Leipzig und seine Radwege – es ist ein Thema, das zumindest den radfahrenden Teil der Bevölkerung jeden Tag beschäftigt und auch ärgert. Auch scheinbar so logische Übergänge wie die Verbindung vom Johannapark rüber zum Martin-Luther-Ring. Hier führt ja ein Weg durch die kleine Grünanlage. Da könnte man doch einen Extra-Radweg anlegen, beantragte das Jugendparlament im August – und erntete jede Menge Gegenwind. Jetzt hat es einen neuen Vorschlag für die Radverbindung vorgelegt.

Der Vorschlag vom August lautete so: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt auf dem Fußgängerweg durch den kleinen Johannapark zwischen Martin-Luther-Ring und Friedrich-Ebert-Straße einen Fahrradweg einzurichten.“

Was aber so nicht umsetzbar ist, obwohl das Problem offenkundig ist, denn an der Ampel am Martin-Luther-Ring verknoten sich die Ströme von Radfahrern und Fußgängern. Die Situation wird gerade in Hochfrequenzzeiten unübersichtlich. Aber wie kann man so etwas entknoten?

Der Antrag des Jugendparlaments lautet in der neuen Formulierung jetzt so:

„Hiermit möge der Stadtrat beschließen, dass bis zum 1. Quartal 2021:

(1) Die Stadtverwaltung prüft, ob die Manetstraße sowie die Rudolphstraße zu Fahrradstraßen umgebaut werden können.

(2) Die Stadtverwaltung prüft, ob der Fahrradüberweg über die Friedrich-Ebert-Straße direkt in die Manetstraße einmünden kann.“

Dann kämen die Radfahrer den Fußgängern nicht mehr ins Gehege und würden dann an der Manetstraße geradeaus über den Martin-Luther-Ring fahren, nicht mehr wie jetzt schräg.

Das Problem dahinter versucht das Parlament aus seiner Sicht und Alltagserfahrung so zu beschreiben: „Dass Leipzig eine fahrradreiche Stadt ist, ist nicht zu leugnen. Dass Leipzig zudem die aktivste Fahrradstadt Deutschlands ist, zeigte sich immerhin beim Ergebnis vom Stadtradeln 2018. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf in unserer Infrastruktur. Der Überweg über den kleinen Johannapark ist für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen gleichermaßen attraktiv, jedoch kommt es immer wieder zu nervigen Überquerungen für beide Seiten. Fußgänger*innen müssen regelmäßig über die Schulter schauen um das Klingeln zu lokalisieren und für Fahrradfahrer*innen wird es teilweise zum Hindernisparcours. Der vorangegangene Antrag zielte darauf ab, durch einen Fahrradweg auf dem genannten Überweg Ordnung zu schaffen, jedoch sieht das Jugendparlament dies inzwischen kritisch da das eigentliche Problem nie der Überweg war.“

Und irgendwie hat Leipzig viel zu spät auf das Wachstum des Radverkehrs reagiert. So sieht es auch das Jugendparlament: „Der eigentliche Kern des Sachverhalts liegt an der wachsenden Anzahl der Fahrradfahrer*innen. Der Überweg bietet einfach zu wenig Kapazitäten für Fuß- und Fahrradverkehr gleichermaßen und sollte nicht für letzteres genutzt werden. Stattdessen sollten die Manet- sowie die Rudolphstraße zu Fahrradstraßen umgestaltet werden, sodass Fahrradfahrer*innen eine komfortablere Infrastruktur erhalten und zudem besser in die anliegenden Wohnsiedlungen gelangen können. Eben dazu muss der Fahrradüberweg an der Friedrich-Ebert-Straße direkt in die Manetstraße einmünden, um so vor Ort für eine effektive Verkehrslage zu sorgen.“

Das sieht wie ein weiterer Arbeitsauftrag für Leipzigs Verkehrsplaner aus, den sie ernst nehmen sollten, denn die Ost-West-Achse durch den Clara-Zetkin- und den Johannapark ist längst zur wichtigsten Verbindung aus den westlichen Ortsteilen in die City geworden. Da fällt ein Nadelöhr wie am Martin-Luther-Ring durch vermehrte Konflikte logischerweise auf.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 64: Kopf hoch oder „Stell dir vor, die Zukunft ist jetzt“

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