Beste Werbung für die NPD - vergangenen Sonnabend attackierten Gäste ihres Leipziger Treffpunktes in der Odermannstraße das Sommerfest eines benachbarten Kunstvereins. Dessen Veranstalter brachen die Feier vorzeitig ab. Bei Rechtsrock und Lagerfeuer herrschte im NPD-Zentrum beste Stimmung. Offenbar feierten auch Neonazis aus der Fanszene des 1. FC Lokomotive mit.

“Zwei Gäste trugen Shirts der Gruppe ‘Scenario Lok'”, berichtet Polizeisprecher Uwe Voigt. Die Odermannstraße 8 gilt seit Jahren als Anlaufpunkt der rechten Fangruppe. Doch die Fete artete aus. “Jeder Chemiker hat mehr Anstand u Benehmen als die Hilfsschüler vom LOK!”, schreibt eine Userin in einer Webcommunity (Fehler im Original). Offenbar hatten manche Kameraden einen über den Durst getrunken.

Gegen 1 Uhr statteten jedenfalls zwei bis drei von ihnen dem Sommerfest des Kunstvereins D21 einen Besuch ab. Als die Neonazis die Gäste beschimpften, alarmierten diese die Polizei. Derweil strömten weitere Kameraden zu der Feier, die Drohungen spitzten sich zu. Einige attackierten sogar D21-Besucher. Die angerückten Beamten drängten die Rechten schließlich auf ihr Grundstück zurück. Einige Kameraden skandierten “Heil Hitler”. Steine flogen in Richtung Ordnungshüter und Sommerfest-Gästen, wobei vier Beamte leicht verletzt wurden. Daraufhin brach der Kunstverein seine Feier ab.

Die Polizei stellte von 25 Angreifern die Personalien fest und sprach ihnen Platzverweise aus. Die Uniformierten erstatteten Anzeigen gegen Unbekannt wegen gefährlicher Körperverletzung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Polizeisprecher Voigt zur Frage, warum die Anzeigen gegen Unbekannt gestellt wurden: “Wer die Steine geworfen hat, konnten die Kollegen in der Dunkelheit nicht erkennen.”

“Es darf nicht sein, dass Veranstaltungen, die soziale und kulturelle Einrichtungen im Umfeld der Odermannstraße 8 ausrichten, abgebrochen werden müssen, weil die Bedrohung durch Nazis zu groß ist”, meint Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke). “Nachdem die Stadt Leipzig sich nicht zum konsequenten Ahnden von Verstößen gegen bauordnungsrechtliche und gaststättenrechtliche Vorgaben im Nazizentrum durchringen konnte, muss zumindest dafür gesorgt werden, dass die Unversehrtheit von Menschen, die sich im Umfeld des Nazizentrums bewegen, gesichert wird.”

Womit ganz still aus dem Hintergrund eine gute alte Frage zur Odermannstraße auftaucht: Ein Lagerfeuer brennt inmitten eines Wohngebietes, es lärmt belästigend vor sich hin und die Behörden scheinen bis zum Übergriff weit weg vom Ort des Geschehens.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar