Unter Leitung der SIB-Niederlassung Dresden I wurde in den letzten Monaten auf Schloss Moritzburg das sogenannte Quartier 9 zu einem Sonderausstellungsbereich für das Schlösserland Sachsen und den Schlossbetrieb Moritzburg umgebaut. Die Räumlichkeiten befinden sich im Südwesten des zweiten Obergeschosses und wurden um 1900 von der königlichen Familie als Wohnbereich genutzt. Insgesamt besteht der Bereich aus zwei großen repräsentativen und drei kleineren Räumen, dem Kapellengang, einem kleinen Flur und einem Nebengelass.

Um die Räumlichkeiten für Besucher überhaupt zugänglich zu machen, mussten die Decken umfangreich statisch ertüchtigt werden. Zudem wurde für die museale Nutzung modernste Technik verbaut. Ohne den Charakter der Räume wesentlich zu beeinträchtigen, sind zukünftig Ausstellungen von historischem bis modernem Charakter mit Gemälden, Graphiken, mit oder ohne Vitrinen, möglich. Der Freistaat Sachsen hat rund 1,26 Millionen Euro in die neuen Sonderausstellungsbereiche investiert. Die Baumaßnahme wird finanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

Um eine flexible Ausstellungsgestaltung zuzulassen, wurde gemeinsam mit dem Schlossbetrieb nach aufwendigen Bemusterungen von Stoffen entschieden, dass die Wände mit farblich unterschiedlichen textilen Wandbespannungen ausgestattet werden. So gibt es jetzt einen blauen, einen roten, einen beigen und zwei grüne Salons. Eine besondere Herausforderung für die Restauratoren waren die neobarocken Deckenmalereien, da es sich hier um eine schwer zu konservierende Öl-Wachs-Malerei handelt.

Die Malereien wurden gereinigt, konserviert und die Fehlstellen behutsam und zurückhaltend retuschiert. Das historische Parkett wurde geborgen, restauriert und abschließend wieder eingebaut. Die beiden Fayence-Öfen aus dem frühen 18. Jahrhunderts wurden abgebaut, restauriert und nach dem Verlegen des Parketts wieder aufgestellt. Ein Ofen bekommt seinen Vasenaufsatz aus den Schloss-Beständen wieder. Der dritte Ofen, vermutlich aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, konnte vor Ort restauriert werden.

Hintergrund

Schloss Moritzburg diente auch zu Wohnzwecken der königlichen Familie mit ihrem Hofstaat. Belegt ist, dass im ehemaligen Appartement 9 im Südwesten des zweiten Obergeschosses um 1900 Wohnräume für die beiden Prinzessinnen Alix und Anna aus der Ehe von Friedrich August III. und seiner Frau Louise eingerichtet wurden, während man Ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin Margarete mit ihrer Gouvernante auf der gleichen Ebene im Jägerturm einquartierte. Die Räume der Kinder konnten somit direkt über die Treppen im Jägerturm aus den väterlichen Wohnräumen darunter erschlossen werden.

Hierfür wurde das so genannte Quartier 9 Ende des 19. Jahrhunderts umfassend umgebaut. Neben dem Einbau von Bad und WC wurden mehrere Trennwände aus Holzständern und Verkleidungsbrettern, die lediglich verputzt bzw. mit einer Wandbespannung versehen waren, eingezogen. Auf einer dieser Wände war vermerkt: „Diese Wand wurde gemacht im Juli 1899 von Eduard Schröter, Moritz Schröter, … Zimmermann“. In diese Umbauphase gehören vermutlich die handwerklich sehr hochwertigen neobarocken Deckenmalereien, die in drei Räumen erhalten geblieben sind.

Neue Sonderausstellung nach Wiedereröffnung

Die neuen Sonderausstellungsräume werden nach der Wiedereröffnung von Schloss Moritzburg einer ersten Ausstellung der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH mit dem Titel „Unter dem Saturn – Die große Bergparade Augusts des Starken und die Folgen für die Volkskunst“ Platz bieten. In dieser Ausstellung erfahren Gäste und BesucherInnen mehr über die Geschichte und die Hintergründe des legendären Saturnfestes am 26.9.1719 im Plauenschen Grund bei Dresden.

Das Saturnfest war der krönende Abschluss einer Reihe von höfischen Festen anlässlich der Vermählung des sächsischen Kurprinzen Friedrich August mit der Habsburger Kaisertochter Maria Josepha, bei welchem August der Starke seiner erlesenen Gästeschaar aus ganz Europa die mineralischen Reichtümer Sachsens präsentierte. Über 1500 Bergleute aus dem Erzgebirge nahmen in neu erschaffenen Paradeuniformen daran teil und trugen die Erlebnisse bei diesem schillernden Fest zurück ins Erzgebirge.

Der Kurator der Ausstellung, Dr. Igor Jenzen, Direktor des Museums für Sächsische Volkskunst bei den SKD leitete davon neue Interpretationsmöglichkeiten ab, wie das höfische Fest die Lichterkultur im Erzgebirge bis heute beeinflusste. Neben über 50 Exponaten zeigt die Ausstellung auch den prunkvollen Tafelaufsatz zum Thema Bergbau aus Meissener Porzellan, das größte jemals erschaffene Porzellandenkmal für die schwere Arbeit unter Tage.

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