Schnell geht beim Bauen in Deutschland schon lange nichts mehr. Das wurde auch wieder deutlich bei den Plänen der Stadt, die Sesenheimer Brücke zwischen der Sternsiedlung und Lindenthal in den nächsten Jahren wenigstens so weit instand zu setzen, dass sie bis zum Neubau der Brücke in den 2030er Jahren hält. Am 31. Mai wurde gleich noch das nächste Mega-Projekt dahinter sichtbar.

Aktuell muss ja erst einmal der Pfeiler der Vorgängerbrücke wieder stabilisiert werden, der deutliche Witterungsschäden aufweist. Der muss nämlich noch halten bis zum Ersatzneubau der Brücke, deren Planung 2026 vorliegen soll und die nach 2030 gebaut werden soll.

Das wurde so in der Märzratsversammlung thematisiert. Und es wird dann auch ein dringender Wunsch des Ortschaftsrats Lindenthal umgesetzt: auf der Nordseite der Brücke genauso, wie sie auf der Südseite schon existiert, eine ordentliche Rampe zu bauen, damit das Befahren mit Kinderwagen, Rollis, Fahrrädern hier endlich leichter wird.

Informationsvorlage zur Planung der Sesenheimer Brücke.

Ein Interim für den Radschnellweg

Aber aus Sicht der Planer steckt noch ein anderes Thema mit im Brückenprojekt, denn sie haben bislang noch keine sinnvolle Querung für den Radschnellweg Halle-Leipzig über die Anlagen der Deutschen Bahn gefunden. Die Sesenheimer Brücke muss also vorübergehend auch als Interimsbrücke für den Radschnellweg dienen.

Und es kommt wieder ein Thema auf den Tisch, das zuletzt bei der Brücke über die Nahle dran war, obwohl eine Stadtratsmehrheit nicht wirklich verstanden hat, warum auf einer stark befahrenen Radverbindung eine fünf Meter breite Brücke sinnvoller ist als eine mit nur vier Metern.

Die aktuell noch sehr schmale Sesenheimer Brücke. Foto: Ralf Julke
Die aktuell noch sehr schmale Sesenheimer Brücke. Foto: Ralf Julke

Auf dem Radschnellweg Halle-Leipzig werden natürlich noch höhere Geschwindigkeiten gefahren, weshalb SPD-Stadtrat Andreas Geisler am 31. Mai in der Ratsversammlung schon mal die Frage stellte, ob die Sesenheimer Brücke nur vier Meter breit werden wird oder doch besser gleich sechs Meter.

In der Informationsvorlage, die am 31. Mai vom Stadtrat zur Kenntnis genommen wurde, ging es um die Planungen für den Ersatzneubau der Sesenheimer Brücke, die das Planungsdezernat jetzt auf die Jahre 2031 bis 2033 terminiert. Womit man wieder bei den langen Planungszeiträumen wäre, die in Leipzig Straßen- und Brückenprojekte betreffen.

Kalkuliert ist der Ersatzneubau mit rund 5 Millionen Euro. Und da erstaunt es dann schon, wenn dieser Eratzneubau als Interimsbrücke für den Radschnellweg gedacht ist. Was eben auch deutlich macht, wie lang der Weg immer noch ist, bis endlich ein Radschnellweg zwischen Leipzig und Halle Gestalt annimmt.

Verhandlungen mit der Bahn

Dabei soll das noch nicht die endgültige Route werden, die haben Leipzigs Planer weiter westlich angedacht, wie man der Vorlage entnehmen kann.

„Für die geplante Radschnellverbindung Leipzig-Halle wird der Bau einer ca. 300 m langen Radverkehrsanlage, einschließlich Brücke zur Überführung des Radverkehrs über die Anlagen der Deutschen Bahn AG zwischen verlängerter Max-Liebermann-Straße und westlicher Damaschkestraße erforderlich. Eine konkrete Terminstellung zur Herstellung dieser Verbindung ist bisher nicht bekannt“, schreibt da Baudezernat.

Denn wenn die neue Sesenheimer Brücke dann erst einmal als Interimslösung dienen soll, wird es diese neue Brücke über die Bahnanlagen wohl eher erst 2040 geben. „Als Interim für die Radschnellverbindung sollen im Bearbeitungsgebiet die vorhandenen Wegeverbindungen von Fallada- über Fucikstraße über Sesenheimer Straße zur Damaschkestraße genutzt werden.“

Die geplanten Strecken und Brücken für den Radschnellweg Leipzig-Halle zwischen Möckern und Lindenthal. Grafik: Stadt Leipzig
Die geplanten Strecken und Brücken für den Radschnellweg Leipzig-Halle zwischen Möckern und Lindenthal. Grafik: Stadt Leipzig

Dass die Planer bislang noch nicht daran gedacht haben, die neue Sesenheimer Brücke breiter zu bauen, macht die Vorlage ebenfalls deutlich:

„Nach ERA, HRSV und RASt 06 sind für den Begegnungsverkehr von Rad- und Fußverkehr 4,00 m nutzbare Mindestbreite zugrunde zu legen. Trotz der bis zum Bau der Radschnellverbindung zu erwartenden zwischenzeitlich höheren Nutzung wird vorgeschlagen, die nutzbare Breite mit 4,00 m entsprechend den Maßgaben der vorgenannten Regelwerke zu bemessen. Die ca. 55 m lange Zuwegung zwischen der östlichen Grenze der Garagen Damaschkestraße und dem nördlichen Fuß der Brücke Sesenheimer Straße als auch die südliche Rampe bis Fucikstraße/Sesenheimer Str. sind ebenfalls von ca. 2,00 m auf 4,00 m aufzuweiten und barrierefrei zu gestalten.“

Das ist nicht wirklich zukunftsfähig gedacht, sondern eben nur knapp, ohne in Erwägung zu ziehen, dass der Radverkehr auch in Lindenthal und Möckern noch zunehmen könnte. Und wenn man die langen Planungszeiträume betrachtet, wird die Brücke über mehrere Jahre als Interim für den Radschnellweg dienen, was das Wort „zwischenzeitlich“ eher kaschiert. Es wird also deutlich mehr Begegnungen von Fußgängern und Radfahrern auf der Brücke geben – und die Radfahrer werden mit höherer Geschwindigkeit unterwegs sein.

Da sollte man vielleicht vorher so klug sein, eine breitere Brücke zu planen, die selbst dann noch zur bequemen Nutzung einlädt, wenn viele Jahre später der Radschnellweg auf die Verlängerte Max-Liebermann-Straße verlegt wird und am Kleingärtnerverein Am Trommelholz eine neue Brücke über die Bahngleise führt.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar