Kühle 6 Grad. Tief hängende Wolken über dem Rabet. Den Oberbürgermeister fröstelte. Der Minister kam trotzdem gern. Solche Termine mag Markus Ulbig (CDU), als Innenminister auch für den Städtebau in Sachsen zuständig. Da gibt es - trotz knapper Kassen - immer wieder mal einen Grundstein zu legen, ein Richtfest zu feiern oder eine Einweihung. Am Mittwoch, 14. März, gab's eine Grundsteinvermörtelung in der Konradstraße.

Die liegt im Fördergebiet Leipziger Osten, gleich am Freizeitpark Rabet, dort, wo bis zum 11. März 2008 die alte, denkmalgeschützte Turnhalle stand. Die in der Nacht zum 12. März dann lichterloh abfackelte. Damit war die wichtigste Sporteinrichtung im Leipziger Osten perdu. Was tun? Der Haushalt der Stadt ist denkbar klamm.

Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) nutzte den Fröstel-Termin, um dem Innenminister noch einmal die ganze Liste herunterzubeten, wo eine wachsende Großstadt wie Leipzig derzeit alles investieren muss: in Schulen, Kitas, Sporthallen, Straßen, Brücken …

Ja, aber, sagte der Minister.Natürlich sagte Markus Ulbig nicht “Ja, aber …” Jedenfalls nicht laut am Mikrofon. Er war ja nicht gekommen, um in Leipzig die sächsische Förderpolitik zu erklären. Schon gar nicht, wenn Leipzig wieder mal was abbekommt vom großen Kuchen. Auch wenn von den 4,47 Millionen Euro, die die neue Mehrzweckhalle am Rabet kosten wird, der größte Teil von der Stadt selbst getragen wird.

Ein Teil davon sind die rund 800.000 Euro, die die Stadt als Versicherungsleistung für die abgebrannte Sporthalle bekommen hat. Mit 300.000 Euro Fördermitteln aus dem Programm “Soziale Stadt” hat Leipzig schon 2009 das größere Grundstück neben der alten Sporthalle gekauft, denn die neue Dreifeldhalle wird wesentlich größer und soll vor allem auch die Nutzungsmöglichkeiten für Vereine und Ballsportarten erweitern.1,85 Millionen Euro Förderung gibt es jetzt aus dem EFRE-Fonds, die der Freistaat bewilligen musste. Deshalb der Ministerbesuch. Und die Gelegenheit für Markus Ulbig, die Bedeutung so einer Förderung für ein multikulturelles Gebiet wie den Leipziger Osten zu betonen. Und den OBM daran zu erinnern, dass sich die Staatsregierung sehr wohl über das Wachsen der zweiten Großstadt im Lande freue – dass aber leider, leider für den größeren Teil des Freistaats Schrumpfen das Hauptthema sei, mit dem er sich beschäftigen müsse.

Die innigeren Gespräche zu den Fördergeldern, die Leipzig für die nächsten Projekte braucht, werden dann wieder hinter verschlossenen Türen stattfinden. Fürs Publikum machte man dann lieber aus dem Packen der Kapsel für den Grundstein eine kleine Schau.

Immerhin kamen nicht nur zwei gedruckte Zeitungen vom Tage hinein und zwei dicke Broschüren aus dem Bau- und dem Sportdezernat. Burkhard Jung steckte auch eine angeschmorte Goldmedaille in die Kapsel, die im Brandschutt der 1900 erbauten Sporthalle gefunden worden war. Damit künftige Generationen erfahren, dass hier schon einmal eine Sporthalle stand. “In 100, 200 oder 500 Jahren”, so Jung. “Aber Sporthallen stehen in der Regel ja nicht so lange.” Dazu noch ein paar Zeichnungen der Architekten, und die Kapsel konnte neben dem nächsten Betonpfeiler versenkt werden.

Die Pfeiler der Halle stehen schon. Denn gebaut wurde schon seit November 2011. 10.000 Tonnen Erdreich wurden abgefahren, rund 1.300 Lkw-Ladungen, damit eine Baugrube von 50 mal 52 Meter entstehen konnte. Die Fundamente der Seitenflügel sind schon gegossen. Bis zum nächsten Wintereinbruch sollte die neue Halle stehen und bedacht sein. Die Fertigstellung ist für Anfang 2013 geplant.Innenminister Markus Ulbig: “Gut investiertes Geld, das den Leipziger Osten nachhaltig voranbringt.”

Neben der Halle soll dann auch die Anlage “Gesundheitsgarten Konradstraße” entstehen, auch diese aus EFRE-Mitteln finanziert. Zwei künftige Treffpunkte für den Leipziger Osten, in denen Begegnungen und interkultureller Austausch möglich werden sollen, so Burkhard Jung. Die jungen Leute aus dem Stadtteil hatten zum Auftakt der feierlichen Grundsteinlegung schon einmal gezeigt, was man auf nacktem Beton so tanzen und singen kann. Man ahnt, dass die Halle dringend gebraucht wird.

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