Einfach nur in Reihe und auf Fläche pflanzen? So einfach ist es nicht, wenn man wieder einen lebendigen und produktiven Wald bekommen möchte. Im Gegenteil: Je bunter und vielfältiger, umso mehr Leben kommt in den Wald. Durch die Modellierung verschiedener Anpflanzungsstrategien und Baumartenmischungen bieten Forschende in einer neuen Studie Erkenntnisse für die nachhaltige Waldbewirtschaftung, die Wiederaufforstung und die Abschwächung des Klimawandels.
Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht wurde, zeigt, wie die räumliche Anordnung von Baumarten die Funktion und Produktivität von Waldökosystemen optimieren kann. Forschende des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des französischen Forschungszentrums CNRS nutzten Daten aus Feldversuchen und fortschrittliche Computermodelle, um verschiedene Anpflanzungsstrategien miteinander zu vergleichen.
Die Simulationen umfassten unterschiedliche Anordnungen von Baumarten, darunter Block- und Mini-Block-Designs, Pflanzungen in Einzel- und Doppelreihen sowie zufällige Verteilungen. Als Grundlage dienten reale Daten aus dem BEF-China-Experiment (Biodiversity-Ecosystem Functioning), darunter Baumwachstumsmodelle, Laubfallmessungen und Studien zur Zersetzungsrate. Mit diesen Daten erstellten die Forschenden Modelle, wie sich die räumliche Anordnung von Baumarten auf Ökosystemfunktionen wie das Wachstum der Bäume sowie Stickstoff- und Kohlenstoffkreisläufe auswirkt.
Zufällige Pflanzungen bieten viele ökologische Vorteile
Viel zu oft nur uniforme Pflanzungen
Die Forschenden fanden heraus, dass die Art und Weise, wie Baumarten in einem Wald angeordnet sind – in Gruppen oder zufällig, in Block- oder Reihenpflanzung – die Produktivität beeinflusst. Diese sogenannte räumliche Heterogenität der Arten, also die Muster, in denen Arten innerhalb eines Waldes verteilt sind, wirkt sich darauf aus, wie die Nährstoffe durch das Ökosystem zirkulieren.
„Die Erkenntnisse aus der Biodiversitätsforschung zeigen seit Jahrzehnten, dass es für Produktivität und Kohlenstoffspeicherung von Vorteil ist, wenn verschiedene Baumarten in Mischbeständen angepflanzt werden“, erklärt der Erstautor Rémy Beugnon, Postdoc bei iDiv.
„Dieser Ansatz wird jedoch nur selten umgesetzt, was größtenteils daran liegt, dass es keine praktischen Leitlinien gibt, die den Zwängen der realen Forstwirtschaft Rechnung tragen.“
Die Modelle zeigen, dass eine zufällige Pflanzung die Biomasse der Bäume im Vergleich zu einer Anordnung in Gruppen um 11 % erhöht. Eine gleichmäßigere Verteilung der Baumarten und somit auch der herabgefallenen Blätter wirkt sich positiv auf die Verwertung von Nährstoffen und organischem Material aus, so die Autoren.
Bei größerer räumlicher Heterogenität konnte zudem mehr Kohlenstoff abgebaut werden: Während bei Blockanordnungen nach neun Monaten 36,5 % des Kohlenstoffs abgebaut waren, konnten in Zufallsanordnungen 47,1 % abgebaut werden. Insbesondere die Reihenpflanzung – bei der abwechselnd Reihen verschiedener Baumarten verwendet werden – bot einen Mittelweg zwischen ökologischem Nutzen und einfacher Waldbewirtschaftung. Hier waren nach neun Monaten 40,4 % des Kohlenstoffs abgebaut.
Es geht um ein breites Artenspektrum
Ein weiterer Schlüsselfaktor ist die Vielfalt und die Zahl der Arten in einem bestimmten Waldbestand, unabhängig von deren Anordnung. Wälder mit einem breiten Artenspektrum zeigen einen höheren Stickstoff- und Kohlenstoffkreislauf im Vergleich zu weniger vielfältigen Wäldern. Sie bieten ein vielfältigeres Ressourcenangebot für Zersetzer,was die Zersetzung fördert.
„Die Kombination aus experimentellen Analysen und Vorhersagemodellen könnte zur Bewertung verschiedener Waldbewirtschaftungs-Szenarien beitragen. Neben der Bestätigung dieser Ergebnisse durch praktische Versuchsreihen wird ein wichtiger nächster Schritt darin bestehen, herauszufinden, wie allgemeingültig unsere Schlussfolgerungen sind und ob sie für verschiedene Waldtypen gelten“, erklärt Mitautor Benoit Gauzens von iDiv und der Universität Jena.
