Nachfragen hilft immer. Deswegen haben Einwohner/-innen, die fรผr die Ratsversammlung eine Einwohneranfrage gestellt haben, auch das Recht, in der Ratsversammlung Nachfragen zu stellen. Was auch bei den ziemlich kurz und knapp beantworteten Anfragen zum Schlobachshof Sinn machte. Immerhin kรคmpfen die betroffenen Ortschaftsrรคte und der Verein Schlobachshof e.V. hier seit Jahren darum, dass das denkmalgeschรผtzte Ensemble im Auwald gerettet und fรผr die Bรผrger erlebbar wird. Nur: Niemand scheint รผber den Stand der Dinge zu informieren.
Sodass der Verein Schlobachshof e.V., fรผr den Dr. Karla Amm eine Einwohneranfrage gestellt hatte, ziemlich irritiert ist.
Petition im Oktober 2020
โDer Verein Schlobachshof e.V. hat im Oktober 2020 beim Petitionsausschuss der Stadt Leipzig die Petition โKein Abriss ohne Konzeptโ eingereicht. Diese Petition (VII-P-01954) wurde vom Petitionsausschuss angenommen und der Alternativvorschlag des Ausschusses zum Verwaltungsstandpunkt vom Stadtrat letztendlich beschlossenโ, heiรt es in ihrer Einwohneranfrage.
โZudem hatten sich ca. 3.000 Menschen an der Unterschriftensammlung der Petition beteiligt und die dahinterstehende Forderung unterstรผtzt. Die Mappe mit den gesammelten Unterschriften wurde am 23.06.2021 vom Vorstand des Vereins direkt an Herrn Rosenthal รผbergeben. โ Die Unterstรผtzer der Petition stellen nun Fragen, was aus dem Stadtratsbeschluss fรผr Ergebnisse abzuleiten sind, die der Petition gerecht werden.โ
Sorge vor Verlust des Bauwerks
Es gab auch schon Vandalismus, den die Stadt mit einem Wachdienst versucht, in den Griff zu bekommen. Und obwohl die Stadt das Gelรคnde 2017 erwarb, scheint bis heute nicht so recht klar, was daraus einmal werden soll.
Was auch Angelika Kriehmig in ihrer Einwohneranfrage zum Ausdruck brachte: โEs besteht groรe Sorge รผber den Zustand des benannten Pavillons. Im Herbst 2021 fanden 2 Rundgรคnge auf dem Grundstรผck, genehmigt und begleitet vom Amt fรผr Stadtgrรผn und Gewรคsser, statt, bei denen auch der Pavillon mit in Augenschein genommen werden konnte. Es war deutlich sichtbar, dass das Gebรคude nicht annรคhernd ausreichend vor dem Verfall geschรผtzt wird. Durch starke รberwachsungen und Buschwerk wird die ohnehin schon stark verschlissene Bausubstanz endgรผltig geschรคdigt. Somit ist zu unterstellen, dass bei weiterer Unterlassung dieses denkmalgeschรผtzte und einmalige Bauwerk unrettbar verloren geht.โ
Es geht um mehr als den Pavillon
Dass es gar nicht nur um den Pavillon geht, machten dann freilich ihre Fragen deutlich. โIst es richtig und kann dies der Wille der Bรผrger, vertreten durch den Stadtrat sein, dass weiter abgerissen wird, obwohl noch immer kein Konzept fรผr die Weiternutzung des Schlobachshof existiert?โ, wollte sie wissen.
Und wahrscheinlich war das bislang so deutlich nicht kommuniziert worden. Aus Sicht des Amtes fรผr Stadtgrรผn und Gewรคsser ist der Laufweg schon ziemlich deutlich: โIn dem Konzept zur weiteren Nachnutzung des Schlobachshof werden nur die denkmalgeschรผtzten Gebรคude betrachtet. Alle anderen Flรคchen, mit den teilweise ruinรถsen Gebรคuden, sollen durch Abriss und Begrรผnung, entsprechend dem ursprรผnglichen Ankaufsziel der Stadt Leipzig, durch eine Kompensationsmaรnahme der Natur zurรผckgegeben werden. Die Weiter- bzw. Wiederverwertung der Tierbewegungshalle an einem anderen Ort, wird dabei zusรคtzlich angestrebt.โ
Was wird aus den Gebรคuden?
Kompensation heiรt: Wo die ruinรถsen Gebรคude abgerissen werden, will Leipzig Wald anpflanzen โ als Kompensation fรผr die vielen Bรคume, die im Stadtinneren bei Baumaรnahmen gefรคllt werden. Das Gelรคnde wird also groรenteils dem Auwald wieder zurรผckgegeben. Die Reithalle soll mรถglichst an einem anderen Ort neu aufgestellt werden, wenn sich ein Nutzer findet.
Aber natรผrlich hatten sowohl Angelika Kriehmig als auch Dr. Karla Amm recht mit der Annahme, dass es da wohl etwas hรคngt mit der Kommunikation, was denn nun aus den denkmalgeschรผtzten Gebรคuden werden soll.
Hoffen auf Geld vom Bund
Da half dann am 19. Januar tatsรคchlich die Auskunft von Umweltbรผrgermeister Heiko Rosenthal etwas weiter, dass nicht nur die โNachnutzung der denkmalgeschรผtzten Gebรคude als โInformationszentrum Auenlandschaftโโ favorisiert ist, sondern dass man dieses Projekt auch tatsรคchlich schon zur Befรผrwortung beim Bund eingereicht hat. Denn wenn das Bundesumweltministerium diese Nutzung als fรถrderwรผrdig einschรคtzt, kann die Stadt auch einen entsprechenden Fรถrderantrag stellen.
Dass die Sanierung der denkmalgeschรผtzten Gebรคude nรคmlich eine Stange Geld kosten wird, bestรคtigte Rosenthal in seiner Antwort. Wenn der Bund Fรถrdergeld zusagt, kรถnnte das Projekt in den nรคchsten fรผnf Jahren auch umgesetzt werden.
Ein Partner ist auch bereits anvisiert
Als Partner fรผr dieses Forschungszentrum im Auenwald hat er die Universitรคt Leipzig und das Deutsche Zentrum fรผr integrative Biodiversitรคtsforschung (iDiV) im Sinn.
Was dann freilich die Nachfrage von Dr. Karla Amm nach sich zog, ob das Bauensemble denn dann auch fรผr die รffentlichkeit erlebbar sein wรผrde und ob es dazu im Ortschaftsrat auch mal Informationen geben wรผrde. Ob es die gab โ wie Heiko Rosenthal meinte โ oder sein Dezernat erst Auskunft geben wรผrde, wenn die betroffenen Ortschaftsrรคte einladen, blieb an der Stelle noch unklar.
Neue Beschlussvorlage 2022
Aber gleichzeitig sagte er zu, dass der Stadtrat noch 2022 eine neue Beschlussvorlage zur Perspektive von Schlobachshof auf den Tisch bekommen wรผrde. In der dann mรถglicherweise schon steht, ob der Bund in die Fรถrderung einsteigt.
Und wenn nicht? Dann, so Rosenthal, mรผsste Leipzig รผberlegen, ob es das โInformationszentrum Auenlandschaftโ selbst auf die Beine gestellt bekommt und irgendwie die Gelder dafรผr zusammenkratzt.
Die Debatte vom 19.01.2022
Video: Livestream der Stadt Leipzig
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