Eigentlich waren die Aktionen der Interessengemeinschaft Fortuna im September direkt an die Leipziger Stadtverwaltung adressiert, denn es ist ja eine städtische Abteilung, die das ehemalige "Kino der Jugend" in der Eisenbahnstraße 162 in Volksmarsdorf abreißen möchte. Aber jetzt reagieren die Grünen und beantragen die Notsicherung der Gebäudehülle.

Denn auch wenn das hier logierende städtische Amt den alten Bau hat verfallen lassen, heißt das nicht, dass die Stadt damit aus ihrer Pflicht als Eigentümer eines ortsteilprägenden Denkmals ist. Ganz zu schweigen davon, dass die Interessengemeinschaft hier einen neuen kulturellen Hotspot schaffen will, der auch im hinteren Volksmarsdorf wichtig ist, um den Stadtteil wieder mit Leben zu erfüllen.

“Die Liegenschaft ‘Kino der Jugend’ befindet sich in städtischem Eigentum und steht unter Denkmalschutz. Es ist seit 1987 ungenutzt und befindet sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand, insbesondere weist die Dacheindeckung große Schäden auf. Der Zahn der Zeit hat an der Gebäudesubstanz in solcher Weise genagt, das alles Engagement, den Kulturraum wiedererstehen zu lassen, zerstieben, wenn nicht das Dach noch in diesem Winter gesichert wird”, betont die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in ihrem Antrag.

Hier tickt wirklich die Uhr.

“Aufgrund einer Schadensmeldung wurden zuletzt lose Gebäudeteile entfernt und Maßnahmen seitens der Stadt ergriffen, um eine Gefährdung für Dritte im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht auszuschließen”, heißt es im Grünen-Antrag. “Unter Berücksichtigung, dass aufgrund Denkmalschutz ein Abriss nicht genehmigungsfähig und das Gebäude vor Witterungseinflüssen zu schützen ist sowie die Liegenschaft in Perspektive wieder einer weitgehenden kulturellen Nutzung zugeführt werden sollte, wird die im Antrag genannte Maßnahme für erforderlich gehalten. Laut Stadtverwaltung werden die Kosten in Bezug auf eine Notsicherung des Daches derzeit mit 120.000 Euro beziffert.”

Die Stadt ist als Eigentümer der Immobilie also in der Pflicht und hätte auch schon längst reagieren müssen. Doch irgendwie scheint das, was im September öffentliches Interesse erweckte, in der Verwaltung nicht groß zu kümmern.

Also erinnern die Grünen daran, dass es wieder einmal privates Engagement ist, das hier tätig werden will: “In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass die IG Fortuna sich seit Ende August öffentlichkeitswirksam für den Erhalt des Gebäudes und für eine gemeinnützige kulturelle Wiedernutzung einsetzt. Die besondere Schutzwürdigkeit des Denkmales verpflichtet den Eigentümer, nämlich die Stadt Leipzig.”

Und so lautet der Antrag kurz und übersichtlich:

“Die Stadt Leipzig nimmt an der Liegenschaft Eisenbahnstraße 162, ‘Kino der Jugend’, umgehend noch im Winter 2015/2016 eine Notsicherung bzw. Errichtung eines Notdaches vor.

Es wird geprüft, ob kurzfristig Mittel unter anderem aus dem Gebäudesicherungsprogramm der Stadt Leipzig zur Verfügung stehen oder die vorzunehmende Notsicherung/Errichtung eines Notdaches als ‘außerplanmäßige Ausgabe/Aufwendung’ im städtischen Haushalt verbucht werden kann.”

Das geht zwar nicht gleich in die Ratsversammlung zum Beschluss, sondern erst einmal in die Fachausschüsse und auch in den Stadtbezirksbeirat Leipzig-Ost. Aber dahinter steckt die durchaus ernsthafte Chance, im Osten der Eisenbahnstraße einen kulturellen Ankerpunkt zu setzen.

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