Europäischen Sozialfonds mitfinanzierte Projekt. Beteiligt sind neben der Universität Leipzig, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und dem Institut für Angewandte Informatik (InfAI) e.V. auch sechs Unternehmen aus der Wirtschaft. Zusätzlich zu diesen Kernpartnern bilden zwanzig assoziierte Partner zu verschiedenen Anwendungsfeldern die S2DES-Community, deren erstes Treffen am 6. März 2017 in Leipzig stattfindet.

S2DES geht davon aus, dass die in zunehmendem Maße und zunehmender Vielfalt vorhandenen Daten aus zahlreichen Sensoren nicht nur in einem, sondern in mehreren Anwendungsgebieten nutzbar sind. So tauschen beispielsweise Agrarbetriebe Daten über Bodenqualität, Schädlingsbefall und weitere wachstumsbeeinflussende Faktoren nicht nur untereinander aus, sondern verknüpfen Umweltdaten mit weiteren Daten und Ergebnissen aus Forschungsprojekten, um ihre Erträge zu verbessern. Gleiches gilt für andere Bereiche: Daten aus der Hausautomatisierung lassen sich nicht nur von den Bewohnern direkt nutzen, etwa zur Lichtsteuerung oder zur Energieeinsparung durch intelligente Systeme, sondern auch von anderen Dienstleistern, wie ambulanten Pflegediensten oder Familienservices. Allen Beispielen gemeinsam ist, dass sich durch die domänenübergreifende Datennutzung neue Anwendungsfelder ergeben

„Basis für die Umsetzung sind hochflexible und modulare Informationssysteme, die die Bereitstellung und Nutzung von Sensordaten durch unterschiedliche Nutzergruppen unterstützen, große Datenmengen verarbeiten, Expertenwissen integrieren sowie kooperative Marktplatzfunktionalitäten für die wirtschaftliche Verwertung anbieten können“, erklärt Bogdan Franczyk. Die an verschiedenen Stellen gesammelten Daten werden über Schnittstellen in eine Datenbank übertragen, um sie dann über verschiedene Integrationsverfahren für unterschiedliche Zwecke nutzbar zu machen. So können beispielsweise Daten über die Qualität eines Bodens in eine digitale Karte integriert werden. Informationen über die Luftqualität an einem bestimmten Ort sind für Agrar- und Immobilienunternehmen genauso interessant wie für Jogger oder Asthmatiker.

Datenschutz ist bei dem Projekt ein wichtiges Thema. „Es herrscht Datensouveränität. Jeder entscheidet selbst, was er weitergibt“, erläutert Franczyk. Teil des Projekts ist auch ein Qualitätsmanagement, um Fehler und Anomalien in den statistischen Verfahren zu erkennen. „Letztlich verbinden das S2DES-Projekt zahlreiche Technologien wie etwa Big Data, Sensorik, mobile Technologien oder elektronische Plattformen, um durch die domänenübergreifende Verknüpfung von Daten Synergien in der Datennutzung sowie neue Anwendungspotenziale zu erschließen“, sagt Alt. Dies entspricht dem Ziel des InnoTeam-Förderprogramms, wonach über den Transfer von Forschung in die Wirtschaft sowie die Vernetzung in der Wirtschaft die Kompetenzen der Mitarbeiter in den Unternehmen erweitert werden sollen.

Informationen zum Projekt S2DES gibt es auch am Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“ auf der diesjährigen Computermesse CeBIT vom 20. bis 24. März in Hannover. Die Universität Leipzig stellt dort unter anderem „Social CRM – Technologien und Anwendungen für die Kundenbeziehung im Zeitalter des Social Web“ vor.

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