Im Rahmen eines Forschungskolloquiums hält Prof. Dr. Dr. Uwe Wolfradt vom Institut für Psychologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am 29. Oktober einen Vortrag zum Thema "Operative Psychologie der Staatssicherheit der DDR". Er zeigt, mit welchen Mitteln gearbeitet wurde, um "Systemfeinde" mürbe zu machen.

Ehepartner gegeneinander aufbringen, Wohnungen in Abwesenheit der Bewohner umräumen, Einfluss auf das Berufsleben nehmen. Die Liste der Maßnahmen gegen unliebsame Bürger in der DDR ist lang. Dabei nutzte die Staatssicherheit ganz gezielt psychologische Methoden.

Prof. Dr. Dr. Uwe Wolfradt fasst im Vortrag den Kenntnisstand über die Organisation und Einbindung der Methoden in der Ausbildung an der Juristischen Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit zusammen. Die sogenannte “Operative Psychologie” war dort ein Forschungs- und Lehrfach.

Zwar seien von den Schikanen nicht so viele Menschen betroffen gewesen wie von anderen Maßnahmen, so Wolfradt, geschätzt beträfe das nur 1.000 bis 5.000 Menschen. Doch die Betroffenen leiden darunter teilweise bis heute. “Sie bekommen aber keine Entschädigung, anders als Leute, die beispielsweise im Gefängnis saßen”, sagt Wolfradt. Der Schaden sei schwer nachweisbar, nur manchmal gebe es entsprechende Vermerke in den Akten der Staatssicherheit.

Als Mitglied der Historischen Kommission “Instrumentalisierung der Psychologie in der DDR” der Deutschen Gesellschaft für Psychologie beschäftigt Wolfradt sich bereits seit einigen Jahren mit dem Thema. Dabei interessiert ihn insbesondere die Täterperspektive. “Von Opfern gibt es viele Informationen, von Tätern kaum”, so Wolfradt.

Kolloquium | Uwe Wolfradt: Operative Psychologie der Staatssicherheit der DDR
Dienstag, 29.10.2019, 16:00 – 18:00 Uhr
Auditorium Maximum
Universitätsplatz 1, 06108 Halle (Saale)
Veranstalter: Institut für Psychologie, AE Psych. Diagnostik u. Differentielle Psych.

Der Vortrag findet im Rahmen des Forschungskolloquiums der AE Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie des Instituts für Psychologie statt.

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