In der Dezember-Ratsversammlung waren die Kleinmesse und ihr Erhalt am Cottaweg schon Thema. Und schon da war eine Menge Druck auf dem Kessel. Denn auch die Schausteller brauchen Vorlauf, wenn sie eine FrĂĽhjahrskleinmesse organisieren. Und dazu mĂĽssen sie wissen, ob die FrĂĽhjahrskleinmesse 2025 ĂĽberhaupt stattfinden kann. Der OBM verwies auf den Rahmenplan zum Sportforum, der wohl im FrĂĽhjahr endlich beschlussreif ist. Und auf die Verhandlungen mit RB Leipzig zum Pachtvertrag. Doch das dauerte der Linksfraktion zu lange.
Sie stellte für die Ratsversammlung am 15. Januar deshalb einen Antrag, dass die Stadt unbedingt absichern müsse, dass die Frühjahrs-Kleinmesse stattfinden kann. „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, ungeachtet der aktuellen Debatte und geplanten Beschlussfassung im Stadtrat zum Rahmenplan Stadionumfeld Leipzig (Beschlussvorlage-Nr. VII-DS-0284-DS-01) die ordnungsgemäße Durchführung der Frühjahrs-Kleinmesse 2025 (Zeitraum: 19. April bis 25. Mai 2025) zu gewährleisten und alle dafür notwendigen Maßnahmen schnellstmöglich zu ergreifen.“
Was das bedeuten könnte, war dann am 15. Januar durchaus eine Streitfrage. Denn das eine ist natürlich die über 100 Jahre lange Geschichte der Leipziger Kleinmesse, von der in der Ratsversammlung niemand will, dass sie jetzt auf einmal abbricht. Das andere sind die rechtlichen Ansprüche von RB Leipzig, die auch – wie FDP-Stadtrat Sven Morlok einmal mehr feststellte – in Verträgen abgesichert sind, die alle nicht öffentlich sind. Sodass man auch scheinbar eindeutige Aussagen in einigen Medien, die Klarheit vortäuschen, mit spitzen Fingern anfassen sollte. Was sich auch auf eine in einer Zeitung zitierte Aussage bezieht, dass RB behauptet hätte, dass das Gelände der Kleinmesse als Parkplatz für sämtliche Fußballspiele im Stadion reserviert sei, so Morlok.

Rechtliche Ansprüche, dass während der Fußballspiele genügend Stellplätze am Sportforum zu gewährleisten seien, gibt es sehr wohl. Darum muss sich die Stadt bemühen – und sei es durch den Bau eines neuen Parkhauses.
Ăśber 100 Jahre Kleinmessegeschichte
Aber die Kleinmesse ist natürlich eine Veranstaltung, die den Leipzigern ans Herz gewachsen ist. Das machte auch Linke-Stadtrat Sören Pellmann noch einmal deutlich, der sich extra einen optimistisch gelben Pullover übergezogen hatte, um die Situation der Schausteller noch einmal zu schildern, die natürlich auf eine klare Ansage warten: Kann die Kleinmesse nun stattfinden oder nicht?
„Die Kleinmesse lockt seit weit über 80 Jahren Groß und Klein auf den noch heute genutzten Platz zum Vergnügen. Jährlich nutzen über 400.000 Besucherinnen und Besucher, vor allem Familien das innenstadtnahe Ausflugsziel und setzen damit eine lange Tradition fort. In kaum einer anderen vergleichbaren Großstadt gibt es in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt einen gleichermaßen zentral gelegenen und sehr gut erreichbaren Vergnügungspark. Das setzt den erforderlichen Rahmen für die zukünftige Entwicklung der Kleinmesse, um sie auch künftig für die Besucherinnen und Besucher aus unserer Stadt und der Region attraktiv zu halten“, hatte die Linksfraktion das Problem aus ihrer Sicht zusammengefasst. Sie zitiert dann mal wieder den entsprechenden Beitrag der LVZ, der natürlich auch wieder zeigt, dass es selbst bei Aussagen des Oberbürgermeisters zu so einem Thema immer Interpretationsspielraum gibt, was man da nun gehört haben will und was nicht.
