In Leipzig wurden auch im vergangenen Jahr wieder hunderte Menschen ohne Begleitung der Familie bestattet. Weil sich kein Verantwortlicher fand, übernahm die Stadt Leipzig ihr Begräbnis. In einer Gedenkfeier für das Jahr 2019 nennen wir noch einmal ihre Namen.

Die Stadt Leipzig gestaltet in enger Abstimmung mit dem Stadtökumenekreis Leipzig diese Gedenkfeier zum zweiten Mal. Anteilnehmende Bürger und noch existierende Freunde, Kollegen, Bekannte sind zu dieser öffentlichen Gedenkstunde am Freitag, 04. September. 2020 um 18 Uhr vor die Kapelle des Ostfriedhofs in Leipzig eingeladen. Tragend ist dabei das diakonische und bürgerschaftliche Anliegen, jedem Menschen bis zu seinem Abschied Würde und Namen zu erhalten.

Hintergrund:

Und alle wurden beim Namen genannt

Am 04. September 2020 findet in Leipzig auf dem Ostfriedhof ab 18.00 Uhr die zweite „Gedenkfeier für unbekannt oder ohne Angehörige Verstorbene“ statt. Der sperrige Titel entstammt der Überschrift eines Ratsbeschlusses. Und darin liegt ein interessanter Aspekt: Politik, Verwaltung und Kirche fanden sich in einem gemeinsamen, einem bürgerschaftlichen und diakonischen Anliegen.

Offen bleibt bei diesem Titel auch, wer denn zu dem Personenkreis gezählt wird, für den diese Feier stattfindet. Wie im vorangehenden Jahr verstarben auch 2019 hunderte Leipziger, für die kein Angehöriger die erforderlichen Kosten der Beerdigung übernehmen wollte. So musste die Stadt handeln. Zum Teil gelang es ihr, nachträglich Familienangehörige zu ermitteln und sie für das Armenbegräbnisses und die Grabpflege in Anspruch zu nehmen.

Auch über die bemerkenswerte Würde, die die städtische Friedhofsabteilung bei all dem bewahrt, schweigt der Titel. Denn jede Urne wird im Seitenraum der Kapelle aufgestellt, kurz, aber eben doch als Möglichkeit zur Abschiednahme. Und jeder erhält ein einzelnes Grab. Wiederzufinden, wenn auch ohne Orientierungshilfe durch Stein und Schmuck. Auch ist nicht bekannt, welcher Teil der so Bestatteten tatsächlich ohne menschliche Nähe starb. Verbindend ist, dass sich in hunderten Fällen niemand fand, einen Verstorbenen begraben zu lassen.

Die Gedenkfeier tritt durch Nennung aller Namen dem Vergessen entgegen. Damit soll nicht nur den Verstorbenen ein Dienst getan werden. Vielmehr gilt das Gedenken auch uns Lebenden. Denn mit dem Namen eines Menschen verbindet sich auch seine Würde. Und auf der Würde ruht das Miteinander der Gesellschaft. Gospelchor und Ansprache – coronabedingt – vor der Kapelle des Ostfriedhofs und eben die Verlesung aller Namen gehören zur Feier. Die Gäste begleiteten anschließend eine Kerze von der Kapelle zum Grabfeld, wo sie dann in einer Laterne auf eine Stele an diese Gedenkfeier erinnert.

Wer an der Durchführung dieser Gedenkfeier mitwirken möchte, ist zur Vorbereitung am Montag, 31.08.20 ab 18.00 Uhr, ebenfalls auf dem Ostfriedhof, Oststraße 119 eingeladen.

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