Mit großer Bestürzung und Entsetzen hat die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen Nordwestsachsen die Schilderung von Gil Ofarim, wie er im Hotel „Westin Grand Leipzig“ behandelt wurde, zur Kenntnis genommen. Die ASJ Nordwestsachsen stellt fest: Ein solches Verhalten ist eine Diskriminierung.

Sie schadet dem Ansehen der weltoffenen Stadt Leipzig und ihrer Bürgerschaft. Unsere Zivilgesellschaft duldet keinen Antisemitismus. Arnold Arpaci, der Vorsitzende der ASJ Nordwestsachsen fordert die Leitung des Hotels Westin auf: „Klären Sie den Sachverhalt restlos auf und prüfen Sie arbeitsrechtliche Maßnahmen. Dazu gehört es auch, Vorkehrungen zu treffen, damit sich eine solche Situation nicht wiederholen kann.“

Ausgehend von den glaubhaften Ausführungen des Gil Ofarim wurde ihm am 4. Oktober 2021 das Ein-Checken in das Hotel „Westin Grand Leipzig“ unter der Maßgabe erlaubt, dass seine mit einem Davidstern behaftete Kette nicht mehr sichtbar sei. Die ASJ Nordwestsachsen ist von dieser Forderung entsetzt und befürwortete die sich bislang gezeigten zivilgesellschaftlichen Proteste nachdrücklich. Darüber hinaus fordert sie die Staatsanwaltschaft auf zu prüfen, ob der Tatbestand der Beschimpfung von religiösen Bekenntnissen nach § 166 StGB erfüllt sein könnte.

Die Stellvertretende Vorsitzende der ASJ Nordwestsachsen, Dr. Nora Düwell, fordert zudem: „Seitens des Westin Grand Leipzig müssen die in Betracht kommenden arbeitsrechtlichen Maßnahmen geprüft werden. Es reicht nicht aus, die betroffenen Arbeitnehmer – wie in der Presse berichtet – zu beurlauben. Sollte sich das behauptete Verhalten der Mitarbeiter des Westin Grand Leipzig bestätigen, verstößt dies gegen § 19 des Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Dies bedarf arbeitsrechtlicher Konsequenzen.

Der Arbeitgeber hat die Pflicht, erforderlichen Maßnahmen zum Schutz vor Benachteiligungen zu ergreifen. Hier gibt es offenkundig erheblichen Nachholbedarf! Es dürfte sich anbieten, Belegschaft und Führungskräfte über den diskriminierungsfreien Umgang mit Gästen zu schulen sowie bei der Personalauswahl auf fremdenfeindliche und antisemitische Einstellungen zu achten.“

Hintergrund:

Der Musiker Gil Ofarim ist laut eigener Aussage im Hotel Westin antisemitisch beleidigt worden. Wie der 39-Jährige in sozialen Netzwerken berichtet, versuchte er am Montag in dem Haus am Innenstadtring in Leipzig einzuchecken. Aufgrund seiner offen getragenen Davidstern-Kette sei ihm dies aber vom Personal verwehrt worden.

Wie Ofarim in einem etwa zweiminütigen, offensichtlich vor dem Eingang der Herberge aufgenommen Video erzählt, habe er in einer Schlange beim Check-In gewartet. Nach und nach seien andere Kundinnen und Kunden vorgezogen worden. Als er nachfragte, warum er länger warten müsse, habe der Mitarbeiter an der Rezeption zunächst erklärt, die Schlange müsse entzerrt werden. Ein anderer Mitarbeiter soll daraufhin gerufen haben: „Pack deinen Stern ein!“ Dann soll laut des Künstlers auch der Mann am Empfang gesagt haben: „Packen Sie Ihren Stern ein.“

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