Der Veranstaltungssaal im Stadtarchiv trägt jetzt den Namen „Wustmann-Saal“ – zu Ehren des Stadtchronisten und Bewahrers der Leipziger Geschichte Gustav Moritz Wustmann (1844 bis 1910). Im Beisein seiner Urenkelin Elke Wustmann wurde er jetzt offiziell nach dem ehemaligen Stadtbibliotheks- und Ratsarchivdirektor benannt.

Der Saal ist mit modernster Technik ausgestattet und fasst bis zu hundert Personen. Er soll im neu eröffneten Stadtarchiv Raum für wissenschaftliche und auch künstlerische Auseinandersetzungen mit den Themen der Stadtgeschichte bieten.

„Ich freue mich sehr, dass mein Urgroßvater hier zu Ehren kommt. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, die Quellen zur Geschichte der Stadt Leipzig zu erschließen und zu ordnen“, sagt Elke Wustmann, die in Leipzig-Leutzsch geboren wurde und jetzt in Duisburg lebt. „Persönlich bin auch ich sehr mit dem Stadtarchiv verbunden, bereits zu DDR-Zeiten war ich mit meiner Mutter häufig hier um über unsere Familie zu forschen. Diese Verbundenheit erfährt nun eine Fortsetzung.“

Stadtarchivdirektor Dr. Michael Ruprecht ergänzt: „Wustmann gilt bis heute als verdienstvoller Nestor. Er sorgte etwa dafür, dass entfremdete Bestände ihren Weg zurück in die Stadtbibliothek fanden und als erster Direktor des Stadtarchivs setzte er sich zudem für eine bessere Unterbringung der Archivalien an einem neuen Standort ein.“

Gustav Wustmann wuchs in Dresden auf, studierte dann in Leipzig Klassische Philologie und Archäologie – und begeisterte sich für das klassische Altertum, bildende Kunst, Musik sowie deutsche Literatur und Sprache. Seit 1866 war er Gymnasiallehrer an der Nikolaischule und betreute neben der Lehrtätigkeit ab 1871 die Ausleihe und Erfassung in der Stadtbibliothek. Neben seiner engagierten Mitwirkung im Verein für Geschichte Leipzigs arbeitete er für mehrere Zeitschriften und publizierte rege.

Im Oktober 1881 wurde Gustav Wustmann zum Oberbibliothekar der Stadtbibliothek und Direktor des Ratsarchivs ernannt. Er begann früh mit grundlegenden Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten in den Beständen des jungen Archivs und sicherte das Vermächtnis vergangener für kommende Generationen. Dabei entdeckte er beispielsweise die Stadtansicht von 1547, die älteste in Leipzig überlieferte Abbildung ihrer Art. Auch das fragile Pergament des Stadtbriefs lagert noch heute in einem Urkundenschrank aus Massivholz, den Gustav Wustmann bereits 1886 anfertigen ließ.

Weitere Informationen zum Stadtarchiv am neuen Standort auf der Alten Messe gibt es online unter www.leipzig.de/stadtarchiv.

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