Ende dieser Woche wurde bekannt, dass die Deutsche Bahn kein neues ICE-Instandhaltungswerk für den Fernverkehr im Großraum Nürnberg bauen wird. Die Deutsche Bahn plante, 400 Millionen Euro in das neue ICE-Werk zu investieren und circa 450 neue Arbeitsplätze zu schaffen, um die Fahrzeuge ihrer wachsenden ICE-Flotte für den bundesweiten Deutschlandtakt im Personenverkehr zu warten, zu reinigen und gegebenenfalls zu reparieren. Der bundeseigene Konzern sucht nun nach Alternativen in anderen Bundesländern. 

Gerhard Liebscher, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, dazu:

„Wir Bündnisgrüne wollen den Freistaat Sachsen als neuen Standort offensiv anbieten. Wir ersuchen das zuständige Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie die Sächsische Staatskanzlei, Kontakte zur Deutschen Bahn aufzunehmen. Die Verkehrswende gehört zu unserer bündnisgrünen politischen DNA und jede Chance, die sich bietet, sollten wir ergreifen. Mit einem neuen ICE-Werk können wir klimafreundliche Mobilität mit Strukturentwicklung und zukunftssicheren Arbeitsplätzen zusammenbringen. Wir haben die Flächen, die Expertise und die Fachkräfte.“

„In der sächsischen Lausitz gibt es eine lange Tradition im Waggonbau, wie zum Beispiel in Görlitz. Hier wäre der Bereich leichte Instandhaltung eine ideale Ergänzung zum Standort Cottbus in Brandenburg, an dem die schwere Instandhaltung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs vorgesehen ist. Das wären gute Synergien. Görlitz ist auch durch die Fernverkehrsstrecke zwischen Berlin, Cottbus und Görlitz interessant, die konkret als Projekt im Investitionsgesetz Kohleregionen festgehalten ist.

Eine Entscheidung für Sachsen würde auch Aufwind für das Vorhaben bedeuten, endlich Görlitz – Berlin und Dresden – Görlitz auszubauen und zu elektrifizieren. Das wäre ein greifbarer Erfolg im Strukturwandel. Man darf nicht die Argumentation zulassen, nur, weil es noch keine Elektrifizierung gibt, wäre das von Vornherein ausgeschlossen. Es fällt uns jetzt auf die Füße, dass das seit Jahrzehnten verschleppt wurde.“

„Darüber hinaus sind auch weitere sächsische Standorte mit Blick auf die Lage im ICE-Streckennetz denkbar. So bildet etwa Leipzig mit Nordsachsen einen wichtigen Knotenpunkt zwischen ICE-Strecken auf der Nord-Süd- sowie Ost-West-Achse, von dem aus sowohl ICE-Züge zwischen Hamburg und München als auch von Dresden ins Rhein-Main-Gebiet gewartet werden können. Dresden und Umgebung als ein Endpunkt im deutschen Fernverkehrsnetz ist ebenfalls ein spannender Standort für ICE-Züge zwischen Sachsen und dem Rhein-Main-Gebiet.“

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