Die Meldungen aus dem Leipziger Rathaus häufen sich: Projekte werden verschoben, Stadtratsbeschlüsse nicht umgesetzt, Vorlagen nicht erstellt. Begründung: Personalmangel, Aufgabenüberlastung. Das wird jetzt auch beim Rundweg um den Cospudener See ein Thema. Der hat nun auch noch ein Loch, weil die LMBV ein 300 Meter langes Teilstück sperren musste. Das kritisieren jetzt die Grünen, die den Rundweg ja schon eine Weile im Visier haben.

2014 haben sie es mit einem Antrag geschafft, dass das Buckelpflaster an der Einmündung der Kelchsteinlinie endlich ersetzt werden sollte. Das hätte schon längst bewerkstelligt sein können. Doch auch diese Entschärfung einer echten Gefahrenstelle ist nicht passiert, weil die Variantenplanung fehlt.

Im vergangenen Jahr hat der Stadtrat auf Initiative der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Beschluss zur Entschärfung der Kreuzung Kelchsteinlinie/Lauerscher Weg mit dem Ziel gefasst, das bestehende Kopfsteinpflaster gegen einen anderen Belag auszutauschen, der das sichere Durchfahren für Skater und Radfahrer ermöglicht. Die Variantenuntersuchung und Umsetzung des Bauvorhabens sollte bis März 2015 erfolgen, stellt nun Michael Schmidt, Stadtrat der Leipziger Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, fest. Doch bis heute sei die Situation unverändert, ein Baubeginn wohl frühestens für Herbst zu erwarten.

Zudem sei mittlerweile der beliebte Rundweg am südöstlichen Bereich komplett gesperrt worden, weil Bodenbewegungen im Zusammenhang mit dem begonnenen Bau des Verbindungsstückes zum Zwenkauer See die LMBV zu Sicherungsmaßnahmen bewogen haben.

Als hätten die Planer bei den tiefen Eingriffen in den nur locker aufgeschütteten Untergrund am Südufer des Sees nicht mit Bodenbewegungen hätten rechnen können. Michael Schmidt: “Die Situation am überaus beliebten Rundweg um den schönsten See im Leipziger Neuseenland ist überaus unerfreulich. Nicht nur, dass die Umgestaltung der Kopfsteinpflasterkreuzung über ein halbes Jahr verzögert wird und sich die Situation um den Rundweg deshalb bislang nicht verbessert hat, sie hat sich durch die Vollsperrung am Südostufer sogar dramatisch verschlechtert.”

Natürlich habe Sicherheit oberste Priorität, betont er, die Vollsperrung des Rundweges im Bereich der Baumaßnahme zur Seenverbindung verleihe Außenstehenden aber leider den unguten Eindruck, dass die LMBV die Situation um unsichere Bodenverhältnisse ausnutze, um vollendete Tatsachen zu schaffen und ihre Baustelle dauerhaft vor Durchgangsverkehr zu schützen.

“Der Rundweg ist in weiten Teilen weggebaggert worden, eine mittelfristige Wiedereröffnung damit völlig aussichtslos. Ich halte dieses Vorgehen für unverhältnismäßig und gegenüber den vielen Seenbesuchern für inakzeptabel”, sagt Schmidt. “Ich fordere den Oberbürgermeister und Bürgermeister Rosenthal auf, entschieden und mit ganzer Kraft die Wiedereröffnung des Rundweges notfalls gerichtlich zu erzwingen.”

Anfang Juni hatte die LMBV noch vertröstet: “Sobald die Bewertung des Sachverhaltes und die Festlegung erforderlicher Schritte zur Beseitigung der Gefährdung vorliegen, informiert die LMBV über das weitere Vorgehen.”

Während dort die Sicherheit der Besucher an erste Stelle gerückt wird, scheint dies an der Kopfsteinpflasterkreuzung in den Hintergrund zu rücken, kommentiert Schmidt die Lage am See: “Trotz der Bekenntnisse der Stadt, dass es dort regelmäßig zu Verletzungen von Skatern kommt, wird die Stadt die mittlerweile vorliegende Variantenuntersuchung erst im Herbst und damit nach Saisonende umsetzen, um den Rundweg vor einer weiteren wochenlangen Sperrung zu bewahren, was auch Auswirkungen auf die Buslinie 65 hätte.”

Und er hat eine Vermutung, woran es liegt, dass so ein Projekt einfach liegen geblieben ist: “Das Problem scheint in den letzten Monaten der Amtstätigkeit der ehemaligen Leiterin des Amts für Stadtgrün und Gewässer entstanden zu sein. Weil die nötige Beauftragung der Variantenuntersuchung durch ein externes Büro zur Chefsache erklärt wurde, dann aber nicht erfolgte, rennen wir dem Zeitplan um Monate hinterher und müssen mit weiteren verletzten Skatern rechnen, die das grobe Kopfsteinpflaster zu überwinden versuchen. – Man sollte alles daran setzen zu versuchen, den Umbau der Kreuzung im laufenden Betrieb abschnittsweise zu organisieren, statt tatenlos weitere Stürze in Kauf zu nehmen.“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 5 Kommentare

Die Städte Leipzig, Markkleeberg und Zwenkau sind gemeinsam im Zweckverband Neue Harth beteiligt, insofern ist es durchaus auch eine Leipziger Angelegenheit. Somit könnte der Zweckverband auf Leipzigs Initiative hin aktiv werden und den Sachverhalt, den die LMBV hier darlegt, beleuchten und wenn nötig auch weitere Schritte einleiten.

Stimmt, der Südzipfel ist nicht mal mehr Markkleeberg, sondern schon Zwenkau. Warum gibt es eigentlich keine Ortsaus- und -eingangsschilder am Rundweg? 🙂

Der Hinweis auf die Gemarkungsgrenze zu Zwenkau ist gut. Das Südufer gehört wirklich zu Zwenkau. An der Bistumshöhe treffen sich die Gemarkungen von Leipzig und Zwenkau. Schön zu sehen auf dem Stadtplan auf http://www.zwenkau.de.

Sicherheit habe oberste Priorität, aber die Stadt Leipzig soll die Öffnung des Rundwegs notfalls gerichtlich erzwingen? Auf Markkleeberger Territorium? Das muß ich jetzt nicht verstehen, oder?

Das grobe Kopfsteinpflaster ist selbst für Fußgänger wirklich richtig unangenehm zu laufen, auch wenn man gute feste Schuhe anhat. Man muss direkt Angst haben, dass die Steine nicht noch die Schuhsohlen einschlitzen. Mit Flipflops oder Sandalen kann man nur im Grün drumherum stapfen, um dann auf kürzestem Wege zur Bushaltestelle zu hüpfen.

Hier hat sich wohl ein außerfähiger Verkehrsplaner mal verewigen wollen. Aber dem Leipziger Verkehrsamt sind Fußgänger sowieso nur so viel nicht egal, wie es eine enge Auslegung der Ausführungsvorschriften zum Straßenbau eben noch zwingend erfordert; mehr gibt’s nicht.

Wenn jemand meint, ich würde übertreiben, dann war er nie an dieser Stelle.

Schreiben Sie einen Kommentar