„AuĂźerdem stellte der OBM am Ende seiner Pressekonferenz explizit fest: ‘Ohne Stadtratsbeschluss zum Stadionumfeld wird 2025 die Kleinmesse nicht stattfinden.’“, zitiert die Linksfraktion. „Damit stellen wir fest: Sofern der Stadtrat erst im Februar bzw. März 2025 einen vom OberbĂĽrgermeister gewĂĽnschten Beschluss zu seiner Vorlage VII-DS-02824-DS-01 ‘Rahmenplan Stadionumfeld Leipzig – Ein Rahmenplan fĂĽr den öffentlichen Raum’ fassen, wäre die DurchfĂĽhrung der FrĂĽhjahrs-Kleinmesse 2025 (geplant ist der Zeitraum: 19. April bis 25. Mai 2025) auf Grund der mehrmonatigen Vorlaufzeit fĂĽr die notwendigen Verträge organisatorisch nicht mehr möglich. Wenn der Stadtrat diese Vorlage in der ins Verfahren gegebenen Fassung hingegen nicht bestätigen sollte, wĂĽrde das darĂĽber hinaus das unmittelbare Aus der Kleinmesse am angestammten Standort bedeuten.“
Die Rolle eines Erbbaupachtvertrages
In der Dezember-Ratssitzung hatte Oberbürgermeister Burkhard Jung – statt einer von der Linksfraktion gewünschten Aktuellen Stunde – seinen Bericht des Oberbürgermeisters dazu genutzt, über den Stand der Verhandlungen kurz zu berichten und die Ratsfraktionen gebeten, auf den Januar zu warten. Denn man sei in – aus seiner Sicht guten – Gesprächen mit RB und man würde eine Lösung finden. Das betonte er auch am 15. Januar wieder.
Schon in der Vergangenheit sei die Veranstaltung der Kleinmesse auch während der Fußballspiele von RB als Zugeständnis möglich gewesen. Voraussetzung dafür aber, dass auch die Frühjahrskleinmesse 2025 stattfinden kann, sei ein mit RB verhandelter Erbbaupachtvertrag für das Kleinmessegelände. Dann, so Jung, wäre auch die Kleinmesse am Ort noch einmal für zehn weitere Jahre gesichert.

Und im Rahmen des Stadionrahmenplans müsse es dann natürlich auch einen Entwicklungsplan für das Kleinmessegelände geben. Das ist dann das, was im Frühjahr in der Ratsversammlung vorgelegt werden soll.
Für den 31. Januar hat Jung eine „Gemeinsame Sitzung Grundstücksverkehrsausschuss/FA Kultur/FA Stadtentwicklung und Bau/FA Sport“ angesetzt, wo er dann über den ausgehandelten Erbbaupachtvertrag mit RB Leipzig berichten will. Und auf dieses Datum bat er auch die Ratsfraktionen, eine Entscheidung zum Kleinmessegelände zu verschieben, den Antrag der Linksfraktion also zu vertagen. Diesen Antrag stellte dann SPD-Stadtrat Andreas Geisler, Linke-Stadtrat Volker Külow sprach dagegen.
Doch die Ratsmehrheit wollte an diesem 15. Januar noch keine Vorentscheidung zum Kleinmessegelände treffen. Mit 41:21 Stimmen plädierte die Ratsmehrheit für eine Vertagung des Linke-Antrags.
Jetzt steht der 31. Januar als nächstes Datum, an dem dann – mit einem belastbaren Erbbaupachtvertrag – die Kleinmesse am Standort Cottaweg möglicherweise fĂĽr weitere zehn Jahre gesichert werden kann. Auch das nur ein Zeitpuffer, um irgendwo im Stadtgebiet ein neues Festgelände zu finden, das dann wieder Sicherheit gibt fĂĽr die nächsten 100 Jahre.
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