Biolog:innen und Botaniker/-innen der Universitäten Berlin, Halle, Jena und Leipzig, sowie des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) laden Bürger/-innen zu wissenschaftlicher Forschung ein. Im Projekt „Pflanze KlimaKultur!“ können sie durch Pflanzenbeobachtung in ihren eigenen und in den Botanischen Gärten der beteiligten Städte mithelfen, die Auswirkungen des Klimawandels in Städten zu erfassen.

Die Projektergebnisse tragen auch dazu bei, Städte klimaangepasster zu gestalten und so nachhaltiger und lebenswerter zu machen. Einblicke in das Projekt und viele Hintergründe gibt es bei einem Rundgang durch den Botanischen Garten der Universität Leipzig (Linnéstraße 1) am 20. März.

Projekt „Pflanze KlimaKultur!“ lässt Bürger/-innen zu Forschenden werden

Wie entwickeln sich Pflanzen in Städten? Wirkt sich der Klimawandel auf ihr Wachstum im Jahresverlauf aus und wie verändert sich das Klima in den Städten im Vergleich zum Land? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, lädt das Projekt „Pflanze KlimaKultur!“ Bürger:innen dazu ein, selbst zu Forschenden zu werden. Dazu braucht es nicht mehr als wenige Quadratmeter Platz für ein Beet im eigenen Garten, Lust am Beobachten, etwas Zeit und ein Smartphone.

„Pflanze KlimaKultur!“ ist ein Zusammenschluss mehrerer deutscher Botanischer Gärten und ihrer Forschungseinrichtungen. Die Idee: Bewohner/-innen von Berlin, Halle, Jena und Leipzig pflanzen in einer Ecke ihres Gartens zehn krautige Pflanzenarten an. Die Pflanzen werden allen Teilnehmenden kostenlos zur Verfügung gestellt. Zwei Jahre lang soll nun auf die natürlichen Entwicklungsstadien der Pflanzen im Jahresverlauf geachtet werden.

Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Wann treiben die Pflanzen aus? Wann entfalten sich die Blätter, wann blühen sie? Wann reifen die Früchte, wann lassen sie ihre Blätter fallen? Mit einer Smartphone-App und einer Webseite mit einem Beobachtungsbogen sollen die Beobachtungen festgehalten und in Daten übersetzt werden.

Klimaveränderungen an Veränderungen der zeitlichen Entwicklungsstadien von Pflanzen ablesen

Die Forscher:innen sammeln diese Daten, werten sie aus und ziehen daraus Rückschlüsse auf Klimaveränderungen in Städten. Vor allem interessiert sie, wann und bei welchem Wetter und welcher Temperatur die Pflanzen von einer Entwicklungsphase in eine nächste übergehen.

Städtische Lebensräume sind längst Brennpunkte der Biodiversität und des Klimawandels geworden. Temperatur- und Niederschlagsextreme wirken sich in der Stadt stärker aus als auf dem Land. Pflanzen sind besonders sensible Anzeiger von Klimaveränderungen. In Deutschland hat sich beispielsweise die Vegetationsperiode wichtiger Laubbäume zwischen 1951 und 2000 um bis zu 2,3 Tage pro Jahrzehnt verlängert.

Die im Projekt erhobenen Daten werden gemeinsam mit den Forschungsdaten des Forschungsnetzwerks „PhenObs“ gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet. In Bürgerdialogen und gemeinsam mit anderen lokalen Akteuren werden die Ergebnisse dann vorgestellt und konkrete Lösungsansätze zu Naturschutz und Klimaanpassung städtischer Grünflächen diskutiert. Alle Teilnehmenden des Projekts tragen somit dazu bei, Städte nachhaltiger und lebenswerter zu machen.

Auch die anderen beteiligten Botanischen Gärten führen zwischen dem 17. März und 2. April Einführungsveranstaltungen durch, bei denen Interessierte Hintergründe zum Projekt und konkrete Tipps anhand von Schaubeeten bekommen.

Rolf Engelmann, Projektverantwortlicher beim Botanischen Garten der Universität Leipzig, sagt: „Die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen aus der Bevölkerung macht nicht nur enormen Spaß. Sie ermöglicht uns erst, Fragestellungen wie diese zu beantworten, da wir auf diese Weise gemeinsam Daten zusammentragen können, die wir sonst einfach nicht hätten.“

„Städte sind ideale Klimalabore”, betont Projektkoordinatorin Dr. Thora Herrmann, Wissenschaftlerin am UFZ und iDiv. „Hier lässt sich besonders gut erforschen, wie sich der Klimawandel auf Pflanzen auswirkt. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern wollen wir Wissen schaffen, das zu einer klima- und biodiversitätsfreundlichen Gestaltung von Städten notwendig ist.“ 

Einladung zum Rundgang

Seit dem Aufruf des auf zwei Jahre angelegten Citizen-Science-Projekts gab es bereits über 100 Interessent:innen aus Leipzig, von denen 50 an dem Projekt mitarbeiten möchten. Dazu gehören Privatpersonen, Schulen und Gemeinschaftsgärten. Die offizielle Eröffnung des Modellbeetes zum Projekt samt Einführung in das Vorhaben erfolgt bei einem Rundgang durch den Botanischen Garten der Universität Leipzig, Linnéstraße 1, am Sonntag, 20. März 2022 um 14:00 Uhr.

Hintergrund

Das Projekt „Pflanze KlimaKultur!“ hat eine Laufzeit von Juli 2021 bis Februar 2024 und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es ist eins von 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger/-innen sowie Wissenschaftler:innen inhaltlich und methodisch voranbringen.

Am „Pflanze KlimaKultur!“-Projekt sind gemeinsam mit den Bürger:innen folgende Einrichtungen beteiligt: Der Botanische Garten Berlin sowie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordinieren das Projekt in Kooperation mit Climate-KIC (eine Wissens- und Innovationsgemeinschaft des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universität Leipzig, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie der Initiative „Blühender Campus” der Freien Universität Berlin.

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar