„Bei einer Krebserkrankung ist es wichtig, dass sie früh erkannt und dann optimal behandelt wird“, betont Prof. Dr. Florian Lordick, Direktor des Universitären Krebszentrums Leipzig (UCCL) am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) mit Blick auf den Weltkrebstag am 4. Februar.

„Durch die SARS-CoV-2-Pandemie wurden aber Diagnose, Therapiegeschehen und damit wahrscheinlich auch die Lebenserwartung der Erkrankten in erheblichem Ausmaß beeinflusst. Das legen Studien aus den verschiedensten Ländern nahe.“

Beispielsweise wurden Daten aus dem holländischen Krebsregister publiziert, die in der Frühphase der Pandemie eine signifikant geringere Zahl an Krebsneudiagnosen während der ersten Wochen des Lockdowns belegen.

„Das könnte zwei Gründe haben: Einerseits wurden Strukturen des Gesundheitssystems auf die Corona-Erkrankungen konzentriert. Andererseits hatten Menschen plötzlich generell Bedenken, zum Arzt zu gehen. Die Folge ist ein Anstieg von fortgeschrittenen Krebserkrankungen in verschiedenen Ländern. So zeigt eine Untersuchung aus Norditalien, dass die Aussetzung des Mammographie-Screenings für zwei Monate kritische Auswirkungen auf das Erkrankungsstadium zum Zeitpunkt der Erstdiagnose hat. Auch in Sachsen ging die Zahl der gemeldeten Krebsneuerkrankungen im Frühjahr 2020 zurück. Allerdings sind bei uns Auswirkungen wie in Norditalien derzeit nicht zu erkennen,“ so Prof. Lordick.

Wie der Leipziger Onkologe weiter erklärt, spielt auch eine Rolle, dass ein chirurgischer Eingriff bei einer Krebserkrankung meist bedeutet, dass ein Intensivbett benötigt wird. „Da lagen nun aber schon Corona-Patienten drin, was dazu führte, dass Operationen hinausgeschoben werden mussten. Denn die Zahl der Intensivbetten ist ja – vor allem durch die Personalsituation – begrenzt. Am Universitätsklinikum Leipzig wurden allerdings keine gravierenden Verschiebungen von Operationen vorgenommen“, so Prof. Lordick. „Wir haben alles dafür getan, dass Krebsoperationen nicht verschoben wurden.“

Der Krebsspezialist macht nachdrücklich darauf aufmerksam, dass Krebspatient/-innen durch eine Corona-Infektion deutlich gefährdeter sind als gesunde Menschen. Besonders Patient:innen mit Leukämien, mit Lungenkarzinom, mit weit fortgeschrittenen Krebserkrankungen und auch Patient:innen, die gerade eine Chemotherapie absolvieren, seien Risikopersonen ersten Grades. Für Menschen, die eine länger zurückliegende Krebserkrankung überstanden haben, sei das SARS-CoV-2-Virus weniger problematisch.

Für alle Mitarbeiter des Krebszentrums war es in dieser Pandemie besonders wichtig, die Patient/-innen vor einer Infektion zu schützen. „Von Vorteil war, dass fast alle Betroffenen einen Selbstschutzreflex entwickelt haben“, sagt Prof. Lordick.

„Zudem haben wir nicht nur jeden Patienten über die Vakzinierung aufgeklärt, sondern in jüngerer Zeit auch gleich Schutzimpfungen vorgenommen. Zumal internationale Studien belegen, dass Krebspatient:innen von diesen Spritzen profitieren. Sie vertragen die Impfungen nicht schlechter als gesunde Menschen. Und: Die Impfung wirkt sich nicht auf die Krebstherapie aus. Wobei natürlich unsere Kompetenz gefragt ist, den besten Impftermin innerhalb der Therapie zu bestimmen.“

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“..sondern in jüngerer Zeit auch gleich Schutzimpfungen vorgenommen. ”
Jüngere Zeit heißt, frühestens Mitte Dezember 2021.
Vorher konnte ein Facharzt am UKL eine hohe Priorisierung schriftlich bestätigen.
Und dann konnte man sich beim Hausarzt in der Reihe hinter den Älteren anstellen oder wenn soweit fit, zum Impfzentrum (mit Termin! anders geht gar nicht, wenn man nicht paar Stunden anstehen KANN) fahren.
Einfacher von Anfang an wäre es verpflichtend gewesen, wenn die Uniklinik-Ärzte, statt Zettel auszustellen, selber hätten impfen können.
Impfstoffe und -umgang damit waren nicht das Problem, total gut, auch als Patientin, fand ich, dass ich davon ausgehen konnte, dass das UKL-Personal sich von Mitte Dezember 2020 an, impfen lassen konnte.
Aber halt keine (ambulanten) Patienten, wegen irgendwelchem “Hausärzte-Impf-Privileg”?

Traurig empfinde ich das med. Personal, dass sich vor der Impfung infiziert hat.
Man kann ja manchmal verpeilt sein, aber Corona scheint da leider hartnäckiger kognitiv destruktiv zu wirken.
Zum Glück wurde es, damals gabs nur Alpha, schnell besser.

Langer Rede, kurzer Sinn. Mein Eindruck, wer sich vom med. Personal nicht impfen lassen will, wird sich demnächst erstmal mit Omikron infizieren.
Weitere Varianten werden dann auch ungeschützt mitgenommen werden müssen.
Diejenigen müsste man dann sowieso überprüfen, inwieweit sie auf Grund der dann absichtsvoll durchgemachten Covid-19-Erkrankung in der Lage sind, nicht nur Tabletten in Pillendosen einzusortieren.

Also, ist das mit der erstmal “Bestandaufnahme” der Impfweigerungen und dann eventuellem Schutz der Patienten vor diesen,
zumindest für die betreuten Alten und Kranken, das “kleinere Übel”.
für uns alle irgendwie.

Lasst euch impfen!

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