Je länger man sich anschaut, wie auffällig die Radwege nun sind in der Grünewaldstraße, der Windmühlenstraße und am Bayrischen Platz, umso mehr fragt man sich: Warum war das nicht immer so? Warum waren die Radwege und Radfahrstreifen vorher entweder gar nicht in leuchtendem Verkehrsrot markiert oder schon seit Jahren so abgefahren, dass vom Rot nichts mehr zu sehen war? Am 21. Mai war das ja Thema in der Ratsversammlung, als BSW-Stadtrat Ralf Pannowitsch zu einem gemeinsamen Antrag von fünf Stadträt/-innen sprach.

Anja Feichtinger (SPD), Frank Franke (SPD), Sascha Jecht (BSW), Ralf Pannowitsch (BSW) und Franziska Riekewald (Die Linke) hatten im März beantragt: „Im Kreuzungsbereich des Bayrischen Platzes werden die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Dazu zählt vor allem die Erneuerung der farbigen Markierung der Radwege samt Richtungspfeilen. Sie ist binnen 3 Monaten nach Beschlussfassung umzusetzen.“

Denn gerade der Bayrische Platz ist ein Ort, an dem jeden Tag tausende Radfahrer/-innen in alle Richtungen unterwegs sind, wo die Aufstellflächen für Radfahrer denkbar knapp bemessen sind und die Radwege teilweise auf dem Hochbord verlaufen, dann aber wieder auf die Fahrbahn führen.

Was das Ganze auch für Kraftfahrer unübersichtlich macht. Der eigentlich schon für die späten 2010er Jahre geplante Umbau von Windmühlenstraße und Bayrischem Platz ist nun aber (mindestens) in die zweite Hälfte der 2030er Jahre verschoben.

Dringend notwendige Radspur-Markierungen

Logisch, dass die fĂĽnf Antragsteller/-innen auf die Brisanz der Situation gerade fĂĽr Radfahrerinnen und Radfahrer aufmerksam machten:

„Auf dieser vielbefahrenen Kreuzung dürfen die Radfahrer in beiden Richtungen unterwegs sein, wofür auch eigene Ampeln eingerichtet sind. Besonders auswärtige Autofahrer sind damit nicht vertraut und erkennen nicht rechtzeitig, dass sie mit beidseitigem Radverkehr rechnen müssen. Ursprünglich zeigten große Pfeile auf dem Radstreifen dies an, aber diese Markierungen sind durch Abrieb verschwunden, wodurch die Sicherheit der Radfahrer nicht mehr gewährleistet ist. (Einer der Antragsteller kann aus eigenem Erleben mehrere Beinahe-Unfälle bezeugen.) – Noch vor der für die nächsten Jahre geplanten Grunderneuerung der Kreuzung müssen die Radspur-Markierungen dringend wiederhergestellt und nötigenfalls weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ergriffen werden.“

Markiete Radspuren am Bayerischen Platz im Mai 2025. Foto: Ralf Julke
Markierte Radspuren am Bayrischen Platz im Mai 2025. Foto: Ralf Julke

Und dann staunte in der Mai-Ratsversammlung selbst Ralf Pannowitsch, dass die hier beantragten Maßnahmen sogar schon im April umgesetzt worden waren. Der Anttag hatte einen wunden Punkt getroffen und wahrscheinlich die Beauftragung aus dem Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) gekreuzt.

Denn das konnte zum Antrag schon im Mai informieren: „Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit bis dahin wird die Markierung einschließlich Rotmarkierung der Radwegführung erneuert. In den Bereichen, in denen die Markierung wiederhergestellt werden muss, erfolgt eine Oberflächenbehandlung zur Reparatur von Rissen und Schlaglöchern mit einem speziellen Rissfüllmaterial. Damit wird eine längere Haltbarkeit der anschließend aufzubringenden dauerhaften Markierung auf der vorhandenen Fahrbahndecke erreicht. Das eingesetzte bituminöse Material gewährleistet eine ebene und dauerhafte Oberfläche, die eine gute Haftung und Sichtbarkeit von Markierungen ermöglicht.“

Und das wurde nicht nur am Bayerischen Platz so umgesetzt, sondern bis in die GrĂĽnewaldstraĂźe und zum Kreuzungsknoten RoĂźplatz. Lauter rote Radstreifen, die erstmals seit Jahren auch dem Kfz-Verkehr deutlich zeigen, dass hier wichtige und viel befahrene Rad-Hauptrouten entlang fĂĽhren, auf die RĂĽcksicht zu nehmen ist.

