Update 16. März: Aufgrund von Verhandlungen über Notdienste im Rettungsdienst hat die Gewerkschaft ver.di angekündigt, die für kommenden Dienstag geplanten Warnstreiks beim DRK Zwickau e.V. zu verschieben. „Dass die Arbeitgeber kurzfristig zu konstruktiven Gesprächen über Notdienste bereit waren, ist zu begrüßen. Noch besser wäre allerdings die Gesprächsbereitschaft zu den Forderungen der Beschäftigten, die Arbeitsbedingungen zu verbessern“, erklärt Niklas Wuchenauer, Gewerkschaftssekretär bei ver.di.
Die Arbeitsniederlegung am morgigen Montag wird stattdessen wie geplant stattfinden.
Ursprüngliche Meldung: Die Beschäftigten in den Kindertagesstätten beim DRK Sachsen haben sich für erste Warnstreiks in der kommenden Woche entschieden. Hintergrund ist die Blockade-Haltung des Arbeitgeberverbandes in der seit Oktober laufenden Tarifrunde. Die Gewerkschaft ver.di ruft für Montag, 17.03.2025 in Leipzig und Dienstag, 18.03.2025 in Zwickau, zu ersten Arbeitsniederlegungen auf.
Die Beschäftigten fordern seit vergangenem Jahr Verbesserungen u.a. bei der Jahressonderzahlung, der wöchentlichen Arbeitszeit sowie den Zulagen für die besonders belastenden Arbeiten im Wechselschichtsystem und in den Nachtstunden.
„Bei unserer Arbeit in der Kita wird uns jedes Jahr mehr abverlangt. Damit wir diese Arbeit weiterhin gut machen können, ohne selbst dabei zu verbrennen, brauchen wir mehr Regenerationszeit und mehr Fairness. Dass wir schlechter gestellt werden als unsere Kolleginnen und Kollegen, die nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt werden, ist ungerecht – und das wollen wir nicht mehr hinnehmen“, erklärt Yvonne Kowalkowski, Erzieherin aus der Kita Purzelbaum in Markkleeberg und Mitglied in der ver.di-Tarifkommission.
In den Verhandlungen am 18.12.2024 und 14.02.2025 war keine Kompromissbereitschaft auf Arbeitgeberseite erkennbar. „Anstatt mit uns über Lösungsmöglichkeiten und Kompromisse zu verhandeln, haben die Arbeitgeber Ende Januar plötzlich mit deutlichen Kürzungen und Verschlechterungen gedroht. Zu Recht finden viele Beschäftigte diese Einschüchterungsversuche völlig unangemessen. Indem die Arbeitgeber auf ihrer Blockade-Haltung beharren, machen sie Streiks nun unumgänglich“, erklärt André Urmann, Verhandlungsführer von ver.di.
Zuletzt hat die Gewerkschaft selbst einen detaillierten Stufenplan vorgelegt, wie die Forderungen der Beschäftigten in einem Zeitraum von etwa zwei Jahren umgesetzt werden können. Besonders kritisiert die Gewerkschaft, dass einzelne DRK-Gliederungen eine Streikbrecher-Prämie ausgelobt haben: In einem Aushang bietet das DRK Hohenstein-Ernstthal ver.di-Mitgliedern 50 Euro an, „wenn diese[r] auf sein Streikrecht verzichte[t]“.
Andre Urmann dazu: „Grundrechte lassen sich in einer Demokratie nicht verschachern und die Beschäftigten sich nicht für dumm verkaufen. Wir hoffen, dass das DRK in Zukunft die Mitbestimmung von Beschäftigten mit ihrer Gewerkschaft nicht als Bedrohung sieht, sondern als Chance, gute Qualität auf Dauer zu sichern.“
Treffpunkte:
Leipzig: Montag, 17.03. – 10 Uhr, Kurt-Masur-Platz
Zwickau: Dienstag, 18.03. – 10 Uhr DRK Zwickau, Max-Pechstein-Str. 11
Hintergrund
Der ver.di-Tarifvertrag gilt für rund 12.000 Beschäftigte beim DRK Sachsen insb. in Kitas, Pflegeeinrichtungen und Rettungswachen. Das Deutsche Rote Kreuz ist der größte Wohlfahrtsverband in Sachsen.
Die drei Leipziger DRK-Gliederungen mit ihren Töchtergesellschaften betreiben über 30 Kitas, 16 stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen sowie 1 Rettungsdienst. Beim Warnstreik am Montag sind jedoch die Bereiche Pflege und Rettungsdienst nicht zum Streik aufgerufen.
Beim DRK Kreisverband Zwickau e.V. betreibt 5 Kitas, 2 Pflegedienste und 1 Rettungsdienst. Beim Warnstreik am Dienstag sind mit Ausnahme der Pflege alle Beschäftigten zum Streik aufgerufen. Für den Rettungsdienst hat ver.di eine Notdienstvereinbarung angeboten, allerdings bisher keine inhaltliche Antwort erhalten. Falls nötig wird ver.di die Notdienstvereinbarung einseitig umsetzen, um das notwendige Maß an lebensnotwendigen Dienstleistungen trotz des Streiks zu gewährleisten.
Die Forderungen der ver.di-Mitglieder lauten:
- Jahressonderzahlungen: Anhebung um 800 Euro (aktuell: 65 %)
- Wöchentliche Arbeitszeit: 38 Stunden statt bisher 40 Stunden bei vollem Gehalt
- Zuschläge für Nachtarbeit: Anhebung auf 5 Euro/Stunde (bisher 3 Euro)
- Grundurlaub: Anhebung auf 32 Tage (bisher 30 Tage)
- Einmalzahlung für ver.di-Mitglieder: Anhebung auf 600 Euro/Jahr (bisher 250 Euro/Jahr)
- Funktionszulagen: Anhebung um je 60 Euro (bisher Praxisanleiter 125 Euro, Andere 80 Euro)
- (Wechsel-)Schicht-Zulagen: Anhebung auf monatlich 200 Euro bzw. 75 Euro (bisher 140 Euro / 60 Euro)
- Zuschläge für Überstunden: Anhebung auf 35 % statt 25 %
- Laufzeit: 31.12.2025
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