Ein Fachtag an der Universität Leipzig liefert Einblick in die aktuelle Forschung und die Arbeit von Fachkräften. Von weltweit etwa 65 Millionen Menschen, die sich allein im Jahr 2015 auf der Flucht befanden, waren laut Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks über die Hälfte Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Darunter befanden sich mindestens 98.400 Kinder und Jugendliche, die ohne Begleitung ihrer Eltern oder anderer naher Bezugspersonen flüchteten. Ein Fachtag an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig wird sich nun genau mit dieser spezifischen Problematik rund um unbegleitete minderjährige Geflüchtete (UMG) beschäftigen.

Die ganztägige Veranstaltung findet am Mittwoch, 7. Februar 2018, ab 9 Uhr im Studienzentrum, Liebigstraße 27, statt. Eingeladen sind Fachkräfte aus dem sozialen, pädagogischen, psychologischen und dem medizinischen Bereich.

Hintergrund

In Deutschland lebten im Jahr 2016 laut “Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V.” mehr als 60.000 UMG, die meisten kamen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und Eritrea. UMG stellen eine besonders belastete und verwundbare Gruppe dar. Internationale Studien belegen, dass sie im Vergleich zu anderen minderjährigen und volljährigen Geflüchteten eine höhere Zahl traumatischer Erfahrungen aufweisen und häufiger unter psychischen Störungen leiden.

In den letzten beiden Jahren wurden von der Arbeitsgruppe “Psychotraumatologie und Migrationsforschung” der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie zwei Studien mit in Leipzig lebenden UMG durchgeführt. Für Fachkräfte, die mit UMG arbeiten, stellt die Unterstützung und Begleitung daher oft eine besondere Herausforderung dar. Ziel des Fachtages ist es, Wissen über theoretische Konzepte, wissenschaftliche Befunde und deren Bedeutung für die praktische Arbeit mit UMG zu vermitteln und Einblick in erste Ergebnisse der Studien der Arbeitsgruppe zu geben. Darüber hinaus soll ein Austausch von Praxiserfahrungen ermöglicht werden.

In drei Workshops werden praxisnahe Themen wie die Arbeit mit Sprachvermittlung, der Umgang mit psychischen Belastungen der UMG sowie die Selbstfürsorge der Betreuer vertiefend bearbeitet. Neben der posttraumatischen Belastungsstörung als klassische Traumafolgestörung treten bei UMG unter anderem auch vermehrt Ängste, Depressionen, Suizidalität und psychosomatische Beschwerden auf.

So müssen sie nicht nur mit dem Fluchtschicksal und den in diesem Zusammenhang gemachten Erfahrungen allein ohne den Schutz und die Unterstützung ihrer Eltern oder einer anderen Bezugsperson umgehen. Sie befinden sich zusätzlich auch in einer Lebensphase, in der sie mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind, die mit der körperlichen, psychischen und sozialen Entwicklung des Erwachsenwerdens einhergehen.

Veranstaltungsort: Studienzentrum der Medizinischen Fakultät, Liebigstraße 27, Kleiner Hörsaal, Beginn: 9:00 Uhr

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