Mittelsachsens Landrat Sven Krüger (parteilos) ist erst seit Kurzem im Amt und steht bereits im Zentrum eines NS-Skandals. Bei einem Familienfest in Freiberg ist ein Foto entstanden, das ihn an der Seite eines bekannten Neonazis zeigt. Kritiker*innen unterstellen Krüger keine Sympathien mit Nazis, beklagen aber einmal mehr mangelnde Sensibilität bei diesem Thema.

Das Foto ist am 30. April beim Maifeuer in Freiberg entstanden. Es zeigt Krüger neben einem stark tätowierten Mann, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „NS-Fightclub“ trägt. Auf seinem Arm sieht man ein Tattoo in Form einer „Schwarzen Sonne“. Dabei handelt es sich um ein Symbol, das von Neonazis verwendet wird. Der Mann tritt laut Medienberichten im Umfeld der nationalsozialistischen Jugendorganisation „Elblandrevolte“ auf.

Die „Freie Presse“ berichtet in diesem Zusammenhang über einen Offenen Brief, den sie von einer Familie erhalten hat, die beim Familienfest anwesend war. Dort sei auch eine Gruppe „junger Männer in einheitlicher Szenekleidung“ gewesen. Die „Freie Presse“ berichtet unter Berufung auf einen Zeugen, dass sich Krüger „mindestens eine Minute“ mit dem bekannten Neonazi unterhalten haben soll.

Landrat fühlt sich unfair behandelt

Der am 1. Mai frisch ins Amt gekommene Landrat sieht sich nun in der Opferrolle. Auf seinem Facebook-Account schreibt Krüger: „Jetzt hat es mich also erwischt, mit der falschen Person abgebildet und damit sofort in das rechte Lager gerückt.“ Er habe sich stets „von allen extremistischen Positionen distanziert“ und kenne den Mann nicht.

Krüger, zu dem Zeitpunkt noch Freiberger Oberbürgermeister, erklärt das Foto damit, dass er sich ohne Begleitung auf das Fest begeben habe und dort „vielfach fotografiert“ worden sei. „Ich werde weiterhin als ganz normaler Bürger unter Menschen gehen, auch wenn dadurch das Risiko bleibt, im falschen Moment fotografiert zu werden.“

Forderungen nach Konsequenzen

Alexander Geißler, aus Freiberg und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag von Mittelsachsen, schreibt auf Facebook: „Ich glaube nicht, dass Landrat Sven Krüger eine Nähe zu rechtsextremen Ideologien hat.“ Aber es fehle „an der nötigen Sensibilität im Umgang mit rechtsextremen Symbolen, Codes und Akteuren“. Für die Mitglieder des Kreistages müsse es eine verpflichtende Informations- und Sensibilisierungsveranstaltung geben, fordert Geißler.

Für die sächsischen Grünen ist die bisherige Stellungnahme von Krüger zu wenig. „Es reicht nicht, sich hinter der Floskel einer angeblich unvermeidbaren Fotosituation zu verstecken“, sagt die Landesvorsitzende Marie Müser. „Krüger verharmlost Neonazis und deren menschenverachtende Gesinnung.“ Dass eine Gruppe von Neonazis offen auftreten konnte, sei zudem einschüchternd für andere Besucher*innen gewesen.

Krüger wurde im Januar zum neuen Landrat von Mittelsachsen gewählt. Bis 2018 war er Mitglied in der SPD. Bei der Landratswahl trat er für CDU und Freie Wähler an. Krüger ist Nachfolger von Dirk Neubauer, der 2024 nach nur zwei Jahren von seinem Amt als Landrat zurückgetreten ist. Einer der Gründe: Bedrohung durch Rechte.

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