Alternative Konzepte für den Besitz und die Bewirtschaftung von Ackerböden haben Vorteile für Landwirte und die Gesellschaft. Das zeigt ein neuer Forschungsbericht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kürzlich veröffentlicht hat.

Die Studie liefert erstmals einen Überblick über die vielfältigen Konzepte, mit denen gemeinschaftliches Eigentum und ein gemeinwohlorientiertes Management von Äckern und Weiden angestrebt werden. Der Bedarf an derartigen Initiativen ist groß: Seit 1993 ist laut Angaben des BMEL die nutzbare Agrarfläche in Deutschland um 1,3 Millionen Hektar zurückgegangen, während sich der Preis pro Hektar fast verdreifacht hat.

Anlass der Studie sind die in den letzten Jahren sich ausbreitenden neuen gemeinschaftlichen Organisationsformen des Landeigentums zugunsten lokaler, nachhaltiger Bewirtschaftung, zum Beispiel gemeinnützige Träger der Solidarischen Landwirtschaft oder Bodengenossenschaften.

Die Studie zeigt, dass die neuen Organisationsformen einigen Problemen auf dem Bodenmarkt entgegenwirken, wie dem schwierigen Zugang zu Land für Existenzgründerinnen und -gründer oder dem drohenden Verlust von Pachtflächen. So sind landwirtschaftliche Betriebe, die die Flächen pachten, in hohem Maß zufrieden mit den Pachtkonditionen – im Gegensatz zu Akteuren auf dem allgemeinen Bodenmarkt.

„Gemeinwohlorientierte Ansätze haben darüber hinaus positive Auswirkungen auf den ländlichen Raum: Die gemeinsame Verantwortung von Städtern und Produzenten und die direkte Teilhabe an einem Partnerbetrieb, beide Faktoren verstärken den sozialen Zusammenhalt und sorgen so für langfristige Stabilität“, sagt Prof. Dr. Insa Theesfeld, die das Projekt an der MLU leitet und den agrarökonomischen Projektteil gemeinsam mit Dr. Jamila Curtis bearbeitete. Die Partnerbetriebe würden zudem häufig nach ökologischen Kriterien arbeiten und ihre Produktvermarktung regionalisieren.

Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Dr. Ophelia Nick sagt: „Unsere Böden sind zu Spekulationsobjekten geworden, mit entsprechend hohen Preisen, die Landwirte sich häufig nicht mehr leisten können – hier ist es Aufgabe von Politik, gegenzusteuern. Umso bemerkenswerter ist das Ergebnis der Studie, das deutlich zeigt, wie positiv gemeinwohlorientierte Initiativen sich auf den regionalen Bodenmarkt auswirken. Das gibt uns Hinweise dafür, wie wir in Zukunft verantwortungsvoller mit unserer knappen Ressource umgehen können.“

Der vom BMEL in Auftrag gegebene Bericht zeigt, dass die gemeinwohlorientierten Initiativen und deren Partnerbetriebe in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. Der Gesamtumfang der bewirtschafteten Flächen von 33.000 Hektar ist bisher noch überschaubar. Aufgrund des großen gesellschaftlichen Interesses an den Organisationsformen ist jedoch mit einem Anstieg der Flächen zu rechnen.

Den Abschlussbericht „Neue Organisationsformen des Landeigentums – Boden in Gemeinschaft“ ist hier online abrufbar.

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