Eine Radschnellverbindung sollte eigentlich schnell und möglichst direkt sein und nicht um 100 Ecken führen, im Zickzack durch Wohngebiete oder gar auf einer vielgenutzten touristischen Route im Auwald. Doch irgendwie scheint den Planern der Radschnellverbindung (RSV) Markkleeberg-Leipzig nichts Besseres einzufallen. Die Umweltverbände sind aktuell zur Stellungnahme zur erste Vorstudie für diese Radschnellverbindung eingeladen. Doch beim Leipziger Ökolöwen wundert man sich doch ein wenig über die Visionen.
Vier Varianten für eine Streckenführung der Radschnellverbindung von Leipzig nach Markkleeberg hat das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LaSuV) vorgelegt. Wobei es im Leipziger Stadtgebiet nur um zwei Hauptvarianten geht, von denen die eine vom Ökolöwen erst gar keine Aufmerksamkeit erhält: Das ist eine Variante, die quasi von der Härtelstraße zum Flossplatz führt und von dort über die August-Bebel-Straße nach Süden.
Aus Leipziger Sicht macht so eine Route überhaupt keinen Sinn, weil die Stadt schon lange an einer Aktivroute Süd plant, die vom Bayerischen Bahnhof direkt an der S-Bahn entlang nach Süden führt. Und zwar westlich der S-Bahn-Trasse. Die Planungen dazu haben begonnen.
Wenn die Bahn sich stur stellt
Die von den Planern des Landesamtes entwickelte Variante 2 scheint da irgendwie zu verlaufen. Tut sie aber nicht wirklich: Diese Variante läuft – auch mit erheblichen Umwegen – östlich der S-Bahn-Trasse. Und der Grund dafür scheint zu sein, dass die Deutsche Bahn nicht bereit ist, über einen Routenverlauf des Radweges auf der Westseite der Trasse mit sich verhandeln zu lassen.
Die Bahn scheint nicht nur zu spät zu kommen. Sie stellt sich auch stur, wenn sie mal kooperieren könnte.
Von Markkleeberg her kommend – wo vor allem die Koburger Straße als künftige Hauptroute infrage käme – könnte der Radschnellweg recht problemlos auf der Westseite der Gleise verlaufen. Auf dem letzten Stück würde der Weg über Gelände der Stadtwerke Leipzig führen. Aber danach hört der Spaß auf.
Und der Ökolöwe äußert sehr deutlich sein Unverständnis darüber, dass das LaSuV einfach das „Nö“ der Bahn akzeptiert und an der Bornaischen Straße den Radweg auf die Ostseite der Gleise verschwenken will.

„Die im Maßnahmenkonzept geplante Verschwenkung im Bereich der Bornaischen Brücke von der Westseite auf die Ostseite der Gleise lehnen wir strikt ab. Alle nachfolgenden Streckenabschnitte des Maßnahmenkonzepts in Richtung Stadtzentrum Leipzig auf der Ostseite der Bahngleise sind deutlich zu umwegig, nicht intuitiv nutzbar, durch mehrere notwendige Brückenbauwerke zu teuer“, formuliert der Ökolöwe seine Generalkritik an dieser Behelfsroute, die die eigentlich geplante Aktivroute der Stadt einfach ignoriert.
Die Frage nach der Aktivroute Süd
„Es ist demnach ab der Brücke Bornaische Straße stadteinwärts, zwingend auf der (nord-)westlichen Seite der
Bahnanlagen zu verbleiben. Die Radschnellverbindung ist weiter am Bhf. Connewitz zu führen, danach entlang des bestehenden Schotterweges weiter Richtung Norden“, beschreibt der Ökolöwe die Route, die auch für die Leipziger Aktivroute Süd vorgesehen ist.
