Seit einem Monat gibt es die Pop-up-Bikelane auf der Zeppelinbrücke. Sie wurde zwar in der Corona-Zeit eingerichtet, wurde aber vom Verkehrs- und Tiefbauamt schon länger geplant, um eine Lösung für die nicht mehr akzeptablen Geh-/Radwege auf der Brücke zu finden. Aber was dann im August aufgemalt wurde, brachte SPD-Stadtrat Christian Schulze ins Grübeln. Ist es hier jetzt nicht noch gefährlicher geworden?

Schulze hatte drei sehr prägnante Fragen an die Verwaltung gestellt, die auf die Probleme eingehen, die er in diesem umgestalteten Straßenbereich sieht. Und er bekam jetzt sogar eine sehr persönliche Antwort aus dem Verkehrs- und Tiefbauamt, das vor allem darauf verweist, dass diese Verkehrsanordnung immer noch nur eine temporäre Lösung ist, von der die Verkehrsplaner hoffen, dass sie das Unfallgeschehen in diesem Bereich mindert.

Alle Probleme werden damit nicht gelöst. Das wird erst eine komplette Neuorganisation der Verkehrsströme rund um die Kreuzung Jahnallee/Bowmannstraße/Capastraße möglich machen. Aber das braucht einen Umbau des ganzen Knotens und es ist noch nicht absehbar, wann das einmal eingetaktet werden kann.

Und so schreibt das Verkehrs- und Tiefbauamt:

Sehr geehrter Herr Schulze,

bevor ich Ihre konkreten Fragestellungen beantworte, möchte ich vorausschicken, dass es sich bei der Anordnung der Radfahrstreifen nicht um eine verkehrsplanerisch fertige bzw. endgültige Lösung handelt, sondern um eine von der Straßenverkehrsbehörde angeordnete verkehrsregelnde Maßnahme. Solche Maßnahmen werden immer im vorhandenen Straßenraum und im Regelfall ohne begleitende bauliche Maßnahmen umgesetzt.

Sie sind aktuell nötig, können aber eine konsistente Verkehrsplanung und erforderliche bauliche Maßnahmen nicht ersetzen, da bestehende Probleme vielfach nicht mit verkehrsregelnden Maßnahmen in Gänze lösbar sind. Dies erfordert oft (auch) bauliche Maßnahmen, so auch hier das Problem der Fortführung des Radfahrstreifens über den Knoten Jahnallee/Bowmannstraße hinweg.

Im konkreten Fall war es das Ziel, das Konfliktpotenzial zwischen zu Fuß Gehenden und mittlerweile 7.000 Radfahrenden auf den zu schmalen Gehwegen der Zeppelinbrücke zu beseitigen, und vor allem, die bestehende Unfallhäufungsstelle am Cottaweg zu entschärfen. Es konnten dagegen noch nicht alle bestehenden Defizite der Radverkehrsführung in der Jahnallee beseitigt werden.

Die einzelnen Fragen:

Bis wann wird der Missstand des abrupten Endes behoben? Bevorzugt die Stadtverwaltung bei der Beendigung dieses Missstandes eine Lösung, den Radweg über einen abgesenkten Bordstein als gemeinsamen Rad-Fußweg weiterzuführen oder wird die Markierung noch bis in den Kreuzungsbereich durchgezogen?

Das derzeitige Ende des Radfahrstreifens unmittelbar vor Beginn des Stauraums der Ampel Jahnallee/Bowmannstraße wurde bewusst gewählt. Eine Fortsetzung innerhalb der bestehenden Fahrbahn ist leider nicht möglich, da die im Zufahrtsbereich zur Ampel vorhandenen 3 Fahrstreifen weiterhin benötigt werden. Die wünschenswerte Einordnung eines Radfahrstreifens für in die Bowmannstraße abbiegende Radfahrende ist nur im Rahmen einer Baumaßnahme möglich, die einen längeren zeitlichen Vorlauf benötigt.

Der Radfahrstreifen endet aber an einer Stelle, an der links abbiegende Radfahrende keinen Fahrstreifenwechsel mehr machen müssen, um im Mischverkehr nunmehr direkt links abbiegen zu können. Geradeaus Fahrende können, ebenfalls ohne weitere Beachtung des Nachfolgeverkehrs, am rechten Bord verbleiben und gelangen in den Fahrstreifen des Geradeausverkehrs. Auch hier fahren sie im Mischverkehr direkt auf der Fahrbahn in Richtung Haltestelle Angerbrücke weiter. Da sie nicht mehr auf den dortigen Gehweg geführt werden, reduziert sich zusätzlich das Konfliktpotenzial zu den Wartenden an der Haltestelle.

Für Radfahrende, die nicht direkt im Mischverkehr links abbiegen möchten, wird im Ergebnis erster gemachter Erfahrungen noch eine indirekte Linksabbiegemöglichkeit an der Ampel eingerichtet. Hierfür muss allerdings zunächst die Fahrbahndecke im Bereich der in den Betriebshof führenden Straßenbahngleise in Ordnung gebracht werden. In diesem Zusammenhang wird auch geprüft, den Radfahrstreifen bis in die entspringende und weniger stark vom übrigen Verkehr genutzte Geradeausspur zu verlängern.

Anforderungen für Planung und Bau mit der Zielstellung der Einrichtung einer durchgehenden Radverkehrsanlage auf der Fahrbahn, werden nach der einjährigen Erprobungsphase abgeleitet. Eine zwischenzeitliche Führung auf einem gemeinsamen Geh-/Radweg ist nicht vorgesehen.

Wann wird die Schranke geöffnet, damit auch Radfahrende, die über den Stadionparkplatz fahren oder vom Elsterflutbecken kommen, auf die Bikeline auffahren können?

Die Öffnung der Schranke muss noch mit der Betreibergesellschaft geklärt werden, die den Parkplatz Jahnallee betreibt. Hier wird zwar eine kurzfristige Lösung angestrebt. Jedoch kann noch kein Zeitpunkt benannt werden. Auch muss geklärt werden, wie dann eine illegale Nutzung des Parkplatzes zu verhindern ist.

Wie stellt sich die Verwaltung eine sichere Radverkehrsführung für Eltern mit Kindern bei der Überquerung des Cottaweges vor, wenn die Eltern auf der Bikeline fahren, die Kinder bis 10 Jahre aber lt. StVO den Fußweg nutzen bzw. wenn Eltern oder eine andere Aufsichtsperson das Rad fahrende Kind unter acht Jahren auf dem Gehweg begleiten? Kann ein zusätzliches Blinklicht oder eine Mittelinsel hier hilfreich sein?

Die Überquerung des Cottawegs durch Eltern, die ihre Radfahrenden Kinder auf dem Gehweg begleiten dürfen, stellt sich nicht anders dar, als an jeder anderen Einmündung auch. Entsprechend der jüngsten Novelle der StVO müssen Kinder und die sie begleitende Aufsichtsperson absteigen, wenn sie vor dem Überqueren einer Fahrbahn den Gehweg benutzen. Beim Überqueren gelten somit die Regeln für Fußgänger. In Anbetracht der geringen Verkehrsstärke im Cottaweg von täglich ca. 2.100 Kfz. sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich.

Linke-Antrag: Ist nicht eher der Cottaweg das Problem?

Linke-Antrag: Ist nicht eher der Cottaweg das Problem?

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