Die Muldeschifffahrt ist in Grimma eine touristische Attraktion. Die Flotte besteht aus zwei Motorpassagierschiffen und einer Seilfähre.

Zwei Binnenschiffer, ein Decksmann und ein Decksmann in Ausbildung zum Schiffsführer haben die Steuer in der Hand. Einer von ihnen ist Hartmut Schlick. Der 64-Jährige ist der Sohn der legendären Fährfrau Brigitte Müller. Nun geht er in den Ruhestand. Kurz vor dem 100. Jahrestag nach der Gründung der Schifffahrt.

Die Faszination, die Hürden und das Jubiläum: für die Muldeschifffahrt wird 2023 ein besonderes Jahr, wie Hartmut Schlick berichtet. Sein leicht schwankender Arbeitsplatz ist fünf Meter lang und keine zwei Meter breit. Schon in den 1960er Jahren baute er als Kind eine ganz besondere Beziehung zur Mulde und zum Metallkahn auf. Seine Mutter, Brigitte Müller, war von 1967 bis 1997 auf dem Fluss und im Fährhaus zuhause.

Als 1983 ein Kino-Dokumentarfilm über sie gedreht wurde, war sie die einzige Fährfrau in der DDR, die eine Seilfähre eigenverantwortlich steuerte. Hartmut Schlick unterstützte seine Mutter in seiner Kindheit und Jugend. Dann verließ er das Fährhaus, ging zur Armee, lernte den Elektriker-Beruf. Doch die Liebe zum Wasser ließ ihn nicht los.

Im Jahr 2010 entschied er sich wieder in das Fährgeschäft einzusteigen. Er wurde ausgebildeter Binnenschiffer, belegte Kurse in der Personenrettung und machte einen Motorbootführerschein. „Ich bereue diesen Schritt nicht und bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben“, sagt Hartmut Schlick. „Eine ganz besondere Station in meinem Leben. Nun ist es aber an der Zeit für einen neuen Lebensabschnitt“.

„Der zuverlässige und beliebte Fährmann reißt natürlich eine große Lücke in die Mannschaft“, so Nicole Vogt, Geschäftsführerin der Omnibusse Kaltofen GmbH & Co. KG. Das Touristikunternehmen gründete im Jahr 1993 mit den Hotelbetrieben „Kloster Nimbschen“ und „Zur Schiffsmühle“ die Muldeschifffahrt GbR und übernahm die Flotte von der Stadt Grimma. „Tatsächlich sind wir noch auf der Suche nach einer Frau oder einem Mann, die Lust haben, die Fähre oder die Schiffe zu steuern“, so Nicole Vogt.

Vor allem für Menschen, die die Natur lieben und die sich für Technik interessieren, ist das ein toller Job; zu dem auch eine Portion Kraft dazugehört“, sagt Nicole Vogt. Ein Motorbootführerschein wäre von Vorteil. Die Ausbildung als Binnenschiffer schließt sich an. Auf den Motorschiffen befinden sich immer zwei Fachkräfte. 

Zwischen Ostern und Oktober, jeweils von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen ist der Schifffahrtbetrieb gewährleistet: Die Motorschiffe pendeln stündlich zwischen Grimma und Höfgen, die Fähre setzt zwischen Nimbschen und Höfgen über. Gerufen wird die Fähre über eine Glocke.

Im November werden die Boote gewartet und auf Vordermann gebracht. Höchstens 16 Personen passen in den Metallkahn. An sonnigen Wochenenden sind es schon mal 600 Passagiere, die die Fährverbindung zwischen Nimbschen und Höfgen nutzen. Aber es waren auch schon mal über 1.000 Mitreisende“, sagt Hartmut Schlick.

Seit 700 Jahren besteht die Fährverbindung, seit 100 Jahren die motorisierte Schifffahrt. In diesem Jahr steht das 100-jährige Jubiläum an. „Geplant ist eine Freiluft-Foto-Ausstellung zur Geschichte“, sagt Nicole Vogt. „Wir würden uns sehr über alte Fotos vom Fährbetrieb oder der Schifffahrt freuen. Auch Aufnahmen aus der jüngeren Zeit sind willkommen“, so die Geschäftsführerin der Muldeschifffahrt.

Die Bilder können in der Geschäftsstelle des Omnibusbetriebes Kaltofen in der Malzmühlstraße 29a in Grimma oder in der Tourist-Information am Markt 23 in Grimma abgegeben werden. Das Reiseunternehmen ist telefonisch unter der Nummer 03437 914740 zu erreichen.

Die Fotos werden digitalisiert und wieder zurückgegeben. Im Zuge des Sächsischen Wandertages vom 16. bis 18. Juni 2023 sind die Feierlichkeiten zum Schifffahrt-Jubiläum eingebunden. 

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