Migrationsbewegungen in Westafrika und deren Ursachen stehen im Zentrum eines neuen internationalen Forschungsprojekts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Die Forschenden aus Burkina Faso, Deutschland, Ghana und Nigeria gehen der Frage nach, welchen Einfluss beispielsweise der Klimawandel auf Migration innerhalb des Kontinents hat und ob sich insgesamt zeitliche und räumliche Muster erkennen lassen.

Ziel ist es auch, neue Steuerungsinstrumente zu entwickeln, um die Lage vor Ort zu verbessern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit rund zwei Millionen Euro.

Der afrikanische Kontinent ist von Migrationsbewegungen geprägt. „In den Medien wird vor allem über die Menschen berichtet, die nach Europa kommen. Dabei findet der weitaus größere Teil der Migrationsbewegungen innerhalb Afrikas selbst statt“, sagt Prof. Dr. Christine Fürst von der Arbeitsgruppe Nachhaltige Landschaftsentwicklung der MLU. Sie leitet das neue Projekt „Ländlich-urbane und grenzüberschreitende Migration in West-Afrika – ein integrierter Bewertungsrahmen für Treiber, Prozesse und nachhaltige Lösungen“ (MIGRAWARE).

Insbesondere junge Menschen und hier speziell junge Männer ziehen häufiger in die Städte, um dort eine Arbeit zu finden und so ihre Familie in ländlichen Gegenden zu versorgen. Viele dieser vorerst einmal temporären und innerafrikanischen Migranten planen, sobald sie die Mittel zur Verfügung haben, in ein anderes Land in Westafrika oder auch international auszuwandern und dort ein neues Leben zu beginnen.

Ziel von „MIGRAWARE“ ist es, die Migrationsbewegungen in Westafrika, ihre Gründe und Muster zu beschreiben und besser zu verstehen. „Insgesamt gibt es in diesem Bereich noch zu viele offene Fragen: Wir wissen zu wenig über die wirklichen Gründe für Migration und auch über die informellen Netzwerke, die Migrantinnen und Migranten zur Unterstützung und mit ihren Familien unterhalten“, sagt Fürst.

Neben den besseren Chancen auf einen Job in den Städten gilt der Klimawandel als wichtiger Treiber: Durch veränderte Niederschlagsmuster ergeben sich größere Schwierigkeiten und vor allem steigende Unsicherheiten in der Versorgung mit Nahrung und Tierfutter.

„Die Rolle des Klimawandels ist unbestritten, sein Einfluss ist jedoch bislang räumlich explizit nur schwer zu fassen“, so Fürst. Für ihre Forschung setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher einen Methodenmix ein. Genutzt werden auch Beiträge aus den Sozialen Medien: Anhand der Geodaten lassen sich reale Migrationsbewegungen explizit erfassen, der Inhalt der Beiträge ermöglicht einen thematischen Zugang. Fernerkundungsdaten sowie terrestrische Erfassungen werden zum anderen dazu genutzt, um diese Raummuster zu überprüfen.

„Wir entwickeln Modelle, die raum-zeitliche Trends in Migrationsbewegungen reflektieren“, sagt Fürst. Auf Grundlage dieser und weiterer Erkenntnisse will das Team zudem Steuerungsmaßnahmen und -instrumente entwickeln, die den Migrationsdruck verringern und die Lebensgrundlagen vor Ort verbessern. Weiterhin sollen alle Ergebnisse und Modelle in eine frei verfügbare Software zur Analyse von Migrationstrends und -treibern einfließen, die auch für andere Regionen eingesetzt werden kann.

Die Ergebnisse fließen in das „West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use“ (WASCAL) ein. Das Zentrum ist eine gemeinsame Initiative des BMBF mit Partnern aus elf Ländern Westafrikas im Bereich Klimawandel und nachhaltiges Landmanagement. Ziel ist es, Menschen und Umwelt besser gegen die Folgen des Klimawandels und des Globalen Wandels zu schützen.

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