Natürlich mit dem möglichen Hindernis Deutsche Bahn, die hier zwingend mitspielen muss. „Auch nach der Überquerung der Arno-Nitzsche-Straße ist sie immer direkt westlich entlang der Gleise am Stadtwerke-Gelände mit der noch zu errichtenden S-Bahn-Haltestelle Marienbrunn vorbei, weiter unter der Richard-Lehmann-Straße entlang der Rückseite des mdr-Geländes, bis zur Semmelweisstraße zu führen. Erst auf der Semmelweisbrücke wäre eine Verschwenkung auf die Ostseite hinnehmbar, wenn dies denn tatsächlich sein muss.“

Aber muss es gar nicht, weil die direkte Route über bislang unbebautes Gelände westlich direkt zum Bayerischen Bahnhof geführt werden kann.
„Die Führung der Radschnellverbindung von der Richard-Lehmann-Straße kommend, sollte auch nach der
Semmelweisstraße in Richtung Stadtzentrum weiter auf der westlichen Gleisseite erfolgen und dann über Kohlenstraße am Bayerischen Platz in die Windmühlenstraße einbinden“, beschreibt der Ökolöwe, was mit der Aktivachse Süd ja eigentlich geplant ist.
Ein Radschnellweg direkt auf dem Schulweg?
Es ist schwer vorstellbar, dass die Landesplaner hier tatsächlich mit den Planern der Stadt gesprochen haben. Denn die östliche Routenführung macht für Radfahrer, die es wirklich eilig haben, keinen Sinn.
Der Ökolöwe beschreibt das so: „Ab der Semmelweisstraße stadteinwärts könnte notfalls auch eine (umwegige) Verschwenkung nach Osten mitgetragen werden, auch wenn dies dem Sinn einer schnellen und in langen Streckenabschnitten autofreien Radverbindung vom südöstlichen Leipziger Stadtzentrum nach Markkleeberg entgegensteht. Dies jedoch nur unter den Umständen, dass davon Abstand genommen wird, eine reine Fahrradstraße ohne Gehwege zu planen!
Wir haben hier erheblichen Fußverkehr aus den umliegenden Schulen sowie von und zur Schwimmhalle Tarostraße. Der Fußverkehr ist hier besonders zu würdigen. Angezeigt wäre hier ein verkehrsberuhigter Bereich, der zwingend mit Straßenbäumen auszustatten ist.“
Tatsächlich ist eben ein breiter Radweg direkt auf dem Gelände des Bayerischen Bahnhofs geplant.
Hie sorgt sich der Ökolöwe eher darum, dass der daneben verlaufende Fußweg zu schmal wird: „Für einen weiteren Abschnitt im zukünftigen Park am Bayerischen Bahnhof ist laut Planung ein nur 2,50 m schmaler Gehweg direkt neben dem geplanten Radschnellweg vorgesehen. 2,50 m sind für den Umfang des Fußverkehrs, der hier zu erwarten ist, deutlich zu schmal! Wir empfehlen vor der Überarbeitung der hier vorgelegten Straßenquerschnitte des Maßnahmenkonzepts dringend eine Auseinandersetzung mit den einschlägigen Fachempfehlungen und Richtlinien für den Fußverkehr.“
Am Bayerischen Bahnhof würde die Radschnellroute dann in die Windmühlenstraße münden. „Die Führung der Radverbindung über die Windmühlenstraße in Richtung Leuschner Platz und Stadtzentrum wird unterstützt, ebenso die gewählte Führungsform in der Windmühlenstraße“, so der Ökolöwe.
Die Landesplaner müssten jetzt im Grunde eine weitere Variante zeichnen, die auch die Leipziger Visionen für die Aktivachse Süd aufnimmt. Und sie müssten mit der Deutschen Bahn in echte Verhandlungen gehen, denn auch für die Bahn macht diese Route Sinn, berührt sie doch jetzt schon drei S-Bahn-Stationen.
Eine vierte – die in Marienbrunn – wünscht sich die Stadt Leipzig und müsste hierzu ebenfalls mit der Bahn verhandeln. Die dann vielleicht auch einmal anfangen könnte, vernetzt zu denken und Übergangsstellen zu anderen Verkehrsarten zu stärken. Aber so weit scheint man in diesem Unternehmen noch nicht wirklich zu sein.
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