Es sind leider nur noch wenige, welche als Zeitzeugen über die Unmenschlichkeit des NS- Regimes berichten können. Was mögen diese noch lebenden NS - Opfer, welche die KZ der Nazis überlebten denken, wenn sie heute im Jahr 2019 miterleben müssen wie sich Fremdenhass, Gewaltexzesse gegen Menschen die in Flüchtlingsheimen leben, Intoleranz und Hass auf Menschen mit anderen Religionen als das Christentum in Deutschland und auch in Leipzig breit machen und dann auch noch miterleben zu müssen, wie die Hitler Hetzschrift "Mein Kampf" nun wieder in Deutschland erschienen ist.

Der 11. und 12. Januar sind Tage, die nachdenklich machen sollten. Denn an diesen beiden Tagen im Januar 1945 wurden in Dresden zehn namhafte Leipziger Antifaschisten hingerichtet. Den Leipzigern sind die Namen der Hingerichteten noch immer präsent, denn noch heute sind Straßen nach ihnen benannt.

Otto Engert (24. Juli 1895 – 11. Januar 1945), Kurt Kresse (15. Mai 1904 – 11. Januar 1945), Georg Schumann (28. November 1886 – 11. Januar 1945), Wolfgang Heinze (25. Januar 1911 – 12. Januar 1945), Arthur Hoffmann (29. September 1900 – 12. Januar 1945), Karl Jungbluth (17. März 1903 – 12. Januar 1945), Richard Lehmann (28. Januar 1900 – 12. Januar 1945), Georg Schwarz (27. März 1896 – 12. Januar 1945), Johannes William Zipperer (27. Dezember 1884 – 12. Januar 1945) und auch nach Alfred Frank (28.05.1884 – 12.01.1945) ist eine Straße benannt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Straßenbenennungen aus der Zeit nach 1945 hatten diese frühen Umbenennungen einen direkten Bezug zu den Menschen, die gewürdigt wurden.

Die Aufarbeitung der Geschichte ist nicht immer einfach und auch sehr komplex. Einfache Darstellungen und simple Raster wie Gut und Böse, Schwarz und Rot passen hierbei selten.

Dennoch wissen wir um solche Vorkommnisse aus der Zeit nach dem 9. Oktober 1989! Daran sollten wir uns auch nun 30 Jahre nach der sogenannten “Friedlichen Revolution, im Jahr der Demokratie, wie von der Stadt Leipzig ausgerufen erinnern.

Es geht um das Gedenken an antifaschistische Widerstandskämpfer!

Sie gehörten praktisch alle zur sogenannten „Schumann-Engert-Kresse-Gruppe“, einer der aktivsten kommunistischen Widerstandsgruppen im Nationalsozialismus. Noch vor dem Hitlerattentat am 20. Juli 1944 flog die Gruppe auf und die meisten Mitglieder der Gruppe wurden verhaftet und noch im Herbst zum Tode verurteilt. Ihre Hinrichtung am 11. und 12. Januar 1945 in Dresden wird allgemein als Rache der Machthaber für das Hitlerattentat am 20. Juli 1944 interpretiert.

Wir alle können es spüren, wie sich die „Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg“, insbesondere die kollektive Erinnerung, merkbar verändert. Nicht zuletzt auch angesichts des immer größer werdenden zeitlichen Abstandes zum Ende des Zweiten Weltkrieges und der Tatsache, dass nachfolgende Generationen keine eigenen Erfahrungen mit dem Zweiten Weltkrieg und dem lebensgefährlichen Widerstand gegen das Nazi-Regime haben.

Es gibt hinreichend historische wie aktuelle Argumente dafür an die mutigen Menschen zu erinnern, die im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus ihr Leben einsetzten und verloren.

So schliße ich mich den Worten des Vorsitzenden des VVN BdA e.V -Leipzig Lars Klaus Aßhauer an, der da sagt:

„Gerade vor dem Hintergrund, dass die Nazis in Riesa tagen!
Kein Vergeben! Kein Vergessen!
Kein Fußbreit den Faschisten!
Wehret den Anfängen!“

Am Samstag, 12. Januar, um 11 Uhr, findet auf dem Südfriedhof eine Gedenkveranstaltung für die Mitglieder der „Schumann-Engert-Kresse-Gruppe“ statt. Veranstalter ist der VVN BdA e.V – Leipzig.

Kommen auch Sie!

Richard Gauch,
Preisträger für “Zivilcourage und beherztes Engagement” – 2017, Preisträger “Couragiert in Leipzig” – 2013 und als Projektleiter der Initiativgruppe “Mahnwache und Stolpersteine putzen”, „Aktiv für Demokratie und Toleranz – 2012“ Preisträger des Bündnis für Demokratie und Toleranz- gegen Extremismus und Gewalt bei der Bundeszentrale für politische Bildung

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