Neue Räume, sechs neue Mitarbeiter*innen und neue Formate sowie erste Premieren – in der Probebühne Etage Eins, lud das TdJW heute zum Auftakt-Pressegespräch. Gemeinsam mit dem Kleinen Saal sind die beiden Räume seit kurzem fester Bestandteil des Theaters der Jungen Welt. Herzlich begrüßt in der TdJW-Familie wurden die neuen Kolleg*innen Clara Fritsche (Puppenspiel), Emilie Haus (Schauspiel), Nora-Lee Sanwald (Puppenspiel), Mareike Rückert (Requisite), Moritz Ceste (Puppenspiel) und Friedrich Packmohr (Regieassistent).

Neue Spielzeit, neue Formate

Unter dem neuen Spielzeitmotto „Zum Glück“ wird das TdJW zum Glücks-Sucher. Jürgen Zielinski, Intendant des TdJW: „Mit dem Spielzeitmotto und den neuen Stücken und Projekten wollen wir uns nicht nur den Glücksgefühlen widmen, sondern auch der Frage, was es braucht, um glücklich zu sein. Wo kommt die viele Unzufriedenheit her und wie gehen wir damit um? Das war der Anlass für uns zu fragen: Was bedeutet es, glücklich oder unglücklich zu sein? Was bedeutet es in Leipzig?“

Die neue Saison startet mit zwei neuen Formaten sowie drei Premieren. Mit der Reihe „Glückstag(e)“, verschreibt sich das TdJW ab 20. September jeden dritten Donnerstagabend im Monat ganz dem Glück – in Form von interaktiven Shows und Performances. Zur Seite stehen dem TdJW-Ensemblemitgliedern dabei externe Glücksexperten, vom Croupier, über den Schweinezüchter von glücklichen Schweinen bis zum Unglückschor. Die szenische Einrichtung verantwortet Christan Fuchs, den Auftakt gibt Glückstag 1/10 die „Glücks & Ratgeber-Revue“. Welcher Talisman passt zu mir? Wie finde ich das richtige Glücks-Ritual?

Meckern für die Demokratie! Das zweite neue Format in der kommenden Spielzeit „Das Große Meckerwelttheater“ ist inspiriert von politischen und theatralen Institutionen wie dem englischen „Speaker‘s Corner“ und dem „Stehgreif-Hans-Wurst-Theater“. Das TdJW schafft eine neue Leipziger Diskussionsplattform für Toleranz und Meinungsfreiheit und kehrt dabei im September und Oktober zurück zu den Ursprüngen öffentlicher, demokratischer Kommunikationskultur – dem Wochenmarkt.

Das Projekt, nach einer Idee von Jürgen Zielinski, wird gefördert von der Stadt Leipzig (im Rahmen des Leipziger Jahres der Demokratie 2018) und findet in Kooperation mit dem Marktamt der Stadt Leipzig statt. „Die Situation in Chemnitz ließ uns alle erblassen. Man hat das Gefühl, man fängt immer wieder von vorn an mit der Demokratie-Arbeit. Deshalb bekommt unser ‚Meckerwelttheater‘ eine völlig neue Relevanz“, so Intendant Jürgen Zielinski.

Auf folgenden Leipziger Märkten ist das Meckerwelttheater in den kommenden Wochen zu sehen: Grünau, Paunsdorf, Liebertwolkwitz, Gohlis, Lindenauer Markt und Hauptmarkt am Alten Rathaus. (alle Termine auf www.tdjw.de)

Erste Premieren

Mit „norway.today“ [14 plus] von Igor Bauersima eröffnet am 08. September um 19.30 Uhr ein Jugendtheaterklassiker den Premieren-Reigen und startet zugleich den Repertoirespielbetrieb im neuen Kleinen Saal. Eine Verabredung im Chat-Room zum Blinddate mit Selbstmordabsicht – vielfach inszeniert und mit zahlreichen Preisen bedacht ist dieses packende und einfühlsame Stück ein unüberhörbares Plädoyer für das Leben. Philipp Oehme, seit 2017 Mitglied im TdJW-Ensemble, gibt mit der Inszenierung sein Leipziger Regiedebüt. Neu in der Riege der TdJW-Gastmusiker wird der Weimarer Performancemusiker Tommy Neuwirth zu sehen sein. Das Bühnenbild (Elena Köhler) wurde in Zusammenarbeit mit dem in Leipzig lebenden bildenden Künstler und Designer Peter Barczewski (3D-Artstudio) realisiert.

Mit „Peter Pan“ [7 plus] geht es am 30. September auf Reise ins Nimmerland. Intendant Jürgen Zielinski bringt die berühmte Abenteuergeschichte um den Jungen, der niemals erwachsen werden will, auf die große Bühne des TdJW. Theaterautor Ulrich Zaum, setzt in seiner Fassung der berühmten Geschichte von James M. Barrie den Fokus auf den neuralgischen Punkt jedes Erwachsenwerdens – den Moment, in dem der (oft nicht leichte) Abschied vom Kindsein beginnt und sich auch noch ziemlich unbarmherzig in das eigene Bewusstsein drängt.

