Mit großer Sorge blickt die Stadt Leipzig auf die sächsische Kulturlandschaft, die sich durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie erneut in einem Lockdown befindet. Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke wendet sich daher mit einem Brief an die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, mit der Aufforderung den Kulturschaffenden im Freistaat ein Signal der Perspektive und Unterstützung zu senden.

Die Stadt Leipzig hat sich seit Beginn der Notlage voll und ganz der verantwortungsvollen Umsetzung der Corona-Schutz-Verordnungen verschrieben. „Die seit fast zwei Jahren geforderte Distanz führt jedoch zur Zerklüftung der Gesellschaft. Während Jahrgängen von Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit verwehrt wird, sich die Welt inmitten von Kunst und Kultur zu erschließen, verlernen ganze Generationen, Dialoge zu führen und die Widersprüche auszuhalten. Die jüngsten Vorfälle in Dresden, Altenburg und Zwickau sind aufs Schärfste zu verurteilen. Es ist jedoch zu befürchten, dass diese Verwerfungen nur der Beginn einer ,anderen Welle‘ sind“, sagt die Kulturbürgermeisterin.

Die Räume der Kultur werden daher dringender denn je gebraucht. Sie schaffen eine besondere Erfahrung im Umgang mit Ängsten, Unsicherheiten und Vorurteilen. Dr. Skadi Jennicke betont: „Ich sehe unsere Kulturbetriebe in der Pflicht, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen. Kunst und Kultur können Quelle und Mittel der Resilienz sein, um der Krise und den Folgen der Pandemie etwas entgegenzusetzen und die Menschen wieder näher zusammenzubringen. Genau dafür sind sie jetzt von unerlässlichem Wert.“

In dem Brief heißt es außerdem unter anderem: Wir haben gelernt, dass Museen, Theater, soziokulturelle Zentren und viele weitere unter Einhaltung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen sichere Orte sind. Daher fordert das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig die Staatsregierung auf, eine verlässliche Öffnungsperspektive ab Januar 2022 zu forcieren. Es ist den Akteuren in Sachsen immer schwerer vermittelbar, dass die Inzidenzen national sinken, obwohl der Kulturbetrieb in weiten Teilen Deutschlands ermöglicht wird.

In der Wiedereinführung des 2-G(-Plus-Options)-Modells für Veranstaltungen ohne Abstand, Maske und angepasste Kapazitätsbegrenzung sieht die Stadt Leipzig eine angemessene Möglichkeit auch wieder wirtschaftlich zu wirken. Gleichzeitig muss die Testinfrastruktur für einen flächendeckenden Einsatz von PCR-Tests, auch durch Pooltests, ausgebaut werden.

Darüber hinaus bedarf es eines Entschädigungsprogramms für freie Künstler, da der Bund die November-/Dezemberhilfen von 2020 nicht wieder auflegt. Ergänzend ist die Bereitstellung von Sonderfördermitteln für die Kulturräume als regionale Solidaritätstöpfe anzuregen, damit Kulturräume und kreisfreie Städte vor Ort selbst freie Träger und Einrichtungen unterstützen können.

Daneben ist ein öffentlicher Diskurs zum langfristigen Umgang mit der Pandemie im Kulturbetrieb zwingend. Es ist die gemeinsame Aufgabe von Land und Kommune, den großen finanziellen Herausforderungen sowie massiven Veränderungen in Hinblick auf Nutzerverhalten, interne Strukturen und Planungsstrategien der nächsten Jahre begegnen zu können.

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