Seit dem 03. August findet das Klimacamp Leipziger Land im Dorf Pödelwitz statt. Im Laufe des Camps sind über 1000 Menschen aus der ganzen Welt zusammengekommen, um sich über die globale Klimakrise auszutauschen, sich zu vernetzen und für den Erhalt des vom Tagebau bedrohten Dorfs Pödelwitz zu protestieren.

Nina Beck, Sprecherin des Klimacamps zieht ein positives Zwischenfazit: „In über 100 Workshops und Sommerschulkursen beschäftigen wir uns damit, wie wir gemeinsam die Klimakrise bekämpfen können, um ein gutes Leben für Alle zu ermöglichen. Wir sind hier auf Einladung der Bewohner*innen von Pödelwitz. Unser Protest an diesem Ort macht sichtbar, wie unfähig das aktuelle politische System ist, eine konsequente Klimapolitik umzusetzen.“

Am Samstag um 12 Uhr ziehen die Teilnehmenden des Klimacamps mit einer Tanzdemo von Neukieritzsch bis vor das Kraftwerk Lippendorf. “Mit dieser kreativen und niedrigschwelligen Aktion wollen wir zusammen mit den Menschen aus der Region unseren Protest für einen sozial-ökologischen Wandel auf die Straße bringen. Wir setzen uns für einen sozial-gerechten Strukturwandel vor Ort ein, der gleichzeitig die Einhaltung des 1,5°C Ziels als oberste Priorität hat.“, so Beck.

Unter dem Motto „Alle Dörfer bleiben – weltweit“ beschäftigten sich die Teilnehmenden der Degrowth Sommerschule in 20 verschiedenen viertägigen Kursen mit Konzepten und Strategien für eine sozial und ökologische gerechte Gesellschaft.

Ruth Krohn von der Degrowth Sommerschule erklärt: “In unseren Kursen ging es nicht nur um Dörfer wie Pödelwitz, die hierzulande vom Raubbau der klimaschädlichen fossilen Industrien betroffen sind, sondern vor allem um den globalen Süden, wo die Folgen der Klimakrise am stärksten zu spüren sind. Die industrialisierten Länder in Europa und Nordamerika tragen mit ihrem Wirtschaftssystem die historische Verantwortung für die Klimakrise.“

Der gesellschaftliche Rechtsruck und die Ökologie der Neuen Rechten sind ebenfalls ein Themenschwerpunkt auf dem Klimacamp. „Wir müssen uns als Bewegung für Klimagerechtigkeit damit auseinandersetzen, wie einflussreich menschenverachtende Meinungen in unserer Gesellschaft sind.“, berichtet Florian Teller aus einem der Workshops. „Nicht nur die Leugnung der Klimakrise von rechts ist ein Problem, sondern auch beispielsweise rassistisch motivierte Erzählungen von Übervölkerung, wie sie selbst in Teilen der Umweltbewegung verbreitet sind.“, so Teller weiter.

Um ihrem Protest für Klimagerechtigkeit Nachdruck zu verleihen, haben zwei unabhängige Kleingruppen Aktionen durchgeführt, mit denen sie den Betrieb des Braunkohlekonzerns MIBRAG unterbrochen haben. Am Dienstag hat eine Kleingruppe einen Kohlebagger im Tagebau Vereinigtes Schleenhain für einige Stunden besetzt. Mehrere Dutzend Teilnehmende des Klimacamps sind zum Tagebaurand aufgebrochen, um ihre Solidarität zu bekunden. In Folge der Baggerbesetzung sitzt noch immer eine Person in Untersuchungshaft.

„In Anbetracht der Dringlichkeit der Klimakrise löste dieses unverhältnismäßige Vorgehen auf dem gesamten Klimacamp Empörung aus.“, so Beck. Eine weitere Kleingruppe hat am Mittwoch ein Kohleförderband stillgelegt, sodass dort keine weitere Braunkohle aus dem Tagebau zum Kraftwerk gelangen konnte.

Die europäische Klimagerechtigkeitsbewegung wird in den nächsten Monaten weiter Druck machen, damit alle fossile Energien im Boden bleiben und Klimaschutz politisch ernst genommen wird. Mitte August feiert das Klimacamp im Rheinland 10-jähriges Jubiläum und Anfang September werden zahlreiche Aktivist*innen in Venedig erwartet, um gegen eine ausbeuterische und klimaschädliche Kreuzfahrtindustrie zu protestieren.

Am 20. September werden sich unzählige Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung auf Initiative von Fridays for Future am globalen Klimastreik beteiligen.

Besetzter Bagger im Tagebau Schleenhain und Klimacamp in Pödelwitz

Besetzter Bagger im Tagebau Schleenhain und Klimacamp in Pödelwitz

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