Ziemlich viele Unfälle mit Radfahrer/-innen

Aber eine Radweiche vermisste Ralf Pannowitsch am 21. Mai noch: die auf der Ostseite des Bayrischen Platzes, wo die Radfahrer/-innen aus Richtung Arthur-Hoffmann-Straße Richtung Nürnberger Straße und Universitäts-Klinik die Fahrbahn kreuzen. Und der Wunsch war ganz und gar nicht abwegig. Das MTA reagierte und ließ dieses Stück Fahrbahnquerung am Donnerstag, 17. Juli, ebenfalls in Verkehrsrot einfärben, sodass es jetzt für die Radler am Bayrischen Platz etwas sicherer ist.

Wobei es bei gut sichtbaren Radwegen eben nicht nur um die Radfahrer geht, sondern auch um Fußgänger, die am Bayrischen Platz ebenfalls nicht viel Fläche zur Verfügung haben, wenn sie an den Ampeln warten. 2022 gab es rund um den Bayrischen Platz sieben Unfälle, zwei davon mit Radfahrern, zwei mit Fußgängern, aber drei eben auch, bei denen nur Pkw beteiligt waren.

Die klare Abgrenzung von Fahrstreifen ist eben für alle Verkehrsteilnehmer wichtig. 2023 weist der Unfallatlas für den Bayrischen Platz drei Unfälle aus, zwei davon mit Radfahrern. 2024 waren es dann vier Unfälle, auch davon zwei mit Radfahrern.

Wenn man den Zoom dann noch auf WindmĂĽhlenstraĂźe, NĂĽrnberger StraĂźe und GrĂĽnewaldstraĂźe aufzieht, merkt man, wie viele Konflikte es in diesem gesamten Abschnitt jedes Jahr mit Radfahrern gab. Und wie notwendig die jetzt erfolgte deutliche Markierung der Radwege in diesem Bereich schon die ganze Zeit war.

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Es gibt 2 Kommentare

Wenn ich schon sehe – auf dem Bild sehr exemplarisch – wie die Wartefläche fĂĽr Radler mitten auf dem querenden Radweg angeordnet wurden.
Das kann doch nicht funktionieren!
Wer macht denn so etwas?
Was für ein Unvermögen

Aber: es scheint nach wie vor niemanden wirklich zu interesieen.
Entweder wissen die Leipziger Verehrsplaner es immer noch nicht besser – oder es ist ihnen schlichtweg total egal, weil er Gehaltsscheck immer pĂĽntlich kommt, egal wieviel Blödsinn man da treibt..

Die Markierungen täuschen hier nur ĂĽber die katastrophale WegefĂĽhrung hinweg. Man kann sich jetzt also wieder entspannt zurĂĽcklehnen, weil man was getan hat. An der grundsätzlichen Problematik ändert das aber nichts. Der Knoten ist entgegen jeglicher Erkenntnisse der Verkehrsunfallforschung gebaut worden und entsprechend ist das auch schon immer die Unfallhäufungsstelle schlechthin im Leipziger Stadtgebiet. Mit dem Umbau (spätestens 2016) sollten auch diese Defizite behoben werden. Mittlerweile ist man wohl bei 2030 fĂĽr den Umbau angelangt und wir dĂĽrfen gespannt sein, ob das BSW – wenn es denn darauf ankommt – fĂĽr die Reduzierung von Fahrspuren stimmen wird und fĂĽr Radfahrstreifen.
Je sparsamer man Verkehrszeichen/Markierungen einsetzt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch wahr genommen werden. Daher wird in Leipzig nur dann rot markiert, wenn es eine Unfallhäufungsstelle gibt.

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