Zum morgigen 9. November erklärt Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag: Der 9. November ist in unserem Land ein Tag des höchst vielfältigen und widersprüchlichen Gedenkens. Die organisierten Übergriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen in der Pogromnacht des 9. November 1938, bei denen unter anderem Synagogen in Brand gesteckt wurden, markierten einen Zivilisationsbruch, der in den Gaskammern der Konzentrationslager und einem europaweiten Vernichtungskrieg mündete. Mit dem Mauerfall 1989 wurde auch die Teilung Europas in zwei feindliche Blöcke überwunden.

Daraus erwächst die Verpflichtung, für friedliche Konfliktlösungen in Europa und der Welt einzutreten. Dazu passen eben keine NATO-Militärtransporte durch Sachsen und schon gar nicht NATO-Großmanöver nahe der russischen Grenze! In den Tagen, Wochen und Monaten rund um den Mauerfall ging es aber nicht nur um politische und gesellschaftliche Emanzipation,  sondern um Angleichung von Lebensverhältnissen. 30 Jahre später steht die Rentenmauer immer noch, die Angleichung der Einkommensverhältnisse ist immer noch nicht vollendet, von den Vermögensverhältnissen ganz zu schweigen.

Da wir heute nicht an 1989 denken können und dürfen, ohne dabei 1938 im Kopf zu haben, gilt für uns unumstößlich: Eine deutsche Einheit ohne Antifaschismus führt ins Verderben!

Wer des 9. November 1989 gedenkt, sollte aber auch den 4. November nicht vergessen: die größte von unten organisierte Demonstration in der DDR, wie es Gregor Gysi an jenem Tag sagte. Stefan Heym sagte damals: „Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen! Nach all’ den Jahren der Stagnation – der geistigen, wirtschaftlichen, politischen; – den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit. […] Einer schrieb mir – und der Mann hat recht: Wir haben in diesen letzten Wochen unsere Sprachlosigkeit überwunden und sind jetzt dabei, den aufrechten Gang zu erlernen!“ Er sagte aber auch: (….) „Der Sozialismus, der richtige, den wir zum Nutzen aller in ganz Deutschland erbauen wollen. Dieser Sozialismus ist nicht denkbar ohne Demokratie.“

Für alle, die die gewachsenen Mauern der sozialen Spaltung in der Gesellschaft überwinden wollen, ist und bleibt dies eine gute Orientierung.

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