Das war ein langer Weg. Und Christian Schulze als langjähriger Stadtrat der SPD weiß, wie langwierig Kämpfe um neue Projekte in der Stadt Leipzig sein können. Manchmal so zäh, dass einer verzweifeln könnte. Aber Stadtratsarbeit ist ein Marathon, stellte Schulze am 20. September fest, als nach Jahren des Zerrens und Schiebens nun endlich der Baubeschluss für die Schule Gundorf zur Abstimmung stand. Die Gelegenheit, einmal über Zeiträume zu sprechen, wollte er sich nicht entgehen lassen.

Immerhin stand diese „einzügige Zwergenschule“ in Gundorf seit 1999, seit Böhlitz-Ehrenberg samt Gundorf nach Leipzig eingemeindet wurde, immer wieder auf der Tagesordnung des Stadtrates. Eine so völlig unpassende Schule in einer Stadt, in der gern großzügig und vielzügig geplant wird.

Aber dass man dies den Gundorfer Kindern in der Grundschule nicht unbedingt zumuten kann, dazu extra jeden Tag ins benachbarte Böhlitz-Ehrenberg fahren zu müssen, wurde in der Dezembersitzung des Stadtrates einmal mehr deutlich, als es um den Grundstückstausch mit der Evangelischen Kirche ging, der es der Stadt Leipzig überhaupt erst ermöglicht, die kleine Schule zu erweitern.

Eine Sitzung, die auch deutlich machte, dass die Stadträte auch mit städtischen Ämtern oft genug ein zähes Ringen austragen müssen, bis die städtischen Mitarbeiter über ihren Schatten springen und Entscheidungen möglich machen, die einfach sinnvoll sind.

Der Baubeschluss zur Erweiterung der Schule Gundorf für 12,6 Millionen Euro wurde am 20. September von der Ratsversammlung einstimmig angenommen.

Und weil Christian Schulzes Rede mit Herzblut geschrieben wurde, folgt sie hier einmal in kompletter Länge:

Die Rede von Christian Schulze

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
liebe Gundorferinnen und Gundorfer und Zusehende am Livestream,

versprochen – gehalten! Wieder was geschafft. Im Januar 1999 wurde Böhlitz–Ehrenberg nach Leipzig eingemeindet. Da war ich schon neun Jahre in diesem Stadtrat und hatte da schon gelernt, dass man für manche Projekte einen langen Atem braucht. Damals lief u.a. schon das Projekt Rettung der Musikalischen Komödie (MuKo). Mitten in der Coronazeit haben wir nach vielen Kämpfen die sanierte MuKo in Lindenau wieder eingeweiht. Das war ungefähr ein Zeitraum von mindestens 25 Jahren Engagement vieler Akteure.

Jetzt geht es mit der Grundschule Gundorf hoffentlich auf die Zielgeraden. Seit der Eingemeindung 1999 liegt mir dieses Kleinod mit über 450-jähriger Geschichte am Herzen. Das sind jetzt 24 Jahre AUF und AB. Immer wieder von Schließung bedroht, weil: Es ist ja nur eine einzügige „Zwergenschule“.

Erste kleine Schritte, wenn auch nicht besonders schön, ein Toilettencontainer. Hier und da Malerarbeiten. Die erste Tempo-30-Zone vor einer Schule in Leipzig nach neuer gesetzlicher Regelung vor einigen Jahren. Tolle Einschulungsfeiern oder auch Weihnachtskonzerte in der Gundorfer Kirche. Absolut selbstverständlich die gute Zusammenarbeit zwischen Schule, Bürgergesellschaft und Kirchgemeinde.

Was mich am meisten beeindruckte, war die langjährige Schulleiterin, die morgens am Schultor stand und jedes Kind mit Handschlag begrüßte, jeden Tag, jedes Kind.

Dann das Versprechen im Kommunalwahlkampf 2019. In der nächsten Wahlperiode soll nun endlich der Bau losgehen. Die Akteurinnen und Akteure vor Ort haben uns vertraut. Wir sollten dieses Vertrauen nicht enttäuschen. Im letzten Winter habe ich noch Sorge gehabt, dass die Sache kippt. Sie erinnern sich? Der Grundstückstausch mit der Kirchgemeinde ging nicht durch den Grundstücksverkehrsausschuss. Er musste in den Stadtrat gehoben werden und wurde hier positiv votiert.

Wenn heute hier also der Baubeschluss in einem Gesamtumfang von 12,6 Millionen Euro gefasst wird, dürfen wir darauf hoffen, dass im Frühjahr 2027 die sanierte Schule samt Erweiterungsbau ans Netz geht. Der Zeitraum entspricht übrigens in etwa dem Zeitraum, den wir für die oben erwähnte MuKo gebraucht haben.

Wie eingangs gesagt, ein langer Atem ist nötig. Stadtratsarbeit ist kein Kurzstreckensprint, sondern eher ein Marathon. Und falls es jemanden interessiert, wenn die Wählenden es im nächsten Jahr genauso sehen wie ich, bin ich noch nicht auf der Zielgeraden, sondern habe noch einige Ideen, die bewegt werden müssen.

Jetzt bitte ich also um Zustimmung zur Vorlage und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

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