Am Dienstag, 15. Januar, rückte Leipzigs Polizei mit Großaufgebot an und durchsuchte das zuvor zwei Jahre lang besetzte Gelände des Black Triangle. Eine Riesenshow. Obwohl kein Mensch das Gelände wirklich erwerben möchte. Selbst die Stadt Leipzig winkte im Februar ab: Allein die Kosten der Altlastenbeseitigung und des Denkmalsschutzes würde die Sache aus ihrer Sicht völlig unbezahlbar machen.

An wen also will die Bahn dieses ölverseuchte Gelände eigentlich verkaufen? Wem nutzt es, auf diesem Stück unnutzbarer Fläche zwischen S-Bahn-Gleisen derart Macht zu demonstrieren? Bloß weil der Besitzer zeigen will, dass Besitz in Deutschland ein unverletzbares Gut ist?

Dabei braucht die Stadt Leipzig solche Flächen. Der Bedarf an freien Grundstücken stapelt sich in den Ämtern. Und in manchen solcher Nachfragen ist man die lakonischen Antworten der Verwaltung auch schon gewohnt: Geht nicht. Ist nicht möglich.

Zum Beispiel immer wieder dann, wenn die Linksfraktion anfragt, ob es irgendwo im Stadtgebiet Freiflächen gibt, auf denen junge Leute auch mal Freiluftpartys feiern können. In der Nachbarstadt Halle gibt es so etwas, in Leipzig nicht.

Und so dachten sich Leipzigs Jugendparlamentarier jetzt: Warum nicht das eine Problem als Lösung für das andere begreifen?

Und so haben sich die jungen Leute jetzt als Beschlussvorschlag für den Stadtrat ausgedacht: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die Fläche mit dem Namen ‚Black Triangle‘ vom Besitzer zu kaufen oder zu pachten, um daraus einen für alle nutzbaren Stadtgarten mit Hochbeeten zu machen. Des Weiteren sollen eine Feuerstelle, eine Kulturküche sowie Sitzgelegenheiten auf dem Gelände errichtet werden. Die genannte Fläche soll ferner von der Stadt Leipzig als mietbare Festivalfläche deklariert werden. Bei der Finanzierung soll außerdem die Nutzung von EU-Fördergeldern geprüft werden.“

Womit mal ein Aspekt in die Debatte kommt, den die zumeist älteren Diskutanten aus Stadtrat und Verwaltung nicht mehr verstehen, weil das zu lange her ist: Junge Leute wünschen sich solche Orte. Und gern auch da, wo sie mit ihren Partys nicht gleich haufenweise Leute in der Nachbarschaft verärgern. Ihnen sind die Konflikte sehr wohl bewusst. Aber umso beschämender ist, wenn es auf Anfragen an die Verwaltung immer nur die Antwort gibt: Dafür ist im Stadtgebiet nirgendwo ein Platz.

Blick zum Black Triangle im Gleisdreieck. Foto: Ralf Julke
Blick zum Black Triangle im Gleisdreieck. Foto: Ralf Julke

Was ja auch heißt: Alles ist schon besetzt, da gelten andere Interessen.

Man merkt schon: Da fehlt den Älteren meist schlicht das Verständnis dafür, wie es mal war, jung zu sein und nicht geradezu besessen von der Besitzstandswahrung.

Und die Gründe, die das Jugendparlament für den Antrag aufzählt, zeigen, dass die jungen Leute gründlich nachgedacht haben über ihren Antrag: „Es dient der Aufwertung der Stadt/ des Stadtteils, dem Zusammenkommen der Menschen Leipzigs oder auch als Rückzugsort für die Leipziger. Es würde eine Einnahmequelle für die Stadt darstellen. Durch Zugverkehr ist Lärm schon vorhanden bzw. eine Schallschutzmauer vorhanden. Es würde außerdem zur Minderung der Anzahl illegaler Festivals führen.“

Noch ein ordentlicher Trägerverein dazu und Landesfördermittel für die Altlastenbeseitigung (die gibt es nämlich) und zum Denkmalserhalt (die gibt es nämlich auch), und aus der einst wilden Besetzung könnte ein Ort für junge Leute werden, die hier ein paar von den Dingen machen könnten, die anderswo kaum noch möglich sind.

Black Triangle: Leipzig sieht keine Chance für die Übernahme des Bahngeländes in Marienbrunn

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