Die Kommunen in der Bundesrepublik sind mehrfach überlastet. Und wachsende Großstädte wie Leipzig erst recht. Denn gerade hängt die Stadt beim Bau von Kitas und Schulen schon heftig hinterher, da kommt die Herkules-Aufgabe obendrauf, tausende Flüchtlinge in Windeseile menschenwürdig unterzubringen. Da können nur Schulgebäude helfen, die man schnell umnutzt. Vorübergehend.

So wie die ehemalige 3. Grundschule und die ehemalige Nerudaschule oder die künftige neue Schule in der Karl-Heine-Straße. Die Leipziger SPD-Fraktion hat im Rahmen ihrer Sommertour vor Ort die Gelegenheit genutzt und den künftigen Standort für das „Karl-Heine-Gymnasium“ besucht.

Ab 2016 soll der Standort der einstigen Max-Klinger-Schule umgebaut werden zu einem neuen gymnasialen Schulstandort, der 2018, spätestens 2019 in Betrieb gehen soll. Denn die Kinder, die hier mal lernen sollen, sind schon geboren.

„Das Gelände der jetzigen erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig ist für uns nach wie vor bestens als Standort für ein Gymnasium im Leipziger Südwesten, das wir angesichts der weiter steigenden Schülerzahlen dringend benötigen, geeignet. Dies betrifft sowohl die zentrale Lage zwischen den boomenden Stadtteilen Lindenau, Plagwitz und Schleußig als auch die gute Erreichbarkeit mit ÖPNV, Fahrrad oder zu Fuß“, erklärt Ute Köhler-Siegel, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und selbst im Leipziger Südwesten beheimatet.

Aber irgendwie klemmt es noch in der Finanzierung.

“Damit das Gymnasium im Jahr 2019 endlich eröffnet werden kann, brauchen wir jetzt eine schnelle und abschließende Entscheidung der Vergabekammer hinsichtlich des Investors, mit welchem Entwurf das Gymnasium realisiert wird. Außerdem ist eine mögliche Verlängerung der Nutzung durch die Universität über den 31. Dezember 2015 hinaus auszuschließen, damit die Bauarbeiten endlich starten können. Hierbei ist wichtig, dass zunächst die Zufahrt von der Karl-Heine-Straße über die Kleine Luppe durch einen Neubau der völlig maroden Brücke ab Frühjahr 2016 tatsächlich saniert wird, bevor am Schulgebäude ab 2017 gebaut wird”, benennt die Stadträtin der SPD noch einmal all die Schritte, die jetzt ohne Zeitverzug folgen müssen, sonst wird 2019 in Leipzig nicht nur über Containerschulen, sondern übers Lernen in Zelten diskutiert.

Aber die Gebäude werden jetzt auch noch vorübergehend für einen anderen Zweck gebraucht. Köhler-Siegel: “Angesichts der aktuell rapide steigenden Flüchtlingszahlen soll eine mögliche Interimslösung als Asylbewerberunterkunft – analog zur Pablo-Neruda- und zur 3. Grundschule – durch die Verwaltung mit dem Baugeschehen koordiniert und abgestimmt werden.“

Die SPD-Fraktion fordert deshalb mit Nachdruck, dass ab dem kommenden Schuljahr als Vorinterim das ehemalige Uhland-Gymnasium planmäßig zur Verfügung steht. Die Freilenkung dieser Schule hängt jetzt wieder an einer Schulsanierung im Leipziger Osten, die 2016 unbedingt fertig werden muss: Die Uhland-Schule wird derzeit von der Sprachheilschule genutzt, die voraussichtlich 2016/17 in die ehemalige Richard-Wagner-Schule zieht, welche zurzeit vollumfänglich saniert wird.

Das künftige Gymnasium in der Karl-Heine-Straße 22 b wurde von der Ratsversammlung als fünfzügige Bildungseinrichtung bestätigt. Im gerade begonnenen Schuljahr 2015/16 wurden stadtweit knapp 5.000 Erstklässler in Leipzig eingeschult, davon allein über 800 Schülerinnen und Schüler in den staatlichen Grundschulen der Stadtbezirke Südwest und Altwest. In vier Jahren wechseln diese Kinder bekanntlich auf die weiterführenden Schulen.

„Die Zahlen sprechen für sich und für den dringenden Handlungsbedarf“, sagt Ute Köhler-Siegel. Und das klingt schon wie ein Seufzer, denn tatsächlich selbst die Planung von Schulneubauten und Wiedereröffnungen bis 2019 deckt den wachsenden Leipziger Bedarf nicht ab. Und die vom Land bereitgestellten Mittel reichen schlicht nicht, um das Programm tatsächlich in dem Tempo zu forcieren, in dem es gebraucht wird. Und es ist auch noch nicht klar, ob es der Stadt gelingt, für die zunehmende Zahl von Asylbewerbern ausreichend Wohnraum in angemessenen Quartieren bereitzustellen. Im Grunde müsste dazu gleich im September ein eigenständiges Bauprogramm verabschiedet werden. Ob das vom Land zugesagte Geld dafür reicht, wird sich herausstellen, wenn es Leipzig beantragt.

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