Vergangene Woche wurden die Beschäftigten der Etkon GmbH in Markkleeberg durch ihr Management informiert, dass 250 Arbeitsplätze bis Anfang 2026 abgebaut werden sollen. Es sei beabsichtigt, die komplette Clear Correct Aligner-Produktion in Markkleeberg zu schließen, um sie nach China zu verlagern. Clear Correct Aligner sind transparente Kunststoffschienen, die verwendet werden, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren.
„Die IG Metall wird mit den Beschäftigten von Etkon um den Standort und die Arbeitsplätze kämpfen. Die Auftragsbücher sind hervorragend gefüllt und der Betrieb steht wirtschaftlich gut da“, so Steffen Reißig, Erster Bevollmächtigter IG Metall Leipzig. „Hier sollen Arbeitsplätze in der Region vernichtet werden, nur um den Gewinn noch etwas nach oben zu treiben. Wir fordern das Unternehmen auf, sich zum Standort und den Beschäftigten zu bekennen.“
Die IG Metall fordert den Schutz der heimischen Industrieproduktion. Konkret fordert die IG Metall verbindliche Local-Content-Regelungen, also feste Quoten und Auflagen für die Produktion im europäischen Inland. Verbindliche Local-Content-Regelungen sind nach Überzeugung der IG Metall eine Schlüsselantwort auf die neue geo-ökonomische Realität. „Local Content ist die logische Antwort auf eine Welt, in der Zölle, Subventionen und unfaire Handelspraktiken längst den Alltag bestimmen“, sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall auf der Industriekonferenz der IG Metall am 23. September in Berlin.
Die IG Metall fordert daher verbindliche Quoten, Pflichten und Auflagen, um wieder mehr Wertschöpfung in Deutschland und Europa zu verwirklichen. „Marktzugang gibt es nicht zum Nulltarif. Wer auf unsere Märkte will, muss auch hier investieren – in Standorte, Arbeitsplätze und Wertschöpfung“, forderte Kerner und warnte vor den Folgen, sollte eine entsprechende Regelung ausbleiben. Die Europäische Union entwickelt derzeit ein Konzept zu Local Content, um dem Wandel der Handelsordnung zu begegnen.
Das deutsche Unternehmen Etkon wurde 2007 vom Zahnimplantate-Hersteller Straumann mit Sitz in der Schweiz übernommen. Der Standort in Markkleeberg produziert mit CAD/CAM-Technologien hochwertigen Zahnersatz wie Kronen, Brücken, Totalprothesen und transparente Kunststoffschienen (Clear Correct Alginer). Markkleeberg gilt als das Leitwerk im Etkon-Verbund. Dort werden neue Technologien getestet, bevor sie in anderen Werken eingeführt werden.
„Wenn die Produktion nach China verlagert würde, behielten hier an diesem Standort nur noch wenige Kolleginnen und Kollegen ihren Arbeitsplatz“, sagt Steffen Reißig. „Die Beschäftigten sind wütend und enttäuscht über diese Ankündigung. Warum jetzt ohne Not die Produktion nach China verlagert werden soll, ist für die Kolleginnen und Kollegen nicht nachvollziehbar und ein Schlag ins Gesicht für alle. IG Metall und Betriebsrat werden nun alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, den Arbeitgeber zum Umdenken zu bewegen.“
Hintergrund
2005 wurde in Markkleeberg bei Leipzig die Etkon-Niederlassung gegründet. Im Jahr 2007 hat die weltweit agierende Straumann Group das Unternehmen Etkon übernommen. Heute produzieren dort 360 Beschäftigte CAD/CAM-gestützt eine breite Palette von einfachen Einzelzahn-Versorgungen über Kronen bis hin zu vielteiligen Gerüsten für zahngetragenen oder implantatgetragenen Zahnersatz.
Kunden sind Dentallabore, die Zahn- oder Gebissabdrücke scannen und mit einer Software von Etkon oder anderen Anbietern den gewünschten Zahnersatz designen. Aus diesen Datensätzen erstellt der sächsische Produktionsbetrieb die Fräsdaten und produziert auf einer vollautomatischen Fertigungsstraße die individuellen Teile. Der Standort gilt als das Leitwerk im Etkon-Verbund. In der Leipziger Region werden neue Technologien getestet, bevor sie in anderen Werken eingeführt werden.
Die Etkon GmbH hat in ihrem Jahresabschluss 2023 ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Gewinnabführung) von 3.503.000 Euro veröffentlicht. Dies entspricht einem Anstieg um 43 Prozent gegenüber 2022. Der Anstieg resultiert aus dem Umsatzanstieg im Bereich der Produktion von transparenten Zahnkorrekturschienen (Aligner) von 17.728.000 Euro (2022) auf 29.651.000 Euro im Jahr 2023.






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