So passiert es Wendy Darling, als ihre Eltern beschließen, sie sei einfach nicht mehr niedlich genug und es wäre nun an der Zeit, für neuen niedlichen Nachwuchs. Was hilft da mehr, als jetzt erst recht noch ein wenig länger an der Kindheit festzuhalten? Mit der Macht der Phantasie begibt sie sich an der Seite von Peter Pan mitten hinein in ihr persönliches Nimmerland-Abenteuer. Eine All-Age Geschichte für Kinder jedes Alters mit Bühnenmusik von Michael Rodach.

Im Puppentheater startet die Spielzeit am 7. Oktober mit einer Uraufführung und lustvoller Neubetrachtung Grimmscher Märchen. „Wenn ich das 7. Geißlein wär“, nach dem Bilderbuch von Karla Schneider, spielt mit Möglichkeiten, wie die Märchen hätten verlaufen können und rückt das Wörtchen „Wenn…“ spielerisch ins Zentrum. Seine 7. Regie am TdJW führt mit dieser Produktion Christian Fuchs. Diese Premiere ist zugleich TdJW-Debüt für die beiden neuen Puppenspieler*innen Clara Fritsche und Moritz Ceste. Diese werden sich in der Bettenlandschaft von Bühnenbildner Christoph von Büren tummeln, die zu Kissenschlachten einlädt und zum Abenteuerspielplatz wird.

Junge Wildnis, Theaterpädagogik am TdJW

Eine neue Kooperation der JuWi wird es mit der Zukunftswerkstatt e.V. Leipzig Jugendwerkstatt TAKE OFF geben. „Nimmerland“ ist ein Projekt für Schulabbrecher*innen, geplant sind drei Zugänge zum Theater: der Besuch von Aufführungen, ein intensiver Blick hinter die Kulissen am Beispiel der Neuinszenierung „Peter Pan“ und theaterpädagogisches Arbeiten rund um Themen und Fragestellungen des Stoffes „Peter Pan“.

Nach dem Erfolg zahlreicher Klassenzimmerstücke kommt das TdJW jetzt auch ins Lehrerzimmer. „Die Stunde der Glücklichen“ setzt sich mit dem Gedanken der Einführung des Unterrichtsfachs Glück auseinander. Zwei Theaterpädagog*innen der „Jungen Wildnis“ gestalten für Lehrer*innen ein einstündiges, interaktives Theaterspiel, mit anschließendem praxisorientiertem Team-Workshop sowie einer Reflexion. In Kooperation mit dem Sächsischem Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB).

Am 1. September war ClubAuftakt für die ersten Spielwütigen in den TdJW-Theaterclubs mit rund 100 Teilnehmer*innen. Der zweite Auftakt für alle Club-Angebote ab 16 Jahren findet am 18. Oktober 2018 statt. Das erste Mal feiert im regulären Spielplan des TdJW eine Jugendclub-Inszenierung Premiere. Unter dem Titel „Teenage Widerstand“ wird von September 2018 bis zum 2. März 2019, unter der Leitung von Theaterpädagogin Caroline Mährlein und den Choreographen Lukas Steltner und Joy Ritter (Musik von Cornelia Friederike Müller), intensiv zu dem Thema jugendliche Protestbewegungen gearbeitet.

Immer häufiger bewegen momentan Kinder und Jugendliche die Massen und das oft in Bereichen, in denen Erwachsene jahrzehntelang versucht haben, einen Wandel zu bewirken. Dass solche Phänomene nicht neu sind, zeigt ein Blick in die Geschichte (z.B. die 68er Bewegung oder die „Leipziger Meuten“ in den 1930er Jahren) – ist die junge Generation die besseren Utopisten?  Am 8. September um 10 Uhr findet für diese Produktion ein Casting Workshop am TdJW statt – Spieler*innen von 14 bis 19 Jahren werden gesucht.

Gastspiele „Juller“ und Podiumsdiskussion

Das Theater der Jungen Welt ist als Kulturbotschafter der Stadt aktiv, 14 Gastspiele stehen bereits fest, darunter auch die nächsten Termine der „Juller“-Gastspielreise. Die viel beachtete Uraufführung „Juller“, nach der Biographie des deutsch-jüdischen Fußballnationalspielers Julius Hirsch, war bisher zu sehen im Deutschen Fußballmuseum Dortmund, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, am Staatsschauspiel Dresden sowie am Scharoun-Theater Wolfsburg.

Am 17. und 18. September führt die Gastspielreise „Juller“ an das Theater Bremen, am 9. und 10. Oktober an das Junge Ensemble Stuttgart (JES) und am 19. Februar an das Lessingtheater Wolfenbüttel. Die Gastspielreihe wird unterstützt von der DFB-Kulturstiftung und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. In Leipzig steht das Stück ab dem 13. September wieder auf dem Spielplan – im Anschluss an diese Vorstellung findet, in Zusammenarbeit mit den Rasenballisten e.V., eine Podiumsdiskussion rund um das Thema Politik und Stadion statt.

Über 13 Millionen Menschen besuchten in der vergangenen Saison deutsche Bundesligastadien. Kaum zu glauben, dass bei der schönsten Nebensache der Welt politische Themen außen vor bleiben sollten. Daher rückt das TdJW die Frage „Was hat Politik im Stadion zu suchen?“ in den Mittelpunkt der Podiumsdiskussion, die Moderation übernimmt der Berliner Journalist Ronny Blaschke. Als Gäste auf dem Podium sind unter anderem Dr. Andreas Siegert (Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.) und Christian Lippold (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des SV Babelsberg 03) dabei.

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