Zur Aktuellen Debatte über die Polizeiliche Kriminalstatistik erklärt Albrecht Pallas, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag:  „Jedes Jahr dasselbe Schauspiel nach der Veröffentlichung der Kriminalstatistik. Die Propagandamaschine der AfD läuft heiß, um sich genau das rauszupicken, was ihnen in den Kram passt. Der Kern der Lüge der AfD ist: Ausländer sind krimineller als deutsche.

Das stimmt schlicht nicht. Ausländische Tatverdächtige sind in der PKS durch statistische Verzerrungen überrepräsentiert – sind aber nicht krimineller als andere Bevölkerungsgruppen. Dabei liefert das BKA den wichtigsten Satz gleich mit: Bitte informieren Sie sich, damit Sie die Daten richtig interpretieren.  

Was bei Beipackzetteln von Medikamenten gilt, gilt auch für die Polizeiliche Kriminalstatistik: Weil es Risiken der Fehlinterpretation und Nebenwirkungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt geben kann, wenn man derart hetzerisch und populistisch mit den polizeilichen Daten umgeht, sollte man sich vorher bei Menschen informieren, die Ahnung haben – aber das will die AfD gar nicht.“ 

Hintergrund

Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist aus mehreren Gründen eine problematische, unvollständige, ungenaue Datengrundlage. Sie registriert lediglich die bekannt gewordene Kriminalität – das Hellfeld. Sie ist eine reine Arbeitsanfallstatistik und bildet nicht das Bild der Kriminalität ab. Was die Polizei mangels Anzeigen oder Ermittlungen oder Zuständigkeit wie bei Zoll- und Finanzdelikten nicht weiß, landet nicht in dieser Statistik. Ausländische Tatverdächtige sind in der PKS durch statistische Verzerrungen überrepräsentiert – sind aber nicht krimineller als andere Bevölkerungsgruppen.

Das liegt zum einen daran, dass in der Gesamtzahl der Straftaten auch solche enthalten sind, die nur von Nichtdeutschen begangen werden können. Der Anteil solcher ausländerrechtlicher Verstöße in dieser Gruppe betrug in Sachsen 2023 immerhin 12 %; bundesweit nur 5 % – diese Zahl kann also herausgerechnet werden. Diese Taten haben auch keine Opfer. Schon deshalb ist die Verknüpfung zwischen Tatverdächtigen und Opfern, die die AfD versucht aufzumachen, völliger Unsinn.  

Zum anderen wird gern übersehen, dass die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen aus verschiedenen Gründen deutlich höher ist als die der nichtdeutschen Wohnbevölkerung. So sind bei den im Ausländerzentralregister erfassten Ausländer:innen EU-Bürger:innen gar nicht erfasst, die machen aber immerhin ein Viertel der Ausländer:innen im Freistaat aus.

Die Anzahl von Menschen, zu denen die begangenen Straftaten ins Verhältnis gesetzt werden, ist also eigentlich höher – damit sinkt der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger. Außerdem werden schlichtweg viele Taten von Tatverdächtigen erfasst, die gar nicht in Sachsen oder Deutschland leben. Reisende Tatverdächtige, Tourist:innen, EU-Pendler:innen oder auch Staatenlose. Deswegen wird der Anteil Nichtdeutscher an den Tatverdächtigen immer größer sein als der Anteil an der Wohnbevölkerung – gerade in Sachsen mit einer Grenze zu zwei EU-Staaten.

Und schließlich gab es im letzten Jahr viel Zuwanderung von Nichtdeutschen, die Gruppe ist schlicht größer geworden, ergo gibt es statistisch auch mehr Straftaten. Wenn die AfD jetzt also behauptet, Ausländer seien krimineller als Deutsche, ist das schlicht falsch. 

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar