Sachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Dulig spricht sich für eine Technologieoffenheit gegenüber allen zur Verfügung stehenden nachhaltigen Antriebsarten aus. „Unterschiedliche Mobilitäts- und Transportbedürfnisse werden in Zukunft unterschiedliche Lösungen erfordern. Wichtig ist, dass wir uns weiter in Richtung Effizienz und Klimaneutralität bewegen. Als Freistaat mit jahrhundertelanger Tradition in Nachhaltigkeit und Innovation sollte uns das gelingen“, sagte Dulig im Rahmen der gestrigen Landtagsdebatte zu relevanten Antriebstechnologien im Verkehr.

Hintergrund der Debatte ist die Transformation in der Automobilindustrie. Der European Green Deal verlangt von den EU-Mitgliedsstaaten, ihren Treibhausgasausstoß bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren und bis 2050 komplett klimaneutral zu werden. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 lag die Zahl der E-Auto-Neuzulassungen europaweit nun erstmals über den Neuzulassungen dieselgetriebener Pkw.

Nach einer Prognose des sächsischen Automobilzulieferernetzwerkes AMZ und des Chemnitz Automotive Institute CATI kann Deutschland in diesem Jahr erstmals die seit längerem angepeilte Zahl von einer Million neu zugelassenen Elektroautos pro Jahr erreichen. Allein die sächsischen Automobilstandorte werden demnach rund eine viertel Million vollelektrischer Pkw produzieren. Dies unterstreicht die große Bedeutung der Transformation für die Automobilindustrie als umsatzstärkste Industriebranche in Sachsen.

Bei der E-Mobilität hob Martin Dulig die unmittelbar wahrnehmbaren Vorteile hervor: „E-Autos stoßen zumindest dort, wo sie gerade fahren, keine Abgase aus – und sie sind wesentlich leiser. Beides ist insbesondere für unsere von Feinstaub und Lärm geplagten Städte sehr relevant“, so der Minister. In der Produktion von E-Autos oder der Herstellung der zu ihrer Produktion nötigen Teile könne die Emissionsbilanz anders ausfallen.

Brennstoffzellenantriebe böten zusätzliche Nutzervorteile, etwa bei der Reichweite. Hinsichtlich der dafür erforderlichen Wasserstofflogistik – also Transport-, Lager- und Tankstelleninfrastruktur – sowie des Preises seien aber noch viele Aufgaben zu erledigen, betonte Dulig.

E-Fuels – also flüssige synthetische Kraftstoffe – seien ökologisch nur dann sinnvoll, wenn man das zur Herstellung erforderliche CO2 der Atmosphäre entnehme und den nötigen Strom aus regenerativen Quellen gewinne. E-Fuels seien prozessbedingt mit der Wasserstoffherstellung verbunden. Die Vorteile lägen daher in der Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Die Verwendung im Flugverkehr, welcher weitestgehend auf Flüssigkraftstoffe angewiesen ist, sei ein weiterer Vorteil.

Minister Dulig: „Vor allem die hohen Kosten verhindern derzeit noch einen breiten Einsatz – dennoch werden E-Fuels Realität. Gerade in Sachsen haben wir dazu starke, auch international anerkannte Kompetenzen. Dieses – wenngleich noch recht überschaubare – Marktumfeld konnte sich so gut entwickeln, weil wir im Freistaat Sachsen immer einen technologieoffenen Ansatz verfolgt und diesen auch durchgehalten haben.“

Minister Dulig sagte weiter, dass das Vorankommen in der Energiewende für die Marktfähigkeit der einzelnen Antriebsalternativen entscheidend sei. In Bezug auf alternative Kraftstoffe, z. B. Biokraftstoffe, äußerte er sich jedoch skeptisch und erinnerte an die Begrenztheit von Agrarflächen auf der Erde: „Die Lebensmittelversorgung für die ärmsten Länder der Welt ist wichtiger als Sprit für Autos. Wenn am Ende künftig gar noch Regenwälder abgeholzt werden sollten, um Energiepflanzen für deutsche Fahrzeuge anzubauen, schießen wir uns ein globales klimapolitisches Eigentor.“

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