Jesewitz, auf halbem Weg zwischen Taucha und Eilenburg gelegen, war am Donnerstag, dem 12. Oktober, Schauplatz für ein ganz besonderes Treffen. Bauern aus nah und fern waren angereist, um am ersten Feldtag des HumusKlimaNetzes auf dem Bio-Betrieb Lerchenhof teilzunehmen. Denn die vergangenen Jahre mit ihren Dürren und Starkregen haben auch die Landwirte alarmiert: Wie können sie eigentlich die Fruchtbarkeit ihrer Böden erhalten, wenn das Klima immer härter zuschlägt?

Und es geht nicht nur ums Klima. Auch das war Thema. Denn die intensive Bewirtschaftung der Böden mit schwerem Gerät, das die Ackerkrume immer weiter verdichtet, und der Druck, aus den Böden maximale Ernteerträge herauszuholen, sorgen ebenso dafür, dass Böden degradieren, ihren Humus einbüßen und damit an Fruchtbarkeit verlieren.

Auf einmal rückt die Arbeit des HumusKlimaNetzes auch für konventionell wirtschaftende Bauern immer mehr in den Blick. Denn auch mit hohen Düngergaben lässt sich der Fruchtbarkeitsverlust der Böden nicht dauerhaft aufhalten. Im Gegenteil: Sie schädigen das wertvolle Biom im Boden ebenfalls. Bauern in Deutschland müssen also lernen, den Humus in ihren Äckern nicht nur zu erhalten, sondern möglichst sogar wieder aufzubauen.

Professor Knut Schmidtke, HTW Dresden. Foto: Sabine Eicker

Entsprechende Forschungsergebnisse gibt es längst. Auch zu der wichtigen Erkenntnis, dass humusreiche Böden auch wertvolle Kohlenstoffspeicher sind. Wenn es gelingt, wieder mehr Kohlenstoff in fruchtbaren Böden anzureichern, vermindert das auch die CO₂-Emissionen. Landwirtschaft kann also auch einen spürbaren Beitrag zur Klimawende beibringen.

Das HumusKlimaNetz

Das HumusKlimaNetz ist ein Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Humusaufbau in Ackerböden. Es soll bis zunächst Ende 2027 in bundesweit 150 Betrieben innovative und langfristig wirkende Maßnahmen zum Humuserhalt und -aufbau erproben und in der Breite etablieren. Die Gesamtkoordination für das Vorhaben verantworten der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und der Deutsche Bauernverband (DBV). Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Thünen-Institut. Das HumusKlimaNetz wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) gefördert.

Zum Humusaufbau und -erhalt beschreiten die teilnehmenden Betriebe unterschiedliche Wege: Sie reichen von erweiterten Fruchtfolgen, der Einsaat von Zwischenfrüchten oder Untersaaten oder dem Anbau mehrjähriger Kulturen bis hin zur Kombination von Gehölzen und Ackerflächen in Agroforstsystemen. Wie diese Maßnahmen auf den Humusgehalt im Boden wirken, messen und bewerten die Forscherinnen und Forscher des Thünen-Instituts. Sie widmen sich außerdem der Bemessung der Kosten einzelner Maßnahmen, sozio-ökonomischen Fragen, der Bewertung möglicher Synergieeffekte und der Erstellung von gesamtbetrieblichen Klimabilanzen.

Der erste Feldtag

Was aber landwirtschaftliche Betriebe ganz konkret tun können, um die Fruchtbarkeit ihrer Böden zu erhalten oder gar anzureichern, das sollte am 12. Oktober in Jesewitz gezeigt werden.

Robert Künne, gastgebender Landwirt des Feldtages. Foto: Sabine Eicker

Der erste Feldtag des HumusKlimaNetzes  fand dort auf dem Bio-Betrieb Lerchenhof statt. Das umfangreiche Programm bot einen guten Einstieg in das Thema „Humusaufbau und -erhalt“. Direkt auf dem Acker konnten die Teilnehmer bei einer Feldbegehung einen Einblick in die Umsetzung der Maßnahmen des Projektes erleben. Denn Robert Künne, Inhaber des Lerchenhofs, wendet etliche Maßnahmen schon an, um auf dem recht sandigen Boden seines Hofes die Fruchtbarkeit zu erhöhen.

Und welche klimatischen und ökologischen Effekte eine andere Bewirtschaftung der Böden hat, darüber sprach Prof. Dr. agr. Knut Schmidtke von der HTW Dresden.

Und anders bewirtschaften heißt eben auch oft, mit anderem Gerät arbeiten, sodass am Feldtag auch Maschinen wie Flachgrubber, Tiefenlockerer, Fräse usw. vorgeführt werden konnten. Wobei natürlich trotzdem das Thema Bodenverdichtung im Raum stand: Wie kann man die Böden schonen, indem man weniger schwere Technik einsetzt? Oder gar andere Anbaumethoden anwendet?

Alles Themen, die in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Und die sich für Landwirte natürlich um die zentrale Frage drehen, wie sie den Humusgehalt ihrer Felder bewahren oder Böden sogar wieder fruchtbarer machen können. Was eine Menge – so Schmidke – mit den Kleinstlebewesen im Boden zu tun hat, aber auch der Durchlässigkeit für Gase und Wasser. Ein ganz zentrales Thema für kommende Dürreperioden, in denen Ernten direkt davon abhängen, wie speicherfähig der Boden für Nässe ist.

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