Am 2. März feiert Eva Wechsberg, eine der ältesten Leipziger Holocaustüberlebenden, ihren 100. Geburtstag. Sie ist ihrer Geburtsstadt bis heute eng verbunden. 2018 hielt sie als Ehrengast der Stadt Leipzig eine bewegende Rede zum 80-jährigen Gedenken an die Reichspogromnacht. Sie schilderte, wie „ihre Synagoge“ in der Gottschedstraße brannte und die Nationalsozialisten in die Wohnung eindrangen um den Vater zu verhaften.

1996 nahm Eva Wechsberg, die 1939 mit ihrer Familie gerade noch rechtzeitig vor der Shoah in die USA fliehen konnte und heute in der Nähe von Los Angeles lebt, erstmals am „Besuchsprogramm für ehemalige jüdische Leipziger und deren Nachfahren“ teil. Über die Jahre hat Wechsberg Leipzig immer wieder besucht und neue Verbindungen in die Stadt geknüpft. Wiederholt sprach sie vor Schulklassen über ihre Lebensgeschichte. Inzwischen ist sie aus vielen Veranstaltungen und Zeitzeugenberichten in Leipzig gut bekannt.

Mit sehr persönlichen Zeilen gratuliert Oberbürgermeister Burkhard Jung der Jubilarin zu ihrem Geburtstag und nimmt auf ihr Wirken in Leipzig Bezug: „Trotz allem was Sie in Leipzig erleben und erleiden mussten, haben Sie heute wieder eine wunderbare Verbindung zu unserer Stadt. In den vergangenen Jahren haben Sie uns die Hand gereicht, Leipzig oft besucht und so viel für die Versöhnung beigetragen. Für alles was Sie für Leipzig, die Versöhnung und ein friedliches Miteinander getan haben, möchte ich Ihnen von Herzen danken. Sie werden immer einen besonderen Platz in Leipzig haben.“

Am früheren Wohnhaus in Leipzig in der Gohliser Straße 15 erinnert jetzt zudem eine Platane mit Hinweistafel an Eva Wechsberg, geb. Abelsohn, und ihre Familie. Bereits 2021 hatte das Referat Internationale Zusammenarbeit Wechsberg eine Jüdische Miniatur unter dem Titel „Eva Wechsberg. Das Jahrhundertleben einer jüdischen Leipzigerin“ im Hentrich & Hentrich Verlag gewidmet. Das Buch, das in Deutsch und Englisch erhältlich ist, erzählt am persönlichen Beispiel von Wechsberg die Geschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig im 20. Jahrhundert.

Wechsbergs Lebensgeschichte steht dabei stellvertretend für die Geschichte vieler ehemaliger Leipzigerinnen und Leipziger, denen die rettende Flucht gelungen ist, die ein neues Leben beginnen mussten und deren Sehnsucht zur eigenen Geburtsstadt eine Wiederannäherung an Leipzig ermöglicht hat. Weder die Stadt Leipzig noch die Autoren profitieren finanziell von dem Buch.

Ihren Geburtstag am 2. März verbringt Eva Wechsberg im engsten Kreis ihrer Familie. Am 5. März organisiert ihre Synagogengemeinde eine große Festveranstaltung mit zahlreichen Gästen.

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