Anlässlich der bevorstehenden Landtagswahl starten erstmalig die Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften, Kita-Träger und die Kita-Praxis die gemeinsame Kampagne „Starke Kitas für starke Kinder“. Sieben Kernforderungen für die frühkindliche Bildung im Freistaat richten sie an die zukünftige sächsische Staatsregierung.

Als erster Bildungsort sind Kindertageseinrichtungen das Fundament für Teilhabe und Chancengerechtigkeit aller Kinder und Familien. Kinder haben das Recht auf einen sicheren Ort, an dem sie sich gemeinsam weiterentwickeln und gefördert werden. Gleichzeitig sind Familien, Kinder und Unternehmen auf verlässliche Einrichtungen angewiesen, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt. Dafür brauchen die pädagogischen Fachkräfte gute Rahmenbedingungen in allen sächsischen Kitas.

Im Bildungsland Sachsen braucht es deutliche Veränderungen: Die unzureichenden Rahmenbedingungen führen zu einer erheblichen Belastung des Systems. Doppelt so hohe Krankenstände der pädagogischen Fachkräfte im Vergleich zu anderen Branchen sind alarmierend. Dies führt zu Qualitätseinbußen und Eltern sehen sich mit der Reduktion von Öffnungszeiten und Schließungen von Kitas konfrontiert.

Am 25. April 2024 startet deshalb erstmalig ein breites Bündnis aus den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften, Kita-Trägern und der Kita-Praxis die gemeinsame Kampagne „Starke Kitas für starke Kinder“. Ziel der Kampagne ist die Umsetzung von sieben Kernforderungen an die zukünftige sächsische Staatsregierung.

David Eckardt, Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen und Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt Landesverband Sachsen, sagt auf der gemeinsamen Pressekonferenz: „Die Bildungspolitik ist auch das Spielfeld der Länder. Der Freistaat muss deshalb seiner Verantwortung nachkommen und die frühkindliche Bildung als Investition in die Zukunft begreifen. Die Landesmittel müssen mindestens auf dem jetzigen Niveau erhalten bleiben, sodass qualitativ verbesserte Kindertagesbetreuung für Kommunen finanzierbar und für Eltern bezahlbar bleibt.“

Barbara Gärtner, Sprecherin des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita” und Fachbereichsleiterin der Kindertagesstätten des Kinderarche Sachsen e.V., ergänzt: „Als Fachbereichsleitung erlebe ich seit über zehn Jahren, dass die Anforderungen an die Teams immer weiter gestiegen sind. Das betrifft vor allem die Sprachförderung, Gesundheitsvorsorge und Inklusion, natürlich aber auch schwieriger gewordenen Lebenssituationen der Familien.

Umso wichtiger wird es, auf die individuellen Ausgangslagen und Bedürfnisse der Kinder und Familien einzugehen. Das ist leider kaum noch möglich. Die leichten Verbesserungen im Personalschlüssel der letzten Jahre sind längst nicht mehr spürbar. Denn auch die Ausfallzeiten der Fachkräfte sind gestiegen. Ganz leicht kann die Staatsregierung durch eine zeitgemäße Gesamtpersonalverordnung die Kita-Teams unterstützen. Die demografische Dividende darf keine leere Versprechung bleiben.“

Burkhard Naumann, Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen, bekräftigt die Forderung nach einem besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel: „Die Landesregierung muss beim Personalschlüssel in den Kitas endlich handeln. Während die Finanzierung des aktuellen Personals aufgrund sinkender Kinderzahlen vielerorts wackelt, gibt es immer noch nicht genügend pädagogische Fachkräfte, um alle Betreuungszeiten ausreichend abzudecken und die Qualität der frühkindlichen Bildung zu verbessern. Denn Sachsen ist bundesweit Schlusslicht beim Betreuungsschlüssel.

Wir fordern daher einen kindgerechten Personalschlüssel auf Basis wissenschaftlicher Empfehlungen, der Kindern und Beschäftigten gleichermaßen zugute kommt. Die aktuelle Personalsituation hat auch Folgen für die Gesundheit der Beschäftigten, denn zu große Gruppen mit zu vielen Kindern belasten die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas stark.

Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen weisen Erzieherinnen und Erzieher einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand auf. Im Mittel sind Beschäftigte dieser Berufsgruppe mehr als 30 Tage im Jahr arbeitsunfähig – und damit 10 Tage mehr als Beschäftigte anderer Berufsgruppen.“

Um die breite Unterstützung der Forderungen zu dokumentieren, läuft bis 8. Mai eine sachsenweite Unterschriftenaktion. Alle Menschen, die das Kita-Bündnis unterstützen möchten und ebenfalls einen Bildungsschub für das Kitagesetz fordern, können die Unterschriftenlisten mitzeichnen. Die Listen und weitere Informationen sind auf der Seite der Liga Sachsen veröffentlicht.

Zu den Initiatoren:

Liga der Freien Wohlfahrtspflege

Die Liga ist der Zusammenschluss der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege im Freistaat Sachsen. Dazu gehören der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen, der Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, der Caritasverband für die Diözese Görlitz, das Diakonische Werk Sachsen, der Deutsche Rote Kreuz Landesverband Sachsen, der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen und der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Sachsen.

Unter dem Dach der Liga finden sich mehr als die Hälfte aller sozialen Angebote in Sachsen mit mehr als 100.000 Beschäftigten. Das ist mehr als in der Gastronomie und im Baugewerbe zusammen. Der Liga-Vorsitz wechselt alle zwei Jahre und liegt 2024/25 in der Hand der Arbeiterwohlfahrt Sachsen.

GEW

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist die Bildungsgewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und vertritt bundesweit rund 280.000 Mitglieder, die in pädagogischen und wissenschaftlichen Berufen arbeiten: In Schulen, Kindertagesstätten, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen. Auch Studierende und arbeitslose Pädagoginnen und Pädagogen sind Mitglieder der GEW. Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der GEW (GEW Sachsen) mit Hauptsitz in Leipzig ist seit Juni 2023 Burkhard Naumann.

Graswurzelbündnis

Das Graswurzelbündnis ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteure der sächsischen Kita-Landschaft aus Kitas, Trägern, Spitzenverbänden, Gewerkschaften und Elternvertretungen. Seit 2017 eint das Bündnis das gemeinsame Ziel, die Rahmenbedingungen für die sächsischen Kitas zu verbessern und an die Landespolitik zu adressieren.

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