Auf den ersten Blick sah das wieder nach einem dieser zuweilen eigensinnigen CDU-Anträge aus, mit denen die CDU-Fraktion im Stadtrat versucht, die Radfahrer irgendwie zu gängeln. Und so verstanden dann einige Stadträte anderer Fraktionen den Antrag zur „Einführung von Richtungspfeilmarkierungen auf Radwegen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ auch.
Da musste dann erst CDU-Stadträtin Sabine Heymann ans Pult, um klarzumachen, dass es tatsächlich um mehr Sicherheit für Radfahrer geht. Denn solche Richtungspfeile können auch Autofahrer warnen, dass Radfahrer manchmal aus beiden Richtungen kommen können. Und zwar ganz regulär.
Nämlich, wenn der Radweg in beide Richtungen freigegeben ist. Auch wenn das in dem recht kurz gehaltenen CDU-Antrag so genau nicht ausgeführt wurde. Da hieß es nur: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, bis zum Ende des 2. Quartals 2026 an allen bekannten Unfallschwerpunkten das Aufbringen von Richtungspfeilen auf den Radwegen als mögliche Maßnahme zur Unfallprävention prüfen zu lassen.
Mit der Neufassung wird der Verwaltungsvorschlag aufgenommen, vorzugsweise die Unfallhäufungsstellen zu betrachten. Dabei sollte allerdings nicht nur die Prüfung, sondern auch eine Umsetzung der Maßnahmen ins Auge gefasst werden.“
Das war dann so knapp, dass nicht nur Katharina Subat (Die PARTEI) hinter dem Antrag eine neue Gängelung für Radfahrer sah, die aus Sicht der Autofahrer in die falsche Richtung fahren würden. Auch wenn die Sorge von CDU-Stadtrat André Möllmer, der den Antrag eingebracht hatte, er könne im teilweise durchaus unübersichtlichen Leipziger Verkehrsraum einen Radfahrer aus der falschen Richtung übersehen, nur zu verständlich ist. Es ist voll und oft genug auch unübersichtlich auf Leipzigs Straßen.
Aber wirklich viele Konfliktstellen, wo Radfahrer aus verschiedene Richtungen zum Problem für Autofahrer werden, gibt es gar nicht, stellte das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) in seiner Stellungnahme fest: „Es gibt nur eine sehr geringe Zahl von Unfallhäufungsstellen aufgrund falsch fahrender Radfahrer. Lediglich an drei Einmündungen (Windmühlenstraße/Emilienstraße, Tauchaer Straße/Wodanstraße und Brandenburger Straße/Mecklenburger Straße) führen falsch fahrende Radfahrer zu einer Unfallhäufung.
An weiteren acht Einmündungen (z. B. Georgiring/Schützenstraße oder Paunsdorfer Allee/Am Sommerfeld) führen links fahrende Radfahrer zwar auch zu einer Unfallhäufung, die Benutzung ist an diesen Stellen aber auch aufgrund fehlender Radverkehrsanlagen für die Gegenrichtung zugelassen.“
In 95 % der Unfälle sind Radfahrer rechtskonform unterwegs
Das Problem, so das MTA: „Bei 95 % der Unfallhäufungsstellen mit Radfahrerbeteiligung werden die Radverkehrsanlagen rechtskonform genutzt. Dass flächendeckend auf Radwegen Richtungspfeile geprüft und ggf. ergänzt werden, ist daher nicht zielführend und auch personell nicht realisierbar. Die Prüfung sollte auf sinnvolle Einzelstandorte begrenzt bleiben.“
Und das zuständige Amt ging auf noch etwas ein, was nun einmal dazu führt, dass manche Radfahrer in Leipzig tatsächlich in der „falschen“ Richtung unterwegs sind: „Um die Benutzung von in der Gegenrichtung nicht freigegebenen Radwegen sinnvoll zu unterbinden, sind in erster Linie die Führungen für den Radverkehr z.B. durch Schaffung neuer Radverkehrsanlagen zu verbessern.
Insbesondere wenn keine nutzbaren Alternativen angeboten werden, ist nicht zu erwarten, dass Richtungspfeilen dazu führen, dass eine Radverkehrsanlage nicht mehr entgegen der zugelassenen Fahrtrichtung benutzt wird.“
Es fehlt also an vielen Stellen in Leipzig noch immer eine sinnvolle und sichere Radverkehrsführung. Die kann es an vielen Stellen nur geben, wenn der Straßenraum völlig neu aufgeteilt wird. Dass auch eine farblich auffällige Markierung helfen kann, die Sichtbarkeit von Radfahrenden zu verbessern, ist seit April am Bayerischen Platz zu sehen, wo die Stadt sämtlich Radwege verkehrsrot eingefärbt und auch mit den von der CDU-Fraktion gewünschten Richtungspfeilen versehen hat.
Eine echte Verbesserung, wie auch BSW-Stadtrat Ralf Pannowitsch bestätigte.
Gerade dieses Projekt zeigt, dass es vor allem darum geht, Autofahrer darauf hinzuweisen, dass hier Radfahrer aus beiden Richtungen kommen können. Wo solche Pfeile freilich Sinn machen, muss die Straßenverkehrsbehörde konkret festlegen. Und deshalb beantragte SPD-Stadtrat Frank Franke dann auch den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung zu stellen.
Und der bekam – da war selbst OBM Burkhard Jung überrascht – die volle Zustimmung der anwesenden 62 Ratsmitglieder. Letztlich benennt also die Verkehrsunfallkommission – die sich mit dem Thema ja schon von Natur aus beschäftigt – die Unfallschwerpunkte, wo das Anbringen solcher Richtungspfeile Sinn ergibt.
Ein Allheilmittel sind die Pfeile nicht. Aber sie können die Aufmerksamkeit der Autofahrer für die Radfahrer gerade dort erhöhen, wo der Radverkehr aus zwingenden Gründen in beiden Richtungen auf einem Radweg unterwegs ist.
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Keine Kommentare bisher
Ja die CDU-Frakion ist echt gut beim Thema Straßenverkehr und dessen Organisiation. Da liefert die Truppe regelmäßig.
Wer schreibt eigentlich dem Möllmer seine Reden?
Schön, dass die Heymann dann doch nochmal darauf hinwies, worum es eigentlich ging. Nämlich dass die #scheissradfahrer den lieben Autofahrys bloß keine Dellen ins Blech drücken. Aber vielleicht lernen die Panzerlenker eines Tages noch, dass sie auch genau dahin glotzen, wo sie hinfahren. Also im Falle eines Rechtsabbiegens auch nach rechts und nicht nach links. (ja, man kann eben erst nach rechts fahren, wenn man mit links guggn fertig ist)