Die am Montag von der Universität Frankfurt* vorgestellte Studie zeigt, dass das Distanzlernen im 1. Lockdown kaum Lernfortschritte gebracht hat. Benachteiligt seien vor allem junge Schülerinnen und Schüler wie auch Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Elternhäusern gewesen. Die Studie deckt sich damit mit Auswertungen der life child Studie der Universität Leipzig zur gesundheitlichen Entwicklung Minderjähriger.

Sabine Friedel: „Die Studien untermauern: Es ist richtig und wichtig, Bildungseinrichtungen verantwortlich offen zu halten. Das ist jedoch kein Selbstläufer. Nach den Erfahrungen aus dem Herbst 2020 und angesichts der erhöhten Ansteckungsgefahr für Jüngere durch die sich zunehmend verbreitende Delta-Variante sollten die Sommerferien genutzt werden, um Stufenpläne und Hygienekonzepte anzupassen.

Die derzeit diskutierte Aussetzung der Testpflicht geht aus unserer Sicht deshalb fehl. Stattdessen gilt es, innovative Elemente wie kleinere Lerngruppen in den Regelbetrieb zu übernehmen. Auch der Einsatz von Assistenzkräften bei der Nachhilfe und die inzwischen bewährten Angebote digitalen Lernens sollten weiter genutzt werden.“

Holger Mann: „Was für Schulen gilt, gilt gleichermaßen für Ausbildung und Studium. Dass wir auf das inzwischen 4. Digitalsemester zusteuern, ist absolut unbefriedigend und eine wachsende Hypothek für den Studienerfolg. Studierende drohen in der Entwicklung zurückgeworfen zu werden, und auf dem Arbeitsmarkt droht eine eklatanter Fachkräftemangel.

Auf Vorlesungen in Hörsälen kann man zugunsten guter digitaler Angebote sicher verzichten. Seminare in Hörsälen und Hybrid-Angebote aber sollten das Mindeste sein, was nach mehr als 18 Monaten Corona-Pandemie im Herbstsemester möglich sein sollte. Ob auch mehr möglich ist, wird vom weiteren Impffortschritt abhängen. Dazu kann auch eine Impfkampagne an den Hochschulen beitragen.“

Hintergrund: Die von den Autor/-innen der vorgestellte Meta-Studie https://psyarxiv.com/mcnvk/ wertete erstmals systematisch evidenzbasierte Studien aus, die Rückschlüsse auf die Wirkung coronabedingter Schulschließungen auf den Kompetenzerwerb von Schüler/-innen erlauben und geeignete Tests zur Leistungs- oder Kompetenzmessung einsetzten. Sie stellt für die erste Welle fest, dass es i.d.R. keinen Lernfortschritt oder gar negative Effekte durch Schulschließungen und basales Homeschooling in der 1. Corona-Welle gab.

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