Die Unterbringung der Stadtwerke-Zentrale im Europahaus am Augustusplatz ist nur ein Interim. Künftig soll die Zentrale auf dem Gelände der Stadtwerke zwischen Richard-Lehmann- und Arno-Nitzsche-Straße ihren Platz finden. Einen Architekturwettbewerb dazu gab es schon. Aber so richtig Gedanken, wie das riesige Gelände vielleicht auch für den Stadtraum geöffnet werden kann, hat sich niemand gemacht. Die Grünen waren die ersten, die eine Durchwegung beantragten. Jetzt bekommen sie Schützenhilfe aus SPD- und Linksfraktion.

Schützenhilfe, die nötig ist, denn das Dezernat Stadtentwicklung und Bau sah keinen Grund, hier wirklich ein paar attraktive Durchwegungen einzuplanen. „Eine Verbindung zwischen Arno-Nitzsche-Straße und Richard-Lehmann-Straße in unmittelbarer Nähe zum Standort gibt es bereits heute: 250 m westlich an der Arno-Nitzsche Straße zwischen Turnhalle und ehemaligem Schwimmbad beginnend, führt ein durchgehender Weg bis zur Richard-Lehmann-Straße und darüber hinaus in die Lößniger Straße“, schrieb das Dezernat in seiner Stellungnahme zum Grünen-Antrag.

Als wäre ein solcher Umweg das Normalste von der Welt und ausgerechnet dieser Weg in einem zumutbaren Zustand. Ein Zustand in schönstem Rollsplit. Und weiter: „Nur weitere 120 m westlich führt ein weiterer Weg in Verlängerung der Frohburger Straße durch den Kleingartenverein bis zur Richard-Lehmann-Straße. Im Gegensatz zum Stadtwerkegelände, dem südlich und nördlich nur ein kleiner Gewerbestandort bzw. das nicht öffentlich zugängliche Gelände des MDR gegenüberliegen, bieten diese Wege Verknüpfungen zu den Wohnbebauungen von Connewitz und der Südvorstadt.“

Aber das nicht durchwegte MDR-Gelände kann ja keine Ausrede sein für ein städtisches Unternehmen.

Zumindest am Rand soll künftig ein Weg am Gelände entlang gebaut werden.

Das Dezernat Stadtentwicklung und Bau: „In der Verwaltung der Stadt Leipzig ist bereits seit längerer Zeit die Planung einer ,Aktiv-Achse-Süd‘ im Gespräch. Die Leipziger Ratsversammlung hat sich am 18.12.2019 für die Errichtung bzw. Masterplanprüfung eines Radschnellweges von der Südvorstadt bis nach Markkleeberg ausgesprochen. Dieser Radweg würde ggf. die Arno-Nitzsche-Str. mit der Richard-Lehmann-Str. verbinden. Falls dies entlang der Grundstücksgrenzen in östlicher Randlage des Standortes erfolgen sollte, kann eine solche Variante mit betrachtet werden.“

Das klingt nicht wirklich nach mutigem Anpacken.

Dabei drängt jetzt die Zeit. Denn die Stadtwerke Leipzig möchten bis 2024 zwischen Richard-Lehmann-Straße und Arno-Nitzsche-Straße ihre Unternehmenszentrale errichten. Und auch die Fraktionen von SPD und Linken wollen, dass das Firmengelände besser verkehrlich angebunden wird, um die Gesamtentwicklung voranzutreiben.

„Grundsätzlich ist das Gelände mit der Straßenbahn und dem Auto gut zu erreichen. Verbesserungsbedarf sehen wir bei der Anbindung an das Radnetz und an die S-Bahn“, erklärt dazu SPD-Fraktionschef Christopher Zenker, dessen Wahlkreis im Leipziger Süden liegt.

„Wir erwarten daher, dass die Stadt sich gegenüber dem ZVNL und der Deutschen Bahn dafür einsetzt, dass die Realisierung des S-Bahn-Haltepunktes Marienbrunn möglichst zeitnah umgesetzt wird, denn schon heute führt die S-Bahn direkt am Gelände vorbei. Zudem erwarten wir, dass die Aktiv-Achse-Süd vom Bayerischen Bahnhof in den Leipziger Süden jetzt unverzüglich geplant wird.

Damit soll sichergestellt werden, dass mit Fertigstellung der Firmenzentrale Anfang 2024 mindestens das Teilstück zwischen Richard-Lehmann- und Arno-Nitzsche-Straße ebenfalls fertig ist. Nur, wenn das Gelände mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes sehr gut angebunden ist, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Stadtwerke diesen auch nutzen.“

Die beiden Fraktionen denken in ihrem Änderungsantrag jedoch auch über das eigentliche Betriebsgelände hinaus. So soll das geplante Kulturprojekt mit Clubs und Galerien, das auf dem Gleisdreieck Connewitz entstehen soll, an den S-Bahn-Haltepunkt Marienbrunn sowie die Aktiv-Achse Süd angebunden werden.

„Damit die Kultureinrichtung nicht nur an das S-Bahn-Netz angeschlossen ist, sondern auch notwendige Stellflächen nachweisen kann, soll die Stadt prüfen, wie auf dem Gelände des alten Gasometers eine Fläche zur Verfügung gestellt werden kann, damit für die Gäste der Clubs vor allem in den Abendstunden und an Wochenenden ausreichend Stellplätze vorhanden sind, die im Hinblick auf die dann gültige Stellplatzverordnung in den Abendstunden und an Wochenenden für Gäste des Gleisdreiecks genutzt werden können“, erklärt der Sprecher für Stadtentwicklung der Linksfraktion Thomas Kumbernuß (Die PARTEI), der ebenfalls seinen Wahlkreis im Süden Leipzigs hat und seine Fraktion auch im Kulturausschuss vertritt.

„Die Parkplätze sollen dabei auf ein Minimum begrenzt werden, um die Entwicklungsoptionen für das Gebiet nicht zu verbauen. Das bedeutet jedoch auch, dass die Verwaltung die Stellplatzverordnung für Gewerbe bis Mitte nächsten Jahres überarbeiten muss.“

Als Ergänzung der Aktiv-Achse Süd schlagen die beiden Fraktionen vor, auf einem Teilstück des nördlichen Baufelds eine öffentliche Sportanlage zu realisieren.

„Das würde die Aktiv-Achse noch zusätzlich aufwerten. Wir könnten uns beispielsweise sehr gut eine Skateanlage an diesem Standort vorstellen“, so Christopher Zenker, der dem städtischen Sportausschuss vorsitzt.

Grüne kritisieren das undurchdachte Konzept für die neue Stadtwerke-Zentrale im Leipziger Süden

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