Die goldene Mitte: Reihenpflanzungen als Kompromiss
Mit Blick auf die Praxis weisen die Forschenden darauf hin, dass neben ökologischen Vorteilen auch die Umsetzbarkeit in der Forstwirtschaft wichtig ist. Während zufällige Bepflanzungen die besten ökologischen Ergebnisse liefern – darunter mehr Biodiversität, verbesserte Nährstoffkreisläufe und erhöhte Kohlenstoffbindung – bieten Reihenpflanzungen einen guten Kompromiss, die Arbeitsschritte wie das Ausdünnen und die Ernte vereinfacht.
Die Forschenden planen, ihre computergestützten Erkenntnisse durch langfristige Feldexperimente unter realen Bedingungen zu überprüfen. Solche Versuche könnten weitere Erkenntnisse dazu liefern, wie sich Baumartenvielfalt, räumliche Anordnung und Ökosystemfunktionen gegenseitig beeinflussen, und zu neuen Ansätzen für Wiederaufforstung und nachhaltige Forstwirtschaft beitragen.
„Diese Studie ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung in der Praxis umgesetzt werden kann“, sagt Nico Eisenhauer, Professor an der Universität Leipzig und Gruppenleiter am iDiv. „Wir können die Biodiversität in Wäldern gezielt nutzen, wenn wir sie auf die richtige Weise anordnen. Zudem sehen wir, wie lokale Interaktionen zwischen Bäumen, Mikroklima und Bodenbiodiversität dazu beitragen können, zahlreiche Ökosystemleistungen in Wäldern zu verbessern.“
Originalpublikation: Beugnon R., Albert G., Hähn G., Yu W., Haider S., Hättenschwiler S., Davrinche A.,Rosenbaum B., Gauzens B., Eisenhauer N.(2025). Improving forest ecosystem functions by optimizing tree species spatial arrangement, Nature Communications.
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Es gibt 2 Kommentare
Das ist eine Binse, dass Forst-Bestände mit mehreren Baumarten stabiler und produktiver sind als artenreine Monokulturen. Was in diesem Forschungsprojekt untersucht wurde waren offensichtlich Altersklassen-Forstkulturen mit unterschiedlichen Baumanpflanzverteilungen. Mit Wald hat das nichts zu tun. Wald kann sich auch sehr gut von selbst entwickeln, zunächst kommen Pionierbaumarten wie z.B. Birken; ggf. kann eine solche Entwicklung durch Saat oder gruppenweise Initialpflanzungen etwas unterstützt und forciert werden, dann kommen wir einem eigentlichen Wald schon deutlich näher. Was hier vom iDIV durchgeführt wurde – das iDIV ist eigentlich ein Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung … – ist eine reines Forstprojekt und hat mit Biodiversitätsforschung fast nichts zu tun. Die enge Verbandelung mit der Forstsparte ist wieder einmal sehr gut sichtbar. Sogar Reihenpflanzungen werden propagiert, weil das für die Forstwirtschaft so einfacher und effektiver ist. Verwundern tut mich das aber nicht mehr. Hier in Leipzig propagiert Herr Professor Wirth immer noch Eichenplantagenpflanzungen in europäisch geschützten Hartholzauenwäldern (die hierfür vorher gerodet werden…), Förster werden zu Ehrenmitgliedern des idIV benannt, er ist Mitgleid der Arbeitsgemeinschaft Wald- und Holzforschung (hier geht es um Forstwirtschaft) und in Großpösna besteht offenbar auch eine enge enge Verbindung zu Sachsenforst, so dass auch Pflanzungen von Elsbeere und Esskastanie im Auwald (nach Entfernung des Auwaldes…) nicht (öffentlich) kritisiert werden. Ich denke, das hat ganz klar etwas mit der Drittmittelforschung zu tun, anders kann ich mir es nicht erklären, dass eine biologische Fakultät quasi zur Forstwirtschaftsfakultät mutiert.
Mit der Gohrischheide hat gerd stefan exakt recht! Es geht um Holzproduktion, die in naturfernen Plantagen aber zukünftig wahrscheinlich auch nicht mehr funktionieren wird, von der miserablen Biodiversität in solchen Beständen mal ganz abgesehen.
Die Gohrischheide ist abgebrannt. Es würde reichen Rosen, Schlehen, Weißdorn und Traubeneichen dünn auszusäen ohne Zaun. Es würde ein naturnaher Wald entstehen, aber eben keine Bretter daraus. Das will keiner, weil es einer Enteignung gleich kommt. Mit Fördergeldern wird wohl wieder Nutzholz aufgepflanzt werden.