Unter dem Titel „Initiative Biodiversität- und Klimaschutz - Neue Wege der Landnutzung wagen - Agroforstwirtschaft im Verwaltungssystem verankern“ hat das Land Thüringen nun eine richtungsweisende Bundesratsinitiative gestartet. Der Antrag wurde hierbei durch das Thüringer Umweltministerium (TMUEN) initiiert und in enger Abstimmung mit dem Thüringer Landwirtschaftsministerium (TMIL) am 28.05.2021 in den Bundesrat eingebracht.

Unter Agroforstwirtschaft wird allgemein eine nachhaltige Landnutzung verstanden, bei der Landwirtschaft mit dem Anbau von Gehölzen kombiniert wird, um möglichst vielseitige Synergieeffekte aus ökonomischer und ökologischer Sicht zu generieren. Der von Thüringen nun eingebrachte Entschließungsantrag hat hierbei zum Ziel, die Agroforstwirtschaft im Agrarfördersystem fest zu verankern, um die zukunftsweisenden Potentiale von Agroforstsystemen in der landwirtschaftlichen Praxis zu erschließen.

Daniel Fischer, Agroforstbeauftragter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland, gibt dazu bekannt: „Wir unterstützten diese richtungsweisende Initiative aus Thüringen mit voller Kraft und rufen alle anderen Bundesländer dazu auf, den Antrag zu unterstützen! In der landwirtschaftlichen Praxis bestehen weiterhin erhebliche Rechtsunsicherheiten und Hemmnisse. Dies geschieht zum großen Leidwesen der Praktiker und ignoriert zudem die Tatsache, dass Agroforstsysteme vielseitigen Umwelt- und Klimaleistungen bereitstellen können.“

„Was nun dringend benötigt wird ist eine klare und rechtsverbindlichen Definition, die vorsieht, dass ein Agroforstsystem eine produktive landwirtschaftliche Fläche darstellt, auf der sich außer der Hauptfrucht veränder- und rückwandelbare Teilflächen mit Agroforstgehölzen befinden. Diese Kombination sollte grundsätzlich einem agroforstwirtschaftlich geprägten Systemcharakter entsprechen und als vollwertige landwirtschaftliche Landnutzungsform bundesweit anerkannt werden. In allen Belangen und in voller Fläche sind Agroforstsysteme den herkömmlichen landwirtschaftlichen Landnutzungsformen hierbei gleichzustellen!“, fordert Fischer und fährt damit fort:

„Die Definition ist hierbei so weit zu fassen, dass größtmögliche Handlungsspielräume für eine große Vielfalt an unterschiedlichen Agroforstsystemen in der Landwirtschaft geschaffen werden. Unnötige Beschränkungen bezüglich der Anzahl an Gehölze oder des zulässigen Artenspektrums gilt es hierbei unbedingt zu vermeiden, da dies die Landwirte in der Umsetzung nur behindern würde.“

„Nach dem erfolgten Bundestagsbeschluss vom 13.01.2021 zur Agroforstwirtschaft muss die Bundesregierung nun ihre Hausaufgaben machen und die nötige rechtsverbindliche Definition nun schnellstmöglich erarbeiten. Dies ist eine grundlegende Voraussetzung für einen verlässlichen Rechtsrahmen und zur Aufnahme von Agroforstsystemen als Fördertatbestand in die nationalen Förderprogramme. Aus gemeinwohlorientierter Sicht gilt es nun rasch zu handeln, um die gesteckten Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen.

Dies haben Thüringens Umweltministerin Siegesmund und Landwirtschaftsminister Hoff bereits erkannt und dankenswerterweise aufgegriffen. Der Vorstoß aus Thüringen ist vor diesem Hintergrund ein willkommener Anlass, um die Etablierung der Agroforstwirtschaft länderübergreifend weiter voran zu bringen!“, äußert Fischer abschließend.

Informationen zur Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und aktueller Spendenaufruf im Rahmen einer Crowdfunding-Aktion:

Die AbL stellt eine bäuerlich orientierte Interessensvertretung dar, die mit großem Engagement für eine umwelt- und klimafreundliche sowie enkeltaugliche Form der Landwirtschaft eintritt. Unter den landwirtschaftlichen Verbänden zählt sie zu den Vorreitern, was die Förderung und Unterstützung von Agroforstsysteme und gemeinwohlorientierten Ansätzen in der Landnutzung anbelangt.

Viele Impulse sind hierbei von der AbL Mitteldeutschland ausgegangen, die zur Stärkung ihrer Verbandsarbeit eine Crowdfundingkampagne ins Leben gerufen hat und aktuell um Unterstützung bittet. Näheres dazu unter: https://www.startnext.com/power-to-the-bauer

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