Womit sich Leipzigs Grünanlagenpfleger vor wenigen Jahren noch unendlich schwertaten, das wird jetzt nach und nach zu einem Teil ihrer Arbeit, auf die sie sogar stolz sind: das Anlegen von Blühwiesen in Leipziger Parks. Was ja immerhin das Ende vieler glattgeschorener Rasen bedeutet und – aus Parkpflegersicht – unheimliches Chaos. Da blüht und flattert es dann durcheinander. Und zwar 2023 noch mehr als 2022.

Die aus dem Johannapark bekannten Entwicklungsflächen für Blühwiesen werden künftig häufiger in Leipzig zu sehen sein, kündigt das Amt für Stadtgrün und Gewässer an. Zunächst werden diese biodiversitätsfördernden Maßnahmen vor Ort fortgesetzt, danach über die zentral gelegene Parkanlage hinaus auf das Stadtgebiet übertragen.

Basierend auf den seit 2021 im Johannapark gesammelten Erfahrungen von Stadt und Umweltverbänden werden in diesem Jahr 20 Rasenflächen zu artenreichen Blühwiesen entwickelt, die nur noch zweimal im Jahr gemäht werden.

„Das Aufwachsen der Wiesen wird durch Vegetationsaufnahmen begleitet“, erläutert Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer. „Je nach Standort und Artenzusammensetzung der vorhandenen Grünfläche wird entschieden, ob weitere, dem Artenreichtum förderliche Maßnahmen, wie etwa die Einsaat von gebietsheimischem Saatgut, umgesetzt werden sollen.“

Mehr Platz für Insekten

Ziel sind langfristig artenreiche Wiesen, die durch ihre Blütenvielfalt ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Insekten bieten und ihnen gleichzeitig als Lebensraum dienen. Wie bereits aus dem Johannapark bekannt, kennzeichnen farbige Stelen die Wiesen vor Ort. Sie verweisen gleichzeitig auf das Citizen-Science-Projekt „VielFalterGarten“, welches den Schutz und das Monitoring von Tagfaltern in Leipzig behandelt.

An dem Verbundprojekt „VielFalterGarten“ arbeiten unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Leipzig und das Amt für Stadtgrün und Gewässer zusammen.

Jeder kann selbst Schmetterlinge auf den Blühwiesen beobachten, das Monitoring mithilfe eines Erfassungstools unterstützen und ist damit am vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten „Bundesprogramms Biologische Vielfalt“ unmittelbar beteiligt.

Auftakt im Jahr 2021

Unter dem Motto „Unser Park – Vielfalt erleben“ war 2021 – nach entsprechenden Anträgen aus dem Leipziger Stadtrat – damit begonnen worden, auf sieben Teilflächen im Johannapark insgesamt rund 2,7 Hektar Rasenfläche zu blütenreichen Wiesen zu entwickeln.

Im vergangenen Jahr wurden im Johannapark zudem neue Strauchflächen angelegt, überalterte Sträucher fachgerecht zurückgeschnitten und Sträucher in bestehenden Gehölzflächen ergänzt. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde darauf geachtet, vorwiegend heimische Pflanzen, wie Weißdorn, Pfaffenhütchen, Schwarze und Rote Johannisbeere und Schneeball zu verwenden, welche einen Beitrag zur Biodiversität leisten, so das Amt für Stadtgrün und Gewässer.

Um einzelne Strauchflächen herum werden Säume mit gebietsheimischem Saatgut entwickelt. Auch Totholz wurde als wichtiger Lebensraum eingebracht. Die Stadt Leipzig bittet darum, die Entwicklungsflächen und insbesondere die Säume nicht zu betreten sowie das Totholz an den vorgesehenen Stellen liegenzulassen.

Die vom Amt für Stadtgrün und Gewässer koordinierten Maßnahmen werden durch das Bund-Länder-Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ im Fördergebiet „ZSP zwischen Auwald und Promenadengrün“ gefördert. Weitere Partner sind der NABU – Naturschutzbund Deutschland, Regionalverband Leipzig e. V., die BUND Regionalgruppe Leipzig und der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V.

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