Am 20. Juni, 19 Uhr, begrüßen wir Ann Carolin Renninger und René Frölke zum Regiegespräch im Grünen Salon der Schaubühne. Ihr Film „Aus einem Jahr der Nichtereignisse“ beschreibt die pragmatische Lebenshaltung des fast 90-jährigen Bauern Willi, der allein auf einem alten norddeutschen Dreiseitenhof wohnt.

Zum Film

Die Zeit zeigt sich in vielen Gestalten. Der Rollator quietscht spitz, wenn Willi ihn über seinen Hof schiebt, um die Hühner zu füttern. Ein Stuhl steht herum, das Moos schiebt sich an seinem Bein nach oben. Die Nachbarin kommt vorbei und erzählt von einer Goldhochzeit. Im Haus hat schon lange niemand mehr die Blumen gegossen, dafür zieren feine Netze die Blätter. Willis Hände zeugen von einem arbeitsamen Leben. Sie fahren durch das Fell der dösenden Katze, deren Schnurren den Raum erfüllt. Langsam die Bewegungen, er hat Zeit. Das Filmmaterial gibt einen Rhythmus vor, die 16mmund Super8-Kameras beschränken die Dauer der Einstellungen.

Jede Geste, jedes Bild geschieht mit Bedacht. Die Grenzen heben die Qualität des Augenblicks hervor, man ist ganz im Jetzt. Willi gestaltet sein Leben autonom und pragmatisch und legt großen Wert darauf. Ein Jahr lang haben Ann Carolin Renninger und René Frölke den alten norddeutschen Bauern auf seinem Hof besucht und dort gefilmt. Entstanden ist ein Film, der das Alter als einen entschleunigten Raum zeigt.

Deutschland 2017 von Ann Carolin Renninger und René Frölke, 83 min

„ein betörend schöner Film“ – taz „eine Studie in Gemächlichkeit“ – ORF „Eineinhalb Stunden Urlaub im Kino. Der entschleunigste Film des Jahres.“, Programmkino.de.

Zu den Personen

Ann Carolin Renninger wurde 1979 in Flensburg geboren. Von 2000 bis 2006 studierte sie Kulturwissenschaften in Leipzig, Straßburg und Paris. Seit 2008 arbeitet sie für die Produktionsfirma Zero One Film, Berlin, im Bereich Entwicklung und Produktion von Dokumentarfilmen. Neben dieser Tätigkeit gründete sie 2010 joon Film, eine Plattform für künstlerische Zusammenarbeiten im Filmbereich. Ann Carolin Renninger lebt in Berlin. Aus einem Jahr der Nichtereignisse ist ihr erster Film.

René Frölke: Geboren 1978 im Eichsfeld, DDR. Kunststudium in Karlsruhe. Arbeitet als Cutter, Kameramann und Regisseur. Kooperation mit Thomas Heise für Material (2009). 2010 realisierte er seinen ersten eigenen abendfüllenden Dokumentarfilm Von der Vermählung des Salamanders mit der grünen Schlange.

Mi, 20. Juni | 19 Uhr | Film und Gespräch mit Ann Carolin Renninger und René Frölke Eintritt: 7 / 6 (erm.) Euro

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