Wildtiere sind fester Bestandteil der sächsischen Wälder. Vor allem Rehe, Hirsche und Mufflons können aber durch den Verbiss junger Bäume und das Abschälen von Rinde auch einen erheblichen Einfluss auf die Waldentwicklung ausüben.

Um auf übermäßige Wildschäden reagieren zu können, erhebt Sachsenforst mit dem sogenannten Wildschadensmonitoring die Situation im Landeswald alle drei Jahre systematisch und mit einheitlicher Methodik. Jetzt startet ein weiterer Durchlauf.

„Wir müssen genau wissen, in welchen Gebieten wie viele Wildschäden entstanden sind“, erläutert Utz Hempfling, Landesforstpräsident und Geschäftsführer von Sachsenforst, die Hintergründe des Monitorings. Denn: „Wir wollen stabile, vielfältige und artenreiche Wälder entwickeln und gleichzeitig gesunde Wildtierbestände erhalten. Zu hohe Wildschäden durch überhöhte Wildbestände gefährden aber den wichtigen Waldumbau und verringern gleichzeitig die Lebensraumqualität von Wildtieren.“

Schäden für den Wald durch Wildtiere entstehen vor allem durch das Abfressen frischer Triebe und Knospen an jungen Bäumen (sogenannter Verbiss) sowie durch das Abziehen von Rinde am Stamm (sogenannte Schäle). Durch übermäßigen Verbiss können junge Bäume in den Wäldern nicht aufwachsen. Vor allem seltenere Baumarten, die für den Waldumbau hin zu struktur- und artenreichen Mischwäldern notwendig sind, haben so keine Chance. Schäle durch Hirsche oder auch Mufflons wiederum führt zu Verletzungen an Bäumen, die Eintrittspforten für Krankheiten bilden. Dadurch werden Bäume destabilisiert und ihr Holz entwertet.

Verbiss und Schäle im Fokus des Wildschadensmonitorings

Grundlage für die aktuelle Erhebung der Schälschäden sind mehr als 1.200 Planquadrate im Landeswald mit einer Kantenlänge von je einem Kilometer. Je Quadrat werden in gefährdeten Waldgebieten zehn Probekreise angelegt, in denen wiederum je zehn Bäume auf Schälschäden untersucht werden. Unterschieden wird hierbei zwischen frischen Schälschäden, die im zurückliegenden Jahr entstanden, und älteren Schälschäden, die auch nach zehn oder mehr Jahren noch erkennbar sind.

Für die Erhebung, die von forstlichen Ingenieurbüros durchgeführt wird, hat Sachsenforst eigens eine Erfassungs-App entwickelt. Alle Daten werden mit Outdoor-Tablets direkt im Wald erfasst. Die Orientie-rung im unwegsamen Gelände erfolgt ebenfalls im Programm mittels GPS und umfangreicher Karteninhalte. Bis Ende Mai kommenden Jahres werden so etwa 120.000 Bäume auf Schälschäden begutachtet.

Der Wildverbiss im Landeswald wird beim waldbaulichen Qualitätsmanagement an gepflanzten, vierjährigen Bäumen mittels eines Stichprobenverfahrens ermittelt. Dabei werden sowohl ungezäunte als auch gezäunte Flächen begutachtet. Die Flächenauswahl erfolgt auf Basis von geolokalisierten Verjüngungsflächen. Die Fachleute erfassen den Anteil des Verbisses und ordnen die Fläche einer von vier Intensitätsstufen zu.

Berücksichtigt wird dabei der Verbiss des Haupttriebes im vorangegangenen Winter oder Sommer. Der Fokus liegt auf dem Verjüngungsobjekt und dessen waldbaulicher Perspektive. Auf Basis der Analyse vieler Einzelflächen kann darauf aufbauend der notwendige Handlungsbedarf abgeleitet werden. Darüber hinaus fließen auch Ergebnisse aus aktuellen Betriebsinventuren in die Erhebung ein.

Wichtige Grundlage für Wald- und Wildentwicklung

Die Ergebnisse des Wildschadensmonitorings im Landeswald bilden eine wichtige Grundlage für die Planung von Verjüngungsmaßnahmen in den Forstbezirken und Schutzgebietsverwaltungen von Sachsenforst. In Gebieten mit überhöhten Wildschäden können neue Bäume beispielsweise nur mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen wie Zäunen gepflanzt werden. „Das ist aber nur eine vorübergehende Behelfsmaßnahme“, erklärt Hempfling.

„Zäune sind nicht nur teuer und aufwendig in der Unterhaltung. Sie bieten oft auch keinen ausreichenden Schutz vor Wildschäden, wenn sie beispielsweise durch umgestürzte Bäume undicht werden. Zäune zerschneiden darüber hinaus aber auch die Landschaft und nehmen Wildtieren ihren Lebensraum.“

Um stabile und vielfältige Wälder zu entwickeln und Wildtieren natürliche Lebensräume zu bieten, werden übermäßige Wildschäden im Landeswald vor allem durch die Bejagung reguliert. So bilden die Ergebnisse des Wildschadensmonitorings eine wesentliche Grundlage für die Planung und Organisation der Jagddurchführung.

„Mit der Jagd steuern wir Wild und Wald“, betont Hempfling. „Denn übermäßige Wildschäden werden vor allem durch überhöhte Wildbestände verursacht.“ Dabei wird im Landeswald vor allem auf Bewegungsjagden gesetzt. Diese starten jetzt zur Herbstzeit und werden bis Januar durchgeführt. »Mit wenigen, groß organisierten Jagden können wir die Wildbestände tierschutzgerecht an die Waldentwicklung anpassen, ohne Wildtiere laufend beunruhigen zu müssen“, so Hempfling.

Die Ergebnisse des Wildschadensmonitorings werden nach dem Abschluss der Erhebung und Auswertung im Frühsommer 2022 veröffentlicht.

Hintergrund

Sachsenforst bewirtschaftet mit 205.000 Hektar Landeswald rund 39 Prozent der sächsischen Waldfläche. Bezogen auf die Gesamtjagdfläche im Freistaat Sachsen werden damit rund 13 Prozent durch Sachsenforst bejagt. Die verbleibenden 87 Prozent der Jagdfläche (insbesondere Wald-, Landwirtschafts- und Wasserflächen) werden von privaten Jägern und deren Gemeinschaften bejagt. Die Jagdausübung erfolgt im Landeswald durch die Forstbezirke und Schutzgebietsverwaltungen.

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