Am 21. und 22. Juni 2021 werden die künftigen Langgraswiesen im Johannapark zum ersten Mal in diesem Jahr gemäht. Damit sich eine artenreiche Wiese und ein wertvoller Lebensraum entwickeln, ist dies auf den gekennzeichneten Flächen nur zweimal pro Jahr der Fall.

Der erste Schnitt liegt nicht vor Beginn der Hauptblüte der Gräser und erfolgt aufgrund des kühlen, regenreichen Frühlings erst jetzt in der zweiten Junihälfte. Damit hat die Wiese bis zum Höhepunkt der Insektenflugzeit im Hochsommer genügend Zeit erneut aufzuwachsen. Die zweite Mahd erfolgt dann im Spätsommer.

„Die Entwicklung einer artenreichen Wiese erfordert Zeit und Geduld“, erläutert Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer. „Die Flächen sollen langfristig zu artenreichen Langgraswiesen entwickelt werden, die durch die Struktur und das reichhaltige Blütenangebot insbesondere für Insekten künftig einen wichtigen Lebensraum bieten. Gleichzeitig besitzen die Flächen eine höhere Regenerationsfähigkeit und Stresstoleranz gegenüber Hitze und Trockenheit.“

Gemäht wird besonders schonend. Der Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig nutzt dafür ein besonderes Mähwerk. Der sogenannte „Pöttinger Mähbalken“ arbeitet nicht saugend und verwendet eine Frontschürze, sodass Insekten beim Mähen geschont werden. Zudem fährt das Mähwerk auf einer Höhe von bis zu 120 Millimetern, jedoch mindestens 60 Millimetern, sodass Kleinorganismen wie Insekten beim Überfahren der Wiese genügend Platz unter dem Gerät finden. Das Mahdgut bleibt zwei Tage auf den gemähten Flächen liegen und wird erst dann beräumt, damit sich Insekten aus dem Schnittgut in andere Bereiche zurückziehen können.

Da Langgraswiesen nicht sehr strapazierfähig sind, bittet die Stadtverwaltung die Leipzigerinnen und Leipziger um Unterstützung und Rücksichtnahme, die gekennzeichneten Wiesenflächen nicht zum Grillen und nicht als Liegewiese oder zum Bolzen zu nutzen. Im Johanna- und auch im benachbarten Clara-Zetkin-Park stehen dafür viele alternative Flächen zur Verfügung.

Die Entwicklung der Wiesenflächen hin zu Langgraswiesen ist die erste von mehreren biodiversitätsfördernden Maßnahmen im Laufe dieses Jahres im beliebten Johannapark und sind Teil der Kampagne „Unser Park – Vielfalt erleben“. Bereits im April 2021 fiel der Startschuss für die Kampagne und die betreffenden sieben Flächen im Johannapark, insgesamt rund 2,7 Hektar, wurden mit einer farbigen Info-Stele gekennzeichnet.

Ab der zweiten Jahreshälfte erfolgen weitere biodiversitätsfördernde Maßnahmen im Johannapark: Auf ausgewählten Flächen werden dann gebietsheimische Blühpflanzen, Gräser und Kräuter ausgesät. Zur Artenanreicherung der Wiesen wird außerdem ein Mahdgut-Übertrag erprobt, wobei die gemähten Pflanzen eines anderen geeigneten Feldes ausgebracht werden und sich ähnlich der traditionellen Heublumen-Saat zu einer Blumenwiese entwickeln.

Darüber hinaus werden Strauchflächen nachgepflanzt bzw. neu angelegt sowie Gehölzsäume mithilfe gebietsheimischer Saatgutmischungen entwickelt. Auch diese Flächen werden gekennzeichnet und durch die Kampagne „Unser Park – Vielfalt erleben“ begleitet.

Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt unter Federführung des Amtes für Stadtgrün und Gewässer zusammen mit dem Eigenbetrieb Stadtreinigung Leipzig und unter Beteiligung des Amtes für Umweltschutz und des Amtes für Wohnungsbau und Stadterneuerung. Weitere Partner sind der NABU – Naturschutzbund Deutschland, Regionalverband Leipzig e.V., der BUND Regionalgruppe Leipzig und der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Gefördert werden die Maßnahmen durch das Bund-Länder-Städtebauförderprogramm „Zukunft Stadtgrün“.

Die aktuellen Maßnahmen sowie die Kampagne „Unser Park“ resultieren aus dem Entwicklungskonzept Clara-Zetkin-Park und Johannapark, das im Rahmen eines breiten öffentlichen Beteiligungsprozesses erarbeitet und 2017 im Stadtrat beschlossen wurde. Die Umsetzung des Entwicklungskonzeptes und die Parkbewirtschaftung wird seither begleitet durch ein Akteurstreffen, ein breites Netzwerk bestehend aus im Park aktiven Vereinen, Gastronomen, Umweltverbänden, politischen Vertretern und Verwaltung.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Seite www.leipzig.de/unserpark.

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Es gibt 2 Kommentare

@Monika: In Leipzig ist das eine ganz falsche Frage. Das beträfe eine Gesellschaftsschicht, über die die Stadtverwaltung die schützende Hand hält.

Wann wird eigentlich mal was gegen die Schottergärten in Privatbesitz getan?

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